HISTORIE
… als die Lampe brannte
Was Hamburg sein „Starclub“, war Blankenese seine „Kurbelwelle“
Später wurden in bescheidener Menge Getränke im Club verkauft (Bier: 0,80 Pfennig) und für die Beköstigung „schnitzten“ die jungen Frauen aus rohen Kartoffeln Pommes frites, die vor Ort in Öl gebacken wurden. Ein absolutes Novum im an Bratkartoffeln gewöhnten Blankenese jener Zeit.
Wieso der Name „Kurbelwelle“, wo es doch auch Vorschläge wie „Eierschale“ oder gar „Badewanne“ für den Clubnamen gegeben haben soll? Auf die Idee kam „Miki“, einer der Clubgründer, nachdem die Kurbelwelle seines VW-Busses nach einer Reparatur im Keller herumlag.
1966 war dann wirklich Schluss. Offenbar war der Mietvertrag nicht erneuert worden bzw. die Jugend zog es mehr in Richtung Reeperbahn, wo zahlreiche neue Lampen leuchteten. Vorher wurde noch der Klimperkasten auseinandergenommen und alle, die am Clubleben beteiligt waren, nahmen zur Erinnerung je einen Hammer des Klaviers als materielles Kulturerbe mit.
Auch heute brennt im Hinterhof der Blankeneser Bahnhofstraße 7-9 keine Lampe mehr. Der Keller ist weg, das Haus abgerissen, eine Art Mondlandschaft liegt in der inneren Region zwischen Bahnhofstraße und Auguste-Baur-Straße. Querelen beim Bauvorhaben, heißt es, verhindern seit Jahren den Fortgang – das Gegenteil der Idee des Blankeneser Literaten-Clubs, wo alle mit dazu beitrugen, die Kurbelwelle in Schwung zu halten, indem sie sich selbst mitdrehten. Claus Deimel
Wir bedanken uns bei Claus H. Eggers, Erke Kurmies und Helmut Schliffke für zahlreiche Informationen. Weitere Begebenheiten und Abbildungen sind entnommen den Beiträgen von Claus Bandilla und einem mit „ds“ zeichnenden Autor in „Blankenese. Monatsschrift des Blankeneser Bürgervereins. Jahrgang 1963“ (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, X 11184,