26. Dezember 2025
Iserbrook

Der Hunger vor der eigenen Tür

Immer mehr Menschen in Hamburg sind von Armut bedroht. Wenn das Geld am Ende des Monats nicht mal mehr für Lebensmittel reicht, springt die Hamburger Tafel ein. Ein Besuch bei der Iserbrooker Tafel.

Ehrenamtliche Helfer packen jede Woche mit an, um Lebensmittel an Bedürftige auszugeben.

Ehrenamtliche Helfer packen jede Woche mit an, um Lebensmittel an Bedürftige in Iserbrook auszugeben.

Es ist 8 Uhr, draußen ist es frisch und grau. Doch schon beim Betreten des Iserbrooker Gemeindehauses schallt uns ein warmes Hallo entgegen. Rund 16 Menschen unterschiedlichster Nationen haben sich im Gemeindesaal versammelt, um wie jeden Freitag Großes zu leisten: Sie sind ehrenamtliche Helfer bei der Lebensmittelausgabe der Stadtteildiakonie Sülldorf-Iserbrook.

Die Aufgaben verteilen sich wie von selbst, jeder packt an, wo Hilfe gebraucht wird. So verwandelt sich das gesamte Gemeindehaus in ein Mini-Kaufhaus. Allerdings betreten die Kunden das Gebäude nicht, sondern reihen sich brav in einer Warteschlange vorm Eingang auf und erhalten dort die bereits vorgepackten, kostenlosen Tüten. Doch bis die Tüten vorgepackt sind, braucht es viele Handgriffe und Organisation – deswegen packen alle kräftig mit an. Das Team arbeitet konzentriert und gezielt, dabei wird aber auch gelacht und hier und da ein Scherzchen gemacht.

Viele Hände verteilen die Spenden in Tüten.
Viele Hände verteilen die Spenden in Tüten.

Mit viel Herzblut anpacken
Mittendrin im bunten Treiben findet sich Susanne Alms de Ocaña, Einrichtungsleiterin der Stadtteildiakonie Sülldorf-Iserbrook; sie koordiniert die Ehrenamtlichen. „All unsere Helfer sind aus demselben Grund hier: Sie wollen sich für ihre Nachbarschaft einsetzen. Egal ob Mann oder Frau, Jung oder Alt. Sie geben mit ganz viel Herzblut alles, damit Bedürftige abends einen vollen Kühlschrank haben.“ Zwei Lieferungen der Hamburger Tafel erwarten die zum Teil langjährigen Helfer an diesem Tag. Der erste Sprinter bringt Brot, Nudeln, Reis, Joghurt und mehr. Der zweite liefert später Obst und Gemüse. Nun heißt es schnell machen, denn gegen 15 Uhr kommen die Notleidenden, darunter Mütter und Rentner. Die Helfer fassen fleißig mit an, klettern in den Sprinter, reichen schwere Kisten raus, andere packen bereits in den vorbereiteten Räumen auf zahlreichen Tischen die Kisten aus und sortieren vor. „Wir haben uns über die Jahre ein gutes System aufgebaut. Das erleichtert später das Tüten packen“, so Arturo Schmidt-Ullauri.

Die Nahrungsmittelspenden werden gerecht verteilt
Die Lebensmittel sollen gerecht aufgeteilt werden. „Wir brauchen ja für alle Nutzer genügend Nahrungsmittel, deswegen packen wir beispielsweise ein Vierer-Pack Joghurt aus, damit in jeder Tüte mindestens ein Becher landet“, erklärt Susanne Alms de Ocaña. Wer sich bei der Lebensmittelausgabe in Iserbrook einreiht, braucht einen gültigen Nachweis der Bedürftigkeit, deswegen stellen sich viele Menschen persönlich im Büro von Susanne Alms de Ocaña vor. „Ich kenne die Gemeindemitglieder und ihre Geschichten aus der Sozialberatung.“
Die Lebensmittelausgabe an der Schenefelder Landstraße ist den Bedürftigen der Elbvororte vorbehalten, sonst würden die Nahrungsmittel nicht ausreichen. Die Abgabestelle Iserbrook wurde als eine der ersten ihrer Art zu Nikolaus 2007 in Kooperation mit Osdorf ins Leben gerufen. Über die Jahre sind die Zahlen der Bedürftigen weiter angestiegen, dabei sind die Lebensmittelspenden an die Tafel rückläufig. Das trifft die Armen unserer Stadt natürlich am härtesten.

Wenn sich Menschen unangemeldet anstellen, hilft die Diakonie mit einem Einkaufsgutschein aus, denn hungrig soll niemand gehen. „Um das möglich zu machen, sind wir auf finanzielle Spenden angewiesen“, weiß Susanne Alms de Ocaña.

Lebensmittelausgabe in Iserbrook
In Kooperation mit der Hamburger Tafel findet in Iserbrook wöchentlich eine Lebensmittelausgabe statt. Ein engagiertes Team aus ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern bereitet Lebensmitteltüten vor. Jeden Freitags findet in der Kirchengemeinde Sülldorf Iserbrook, in der Schenefelder Landstraße 202 um 15 Uhr die Ausgabe statt. Unter Einhaltung der geltenden Hygienevorschriften werden Lebensmittel an Bedürftige ausgegeben. Kontakt: 040 – 87 08 34 15 oder 040 – 60 77 48 202.

Hintergrund:
Die Hamburger Tafel sammelt überschüssige Lebensmittel im Handel und bei Herstellern ein. Diese verteilt sie an 31 Lebensmittelausgabestellen. Davon profitieren auch Lebensmittelhändler und -hersteller, denn sie übernehmen soziale Verantwortung und reduzieren ihren Müll.

Spenden:
Spendenkonto: EV. Bank  DE 77 5206 0410 1606 4900 18
Stichwort: Lebensmittelausgabe Iserbrook

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