SEEFAHRT
Bei einem Taifun in den Mast
Aus dem Leben eines Blankeneser Kapitäns
![Die „Muansa“ wurde 1911 bei der Werft Bremer Vulkan für die Reederei Deutsche Ost-Afrika-Linie (DOAL) gebaut. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges brachte die Besatzung das Schiff in Argentinien in Sicherheit und 1920 wurde es nach Deutschland zurückgeschleppt.](https://backoffice.transmatico.com/system-images/image_zEBdQi.jpg)
Bilder, Fotografien, Gedichte, Zeitungsausschnitte – Adda Knabe-Behrmann hat einen Ordner über das Leben ihres Vaters prall gefüllt. Im Mittelpunkt dabei steht ein Ereignis, das bald 100 Jahre zurückliegt. Ein Vorfall, der Adda Knabe- Behrmann heute noch aufwühlt. „Mein Vater war ein Held“, so die gebürtige Berlinerin.
![Sven Oskar Behrmann als vierter Offizier auf dem Frachter „Muansa“, dem damals vierten Schiff der Deutschen Ost-Afrika-Linie](https://backoffice.transmatico.com/system-images/image_2LJnjO.jpg)
„This brave act“
Für den Frachter und die Männer an Bord war das nicht die erste Bewährungsprobe. Nur drei Jahre nachdem die „Muansa“ von der Bremer Vulkan Werft an die Deutsche Ost-Afrika-Linie (DOAL) geliefert worden war, brach der Erste Weltkrieg aus. Die Besatzung brachte das Schiff in Argentinien in Sicherheit.
1920, der Weltkrieg ist seit zwei Jahren beendet, wird die „Muansa“ nach Deutschland zurückgeschleppt. In Hamburg wird sie wieder instandgesetzt, um dann an die Sieger des Krieges ausgeliefert zu werden. Doch die DOAL kauft das Schiff unverzüglich zurück – das einzige Schiff der Reederei, das vor der Auslieferung zurückgekauft wird.
![Georg Johannes Behrmann, Leiter der Kosmos-Linie und Vater von Sven Behrmann. Die Ehefrau Bertha stammte aus Norwegen](https://backoffice.transmatico.com/system-images/image_3lSN5X.jpg)
Tatsächlich muss Sven Behrmann ein ungewöhnlicher Mann gewesen sein. Denn die Reederei schreibt später an ihn, er arbeitet für die DOAL: „Lieber Herr Kapitän Behrmann, Sie sind bei uns in der Nautischen Abteilung bisher als Offizier geführt worden. Da aber die Tätigkeit, die Sie seit Jahren zu unserer Zufriedenheit ausüben, einer Schiffsführung gleichwertig ist und da Sie außerdem nach Ihrem Dienstalter nunmehr befördert würden, ermächtigen wir Sie, sich von jetzt an Kapitän zu nennen. Wir werden Sie unter dieser Bezeichung auch in unseren Listen führen.“
![Plakat von 1927 für die Woermann-Linie mit eingetragenen Routen der Reederei](https://backoffice.transmatico.com/system-images/image_PBr0Wo.jpg)
![Taufschein für die Behrmann-Tochter Adda, die im September 1957 mit der „Ubena“ den Äquator überschritten hatte](https://backoffice.transmatico.com/system-images/image_qdJyoO.jpg)
Zu diesem Zeitpunkt ist die „Muansa“ bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges das einzige Frachtschiff der DOAL im Liniendienst.
Am 26. August 1939 läuft die „Muansa“ auf ihrer letzten Friedensreise aus Monrovia kommend in Hamburg ein. Danach wird sie als Truppentransporter bei der Besetztung Norwegens eingesetzt. Am 7. April 1940 verlässt der Frachter Stettin mit Kurs Oslo. Während andere, so der ehemalige Walfänger „Rau 6“, torpediert werden, trifft die „Muansa“ unbeschädigt in Oslo ein.
Das Rückwandereramt bewilligt Kriegshilfe
![Sven Behrmann, 1979. Der fast 80-Jährige wohnt zu dieser Zeit in der Auguste-Baur-Straße in Blankenese](https://backoffice.transmatico.com/system-images/image_2818UX.jpg)
Und die „Muansa“? Das 5.408-BRT-Schiff liegt zu diesem Zeitpunkt rund sechs Seemeilen nordöstlich vom Leichtturm Kjolness am Meeresboden. Das sowjetische U-Boot „L 20“ hat es torpediert und auf der Sven Oskar Behrmann, der diese Persönlichkeit entscheidend mitprägte, starb 95-jährig in einem Blindenheim in Ratzeburg. Sein Andenken hält die Tochter Adda nicht nur in einem prall mit Bildern, Dokumenten und Gedichten gefüllten Ordner wach.
Autor: uwe.petersen(at)kloenschnack.de
Alle Fotos privat
![Haspa](https://backoffice.transmatico.com/system-images/image_tSqxfa.jpg)