2. Mai 2017
Magazin

Blowin’ in the wind

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GESCHICHTE

Blowin’ in the wind

50 JAHRE – DIE ACHTUNDSECHZIGER

Mit den 68ern und den Hippies begann in den 1960er Jahren der Ausbruch aus dem Mief der Nachkriegszeit FOTO: GRISCHA GEORGIEW_FOTOLIA.COM 
Mit den 68ern und den Hippies begann in den 1960er Jahren der Ausbruch aus dem Mief der Nachkriegszeit FOTO: GRISCHA GEORGIEW_FOTOLIA.COM 
Vor 50 Jahren erschoss ein Berliner Polizist den Studenten Benno Ohnesorge. Der 2. Juni 1967 und die 1960er bis in die 1970er Jahre gelten als Aufbruch jener Tage, die bei denen, die dabei waren, als gesellschaftspolitischer Urknall der jungen Bundesrepublik Deutschland und als Ausbruch aus dem Mief der Adenauer-Ära gelten. Die Musik dazu glich einer Kulturrevolution.

Das Thema „Die 68er“ besteht zwangsläufig aus Glatteis, Herausforderung, Mißverständnis und Überinterpretation. Die „Mitglieder“ dieser Ära sind gewürdigt oder belächelt, vergessene Krieger, Körnerfresser und Nostalgiker, die neuen „Ewiggestrigen“ oder Wahrheitspächter.

Der „Spiegel“ schrieb 2007: „Die 68er“ gab es schon 1968 nicht, und in den Jahrzehnten danach gab es sie – als geschlossene Bewegung – immer weniger; sie waren eine heterogene Masse mit unterschiedlichen Auffassungen: gleichzeitig gewaltfrei, gewaltbereit; pazifistisch, bellizistisch; marktgläubig, plangläubig; autoritär, antiautoritär; chauvinistisch, feministisch; maoistisch, trotzkistisch, stalinistisch, spontaneistisch, sozialdemokratisch, liberal; gläubig, ungläubig; antikommunistisch, prokommunistisch; karrieregeil, hedonistisch; kinderfeindlich, kinderfreundlich; bürgerlich, kleinbürgerlich, antibürgerlich; konsumfixiert, konsumfeindlich; staatsgläubig, anarchistisch; sie waren alles und nichts, und das gleichzeitig.

Die auf jeden Fall bemerkenswerte Ära eines gesellschaftlichen Wandels füllt heute Fach- und Sachbücher, Biographien, Rückblicke, Ansichten und Interpretationen. Das Aufeinanderprallen der Generationen, der neue Lebensstil, die Mode, die Musik und last but not least die kritische Ablehnung einer festgefahrenen Weltpolitik, die ihre fragwürdigen Werte in Vietnam „verteidigen“ wollte, war auch in den Elbvororten spürbar.

SOMMER 1974: Pausenhof mit Minirock, Gymnasium Kirschtenstraße FOTO: JENS FRAUPEL 
SOMMER 1974: Pausenhof mit Minirock, Gymnasium Kirschtenstraße FOTO: JENS FRAUPEL 

SOMMER 1974: Blankeneser Bahnhof, „Gammler“ an der Blankeneser Landstraße FOTO: JENS FRAUPEL 
SOMMER 1974: Blankeneser Bahnhof, „Gammler“ an der Blankeneser Landstraße FOTO: JENS FRAUPEL 
SOMMER 1965: Pausenhof, Schule Dockenhuden: Claus Deimel, Klaus Schümann, Hans Duncker, Hans-Joachim Hildebrandt, Jens Hormel, Rainer Prawitt FOTO: PRIVAT
SOMMER 1965: Pausenhof, Schule Dockenhuden: Claus Deimel, Klaus Schümann, Hans Duncker, Hans-Joachim Hildebrandt, Jens Hormel, Rainer Prawitt FOTO: PRIVAT
SOMMER 1964: Schulfest – erste Liebe mit den Beatles statt Foxtrott mit den Eltern FOTO: PRIVAT 
SOMMER 1964: Schulfest – erste Liebe mit den Beatles statt Foxtrott mit den Eltern FOTO: PRIVAT 

