SEEFAHRT
Bei einem Taifun in den Mast
Aus dem Leben eines Blankeneser Kapitäns
Bilder, Fotografien, Gedichte, Zeitungsausschnitte – Adda Knabe-Behrmann hat einen Ordner über das Leben ihres Vaters prall gefüllt. Im Mittelpunkt dabei steht ein Ereignis, das bald 100 Jahre zurückliegt. Ein Vorfall, der Adda Knabe- Behrmann heute noch aufwühlt. „Mein Vater war ein Held“, so die gebürtige Berlinerin.
„This brave act“
Für den Frachter und die Männer an Bord war das nicht die erste Bewährungsprobe. Nur drei Jahre nachdem die „Muansa“ von der Bremer Vulkan Werft an die Deutsche Ost-Afrika-Linie (DOAL) geliefert worden war, brach der Erste Weltkrieg aus. Die Besatzung brachte das Schiff in Argentinien in Sicherheit.
1920, der Weltkrieg ist seit zwei Jahren beendet, wird die „Muansa“ nach Deutschland zurückgeschleppt. In Hamburg wird sie wieder instandgesetzt, um dann an die Sieger des Krieges ausgeliefert zu werden. Doch die DOAL kauft das Schiff unverzüglich zurück – das einzige Schiff der Reederei, das vor der Auslieferung zurückgekauft wird.
Tatsächlich muss Sven Behrmann ein ungewöhnlicher Mann gewesen sein. Denn die Reederei schreibt später an ihn, er arbeitet für die DOAL: „Lieber Herr Kapitän Behrmann, Sie sind bei uns in der Nautischen Abteilung bisher als Offizier geführt worden. Da aber die Tätigkeit, die Sie seit Jahren zu unserer Zufriedenheit ausüben, einer Schiffsführung gleichwertig ist und da Sie außerdem nach Ihrem Dienstalter nunmehr befördert würden, ermächtigen wir Sie, sich von jetzt an Kapitän zu nennen. Wir werden Sie unter dieser Bezeichung auch in unseren Listen führen.“
Zu diesem Zeitpunkt ist die „Muansa“ bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges das einzige Frachtschiff der DOAL im Liniendienst.
Am 26. August 1939 läuft die „Muansa“ auf ihrer letzten Friedensreise aus Monrovia kommend in Hamburg ein. Danach wird sie als Truppentransporter bei der Besetztung Norwegens eingesetzt. Am 7. April 1940 verlässt der Frachter Stettin mit Kurs Oslo. Während andere, so der ehemalige Walfänger „Rau 6“, torpediert werden, trifft die „Muansa“ unbeschädigt in Oslo ein.
Das Rückwandereramt bewilligt Kriegshilfe
Und die „Muansa“? Das 5.408-BRT-Schiff liegt zu diesem Zeitpunkt rund sechs Seemeilen nordöstlich vom Leichtturm Kjolness am Meeresboden. Das sowjetische U-Boot „L 20“ hat es torpediert und auf der Sven Oskar Behrmann, der diese Persönlichkeit entscheidend mitprägte, starb 95-jährig in einem Blindenheim in Ratzeburg. Sein Andenken hält die Tochter Adda nicht nur in einem prall mit Bildern, Dokumenten und Gedichten gefüllten Ordner wach.
Autor: uwe.petersen(at)kloenschnack.de
Alle Fotos privat