29. September 2016
Magazin

„Ein unbeschreibliches Leben … “

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„Ein unbeschreibliches Leben … “

Eberhard Möbius, Kabarettist 

Eberhard Möbius an seinem Schreibtisch in der Elbschlossresidenz FOTO: CRISTINA PRINZ
Eberhard Möbius an seinem Schreibtisch in der Elbschlossresidenz FOTO: CRISTINA PRINZ
Vorhang auf für einen großen Theatermacher: Eberhard Möbius, Gründer des legendären Theaterschiffs, feiert seinen 90. Geburtstag – natürlich auf der Bühne. 

ie Liebe zu den Menschen“ – es sind nur wenige Worte, mit denen Eberhard Möbius das Geheimnis seines langen und erfüllten Lebens zusammenfasst. Er blickt zurück ohne Wehmut, ohne ein böses Wort. Und er blickt in die Zukunft, voller Optimismus und voller Tatendrang: „Es ist ein unbeschreibliches Leben“, sagt er.

In diesem Monat feiert „Möbi“, wie ihn ganz Hamburg liebevoll nennt, seinen 90. Geburtstag. Und wo, wenn nicht auf einer Theaterbühne?! „Möbi kommt mit 90 Sachen“ heißt das Stück zu seinen Ehren im Ernst-Deutsch-Theater, wo er viele Jahre selbst auf der Bühne stand. Text und Bühnenbild – Möbi ist noch heute federführend, die Musik komponierte sein langjähriger Mitstreiter Thomas Hettwer. „Es ist die Geschichte eines kleinen Jungen, der schon mit sechs Jahren davon träumt, nach Hamburg zu kommen“, erzählt Eberhard Möbius. „Meine Mutter war Hamburgerin. Wir wohnten in Wernigerode. Hamburg war für mich die Welt.“ Die schwere, körperliche Arbeit als Kesselreiniger brachte ihn in den 50er Jahren in die Hansestadt. Nach Feierabend widmete Möbi sich seiner großen Leidenschaft, dem Theater. Als er einer Gesangspädagogin bei einer Inszenierung helfen sollte, öffnete ihm eines Tages deren Tochter die Tür. Eberhard Möbius: „Unglaublich – diese Mähne, diese langen Beine. Sie lächelte. Und sie hat 52 Jahre lang die Tür nicht mehr zugemacht.“ So lange waren Christa und Eberhard Möbius verheiratet. Partner im Leben, Partner im Theater. 1975 eröffneten sie ihr schwimmendes Theaterschiff und machten im Nikolaifleet fest. „Ich riss die Karten ab, Christa saß an der Kasse“, so Eberhard Möbius. Er erzählt von Walter Scheel, der spontan auf der Bühne erschien. Von Helmut Schmidt, der ihm noch kurz vor seinem Tod einen Brief schrieb. Von Senta Berger, die sich für die lehrreiche Erfahrung auf dem Schiff bedankte.

Schwere, körperliche Arbeit als Kesselreiniger brachte ihn in den 50er Jahren in die Hansestadt.

Vor vier Jahren starb Christa Möbius. Noch vor ihrem Tod war das Ehepaar in die Elbschlossresidenz in Nienstedten gezogen. Im obersten Stock hat Eberhard Möbius einen herrschaftlichen Blick über Elbe und Airbus. Steinskulpturen und Pflanzen schmücken seinen Balkon. Die Wohnung ist ein Spiegel seines Lebens. Fotografien, Gemälde, Stofffiguren, Porzellanengel – Erinnerungsstücke eines bewegten Lebens. Reihenweise Bücher mit persönlichen Widmungen. Fotos an den Wänden und in den Regalen erinnern an seine Christa: „Ich bin immer noch ganz stark mit ihr verbunden“, sagt Eberhard Möbius. „Als sie starb, habe ich ihr einen Brief geschrieben. Und noch einen. Dann sagte ich mir: ,Was schreibst du immer nur Briefe? Schreib doch einfach ein Buch!’“ Mittlerweile ist das sechste Buch mit handschriftlichen Notizen und Fotos fast vollendet.

Eberhard Möbius lässt andere an seiner Zuversicht teilhaben. Er, selbst Bewohner einer Seniorenresidenz, besucht vier- bis fünfmal im Monat ehrenamtlich Altenheime. Um den Menschen ihre Schwermut, ihren Gram zu nehmen. „Dann komme ich mit meinem Rollator und sage: ‚Mein Name ist Möbius, ich bin der Admiral der norddeutschen Rollator-Flotte. Haben Sie keine Angst vor dem Sensenmann. Der kommt sowieso – ob sie warten oder nicht.’“ Auf seinem Schreibtisch stapeln sich neue Projekte. Eberhard Möbius zeigt auf einen Band von Manesse: „Dieses Jahr lese ich wieder bei ,Märchen im Michel’ – zum 25. Mal!“ Noch sitzt er über den Bühnenvorbereitungen zu seiner Geburtstagsfeier. Sein Wunsch zum 90.: „Ein ausverkauftes Haus.“

Autor: Cristina Prinz
textprinz(at)gmail.com

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