SOMMER 1969: Klaus Runge und Heiner Goßler, Dienst am Zapfhahn in der alten „Linde“ FOTO: PRIVAT 
SOMMER 1969: Klaus Runge und Heiner Goßler, Dienst am Zapfhahn in der alten „Linde“ FOTO: PRIVAT 
SOMMER IN DEN 1970ern: Hippies Jan Gutschow und Achaz Prinz Reuss FOTO: PRIVAT
SOMMER IN DEN 1970ern: Hippies Jan Gutschow und Achaz Prinz Reuss FOTO: PRIVAT
SOMMER 1968: Strandmode am Blankeneser Strandweg 
SOMMER 1968: Strandmode am Blankeneser Strandweg 
SOMMER 1974: „Willy wählen“, Wahlwerbung am Blankeneser Bahnhof FOTO: JENS FRAUPEL 
SOMMER 1974: „Willy wählen“, Wahlwerbung am Blankeneser Bahnhof FOTO: JENS FRAUPEL 
Bewegungsvertreter und Kommunarden wie Fritz Teufel, Dieter Kunzelmann, Rainer Langhans und Uschi Obermaier wurden zu Stars. Lokale Größen trafen sich derweil bei Tchibo in Blankenese (heute Parfümerie Douglas) in der Bahnhofstraße, wohnten in ersten WGs oder bei den Eltern.

Politisch mehr oder weniger engagiert war indes die Teilnahme an Anti-Springer-Demos Pflicht. Der darüber hinaus politisch Bewusste trat irgendeiner K-Gruppe bei und skandierte bei der Osterdemo 1968 an der Kaiser-Wilhelm-Straße „Ho- Ho-Ho-Chi-Minh!“.

Der romantisierte Sympathisant gestattete sich verstohlen die Frage: „Wer ist eigentlich dieser Ho-Chi-Minh?“

Den Sound zur Demo lieferten Jimi Hendrix mit seinem „Hey Joe“ (1966) oder die Rolling Stones, passenderweise mit „Satisfaction“ (1965).

LS - Praxis
Der Konflikt der Generationen zwischen Haaren und Gehorsam

Die herrschende Gesellschaft störte sich an allem, was die neue Jugend hervorbrachte. Doch das galt auch um – gekehrt für das, was „die Alten“ mitbrachten. Aus dem Mief der Adenauer-Ära mit Alt-Nazis als Würden- und Amtsträger und einer Alpenveilchen- Spießbürgerlichkeit erwuchs das neue Selbstbewusstsein einer Generation mit freiheitlichen Ansprüchen. Lange Haare, antiautoritäre Erziehung, Widerspruch, Protest, Verweigerung standen dem kleinbürgerlichen Ordnungswahn plötzlich selbstbewusst gegenüber. Das deutsche „Jawoll“ war vorbei. Das Leben wurde bunter und lustiger. Flowerpower irritierte die etablierte Welt. 

SOMMER 1971: „Hippiemarkt“-Besucher Rolf Zuckowski FOTO: THOMAS KUKUCK  
SOMMER 1971: „Hippiemarkt“-Besucher Rolf Zuckowski 
FOTO: THOMAS KUKUCK  
SOMMER 1971: „Hippiemarkt“ in Blankenese mit Hans Henderson, Fritz Karl und Stefan Schneider FOTO: THOMAS KUKUCK 
SOMMER 1971: „Hippiemarkt“ in Blankenese mit Hans Henderson, Fritz Karl und Stefan Schneider 

FOTO: THOMAS KUKUCK 
SOMMER 1971: „Hippiemarkt“- Besucher Dan Bernstein, Freundin FOTO: THOMAS KUKUCK
SOMMER 1971: „Hippiemarkt“- Besucher Dan Bernstein, Freundin 

