1. September 2015
Magazin

„Babette“ sagt Tschüss!

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„Babette“ sagt Tschüss!   

Geschäftsaufgabe Ende des Jahres nach 40 Jahren 

Gibt nach 40 Jahren ihr Wäschegeschäft „Babette“ auf: Inhaberin Barbara Teßmer. FOTO: HÖSCH
Gibt nach 40 Jahren ihr Wäschegeschäft „Babette“ auf: Inhaberin Barbara Teßmer. FOTO: HÖSCH
1975 eröffnete Barbara Teßmer mit „Babette“ den ersten Dessousladen in Blankenese. Ende dieses Jahres gibt sie ihr Wäschegeschäft an der Blankeneser Bahnhofstraße 4 auf.
Dessous sind alterslos. Jede Frau kann sich das kaufen, was ihr persönlich gefällt“, sagt Barbara Teßmer vom Wäscheladen „Babette“ in Blankenese. Und sie muss es wissen. Seit 40 Jahren betreibt sie ihren Dessousladen in dem malerischen Elbvorort. Gelernt hat die gebürtige Cuxhavenerin, die Mitte der 1960er Jahre mit ihren Eltern nach Wedel zog, Einzelhandelskauffrau. Ihre beruflichen Anfänge im Hamburger Westen absolvierte sie Anfang der 1970er Jahre im damaligen Modeladen von Gertrud Hein an der Blankeneser Bahnhofstraße. „Das war damals der In-Laden, wie man heute sagen würde“, so Teßmer. Und sie ergänzt: „Dessous hatten wir allerdings nicht im Sortiment. Es gab zum damaligen Zeitpunkt in Blankenese mit Blöcker und Ladendorf nur ein Geschäft, das Unterwäsche führte.“

Als sie eines Abends nach Feierabend durch die Bahnhofstraße bummelte, kam ihr nach eigenen Worten mit einem Mal der Gedanke: „Dessous verkaufen kann ich auch, ich mache mich selbstständig“. Gedacht, getan. Mit 20.000 Mark und ihrem Vater als Bürgen eröffnete sie am 1. September 1975 Babette Wäschemoden an der Blankeneser Bahnhofstraße, Ecke Kiekeberg direkt neben dem Blankeneser Kino. „Ich fand den Standort für mein Geschäft von Anfang an für einen Dessousladen ideal, da er diskret gelegen ist“, sagt sie. Besonders stolz ist sie noch heute darauf, dass 1975 der Blankeneser Grafiker Hans-Peter Kunkel im Eingangsbereich ihres Geschäftes auf einer Wand das Treppenviertel porträtierte. „Es gibt Blankeneser, die zu mir in den Laden kommen, um das Gemälde anzusehen“, sagt sie.

Wenn sie an ihre „Dessousanfänge“ zurückdenkt, schmunzelt sie immer wieder über die ein oder andere Anekdote. „Ich erinnere mich an Modenschauen im Strandhotel oder an ein Fotoshooting in der Alten Linde, über das der KLÖNSCHNACK berichtete“, so Teßmer. Der Umgang der Kunden mit dem Thema Damenunterwäsche habe sich im Laufe der Jahrzehnte ebenso verändert wie die Dessous an sich, so Teßmer. „Früher waren Männer, die für ihre Frau oder Freundin etwas Hübsches kaufen wollten, sehr viel schüchterner, als das heutzutage der Fall ist“, sagt sie.

„Es war damals eine Revolution, dass der Trend weg ging von der hautfarbenen Rippunterhose hin zu farbenfrohen Dessous. Strapse, Torselettes und Strings bestimmten damals zusehends den Dessousmarkt“, fährt sie fort. Im Vergleich zu früher sei die Unterwäsche in ihrer Verarbeitung besser geworden. Hauptsächlich würden heute Materialien wie Baumwolle und Microfaser verwendet. Ihr Ziel sei es bis heute, hochwertige und exklusive Unterwäsche sozusagen an die Frau zu bringen. So finden Kundinnen bei „Babette“ bekannte Dessoushersteller wie etwa Marie Jo oder Bitzer. „Auch heute noch werden die Dessoustrends von den Franzosen und Italienern bestimmt“, sagt Teßmer.

Ob Wäschesets, bestehend aus BH, Höschen und Hemdchen, schlichte oder detailverliebte Dessous, Teßmers Repertoire ist vielseitig. Die wichtigsten Aspekte in ihrem Beruf seien für sie die individuelle, professionelle Beratung, Diskretion, Feinfühligkeit und Freundlichkeit. „Eine angenehme Atmosphäre für meine Kundinnen zu schaffen ist mir und meiner Kollegin Christiane Winterstein sehr wichtig“, sagt Teßmer, die in ihrer 40-jährigen Tätigkeit Dessousmessen von München bis Paris besuchte, um immer auf dem neuesten Stand zu sein und die exklusiven Wäschetrends in die Elbvororte zu bringen.

Doch bei aller Liebe zu ihrem Beruf, Ende Dezember wird sie ihren Dessousladen schließen. „Es drängen bedingt durch das Internet immer mehr Dessousanbieter auf den Markt. Um mithalten zu können, müsste ich mein Programm total umstellen und das möchte ich nicht. Außerdem muss ich nicht mehr arbeiten“, so Teßmer, die es außerdem sehr bedauert, dass in den letzten Jahren immer mehr Geschäfte die Blankeneser Bahnhofstraße verlassen haben. „Ich finde, dass sich der Leerstand hier in den letzten zwei Jahren leider sehr verstärkt hat“, sagt sie.

„Mir liegen meine Kunden sehr am Herzen, einige von ihnen kenne ich schon über Jahrzehnte und ich danke ihnen für ihre langjährige Treue. Ich gebe mein Geschäft zwar mit einem lachenden und einem weinenden Auge ab, freue mich aber künftig, sowohl mehr Zeit für meine Hündin Kyra zu haben als auch für Reisen“, so Barbara Teßmer.

Autor: cornelia.hoesch(at)kloenschnack.de
 

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