FOTO: THOMAS KUKUCK
SOMMER 1971: „Hippiemarkt“- Harley-Klassiker in der Probst- Paulsen-Straße FOTO: THOMAS KUKUCK 
SOMMER 1971: „Hippiemarkt“- Harley-Klassiker in der Probst- Paulsen-Straße FOTO: THOMAS KUKUCK 
SOMMER 1967: „Pflicht“ für die Szene – der R4 von Renault FOTO: JENS FRAUPEL  
SOMMER 1967: „Pflicht“ für die Szene – der R4 von Renault FOTO: JENS FRAUPEL  

SOMMER 1968: Peterwagen in Sülldorf (sprang schlecht an) 
SOMMER 1968: Peterwagen in Sülldorf (sprang schlecht an) 

SOMMER 1974: Treffpunkt Tchibo in der Blankeneser Bahnhofstraße 
SOMMER 1974: Treffpunkt Tchibo in der Blankeneser Bahnhofstraße 
SOMMER 1967: Die Beatles in der „Linde“ 
SOMMER 1967: Die Beatles in der „Linde“ 

Das Leben wurde bunter und lustiger  - Das deutsche „Jawoll“ und das Alpenveilchen-Spießertum wehrten sich
Parka, Minirock, Schlaghosen, Beatlestiefel, lange Haare und toupierte Bienenkörbe

Wer etwas auf sich hielt, folgte den Anordnungen der Mode. Der Individualismuswahn späterer Zeiten hielt sich noch in Grenzen, man trug, was angesagt war. Der olivgrüne US-Parka (ein Muss), Twiggys Minirock (Pflicht), die Schlaghose (zwingend), die Flokatiweste (für den bewussten „Gammler“), Beatle-Stiefel und -Jacke mit Stehkragen (aus Abgrenzungsgründen notwendig) oder der lässig getragene Übergangsmantel mit schwarzem Rollkragenpullover und Camus’ „Mythos“ („unauffällig“ in der Manteltasche) waren so wichtig wie der erste Joint. Die Diktatur des Zeitgeistes schlug lückenlos zu.

Curd Jürgens (1915 - 1982), „der normannische Kleiderschrank ...“ FOTO: BUNDESARCHIV, B 145 BILD-F034157-0020// ENGELBERT REINEKE
Curd Jürgens (1915 – 1982), „der normannische Kleiderschrank …“ FOTO: BUNDESARCHIV, B 145 BILD-F034157-0020// ENGELBERT REINEKE
Freddy Quinn (1931), lebte eine Zeitlang in Blankenese FOTO: HUGO VAN / ANEFO / NATIONAAL ARCHIEF 
Freddy Quinn (1931), lebte eine Zeitlang in Blankenese 

FOTO: HUGO VAN / ANEFO / NATIONAAL ARCHIEF 

Heinz Rühmann (1902 - 1994), Schauspieler FOTO: DEUTSCHE FOTOTHEK, CC BY-SA 3.0 DE
Heinz Rühmann (1902 – 1994), Schauspieler FOTO: DEUTSCHE FOTOTHEK, CC BY-SA 3.0 DE

Brigitte Bardot (1934), Sexsymbol, Schauspielerin FOTO: MICHEL BERNANAU / GFDL  
Brigitte Bardot (1934), Sexsymbol, Schauspielerin FOTO: MICHEL BERNANAU / GFDL  

Mario Adorf (1930), Schauspieler, Filmbösewicht FOTO: BUNDESARCHIV, B 145 BILD-F034156-0012 ENGELBERT REINEKE  
Mario Adorf (1930), Schauspieler, Filmbösewicht FOTO: BUNDESARCHIV, B 145 BILD-F034156-0012 ENGELBERT REINEKE  
Sean Connery (1930), erster James Bond-Darsteller FOTO: MIEREMET, ROB / ANEFO  
Sean Connery (1930), erster James Bond-Darsteller

 FOTO: MIEREMET, ROB / ANEFO  
Heinz Ehrhardt (1909 - 1979), starker Komiker FOTO: ANDREAS AHRENS (DEUTSCHE POST AG) 
Heinz Ehrhardt (1909 – 1979), starker Komiker FOTO: ANDREAS AHRENS (DEUTSCHE POST AG) 
Chic Chic in Othmarschen, Pony in Nienstedten oder das Skokian in Blankenese

Die 1960er Jahre hatten für die Elbvororte einiges zu bieten – zumindest, was die Tanz- und Schwoofszene dieser Tage betrifft. Mehr als ein halbes Dutzend einschlägiger Tanz- und Beatschuppen (das Wort „Discothek“ gab’s noch nicht) waren damals gut besucht und hatten am Wochenende volles Haus. Manche Ehe fand ihren Anfang im „Chic Chic“ an der Otto-Ernst-Straße in Othmarschen oder im „Skokian“ an der Blankeneser Hauptstraße (später Inneneinrichter Matschke). Die Musik beherrschte alles und bahnte sich ihren Weg.

Am 18. August 1960 stand auf der Großen Freiheit in einer Musikkneipe mit dem Namen Indra eine Band aus Liverpool auf dem Programm, die „Fab Four“. Was heute als Stunde null der Kulturrevolution der westlichen Hemisphäre gilt, war nichts anderes als der erste Auftritt der Beatles.

Die Musik dieser Tage  - Beat und Rock schlagen mit ungekannter Wucht zu 

Am 12. April 1962 öffnete der legendäre „Star-Club“ und titelte auf seinen Plakaten den Satz: „Die Zeit der Dorfmusik ist vorbei!“ Musiker wie Bill Haley, Chuck Berry, Jerry Lee Lewis, Little Richard, Ray Charles und jede Menge junger Beat-Bands aus England und den USA kamen nach St. Pauli. Die Stimmung war gewaltig. Bald darauf folgten die ersten deutschen Beat-Bands, wie The Rattles, The Lords und The Rivets.

In Othmarschen drehte sich im Chic Chic im violett-blauen Licht eine Silberkugel (später Discokugel genannt), die funkelnde Sterne auf die Tanzfläche warf. Hier herrschte Krawattenzwang. Wer keine hatte, konnte am Eingang für 2 Mark eine erwerben (von dem, der gerade wieder ging). „Glad All Over“ der Gruppe Dave Clark Five hammert aus den Boxen, die Tanzfläche ist voll und die Nyltesthemden der Jungs leuchten kreischend im Schwarzlicht. Der Getränkebon (2,50 Mark) reicht für ein Cola-Rum oder zwei Bier. Die Musicbox dröhnt ununterbrochen, 20 Pfenning pro Stück. „Wild Thing“ von den Troggs kommt. Es folgen „Natalie“ von Gilbert Becauds und „Eve Of Destruction“ von Barry McGuire. Die Box hat nie Pause.

An der Blankeneser Hauptstraße heißt der Twistschuppen „Skokian“, ist im ehemalgien Café Fernblick untergebracht und wechselte später noch einmal den Name in „Blue Bird“, weil der neue Begriff „Discothek“ dies offenbar erforderte. Die Musibox kam raus, der Plattenaufleger übernahm den Job. In Iserbrook dröhnte im „Café Ruppert“ (heute Haspa) die Box zum Pflichtgetränk Cola-Rum.

In Rissen öffnete der „Country Club“ mit Kaminfeuer und dicken Sesseln – die Disco für die älteren Jahrgänge, die hier problemlos den Übergang vom Schützenfest zum Nightlife mit „Urwaldmusik“ fanden. Auch Blankenese bekam einen Nachtclub mit Kaminfeuer – den „Park Lane Club“ (heute Hotel Baurs Park). Tanzstundenfans zeigten hier der Jugend, was eine Harke ist.

Nienstedtens Stunde schlug 1967: Das „Pony“ eröffnete (heute Restaurant „Marktplatz“), machte auf gehoben und führte zu Spitzenzeiten schon mal die „Gesichtskontrolle“ durch. Mit der beginnnenden Ära des Soul („Mustang Sally“, „Knock On Wood“) begaben sich besonders enthusiastische Tänzerinnen auf den Kaminsims. Spätere Kritiker wähnten hier die „Wiege der Popper“, die mittlerweile auch schon wieder in der Bedeutungslosigkeit versunken sind.

Kerzenschein und heiße Flirts gab es dann ab 1969 im Gebälk der Flottbeker Mühle an der Osdorfer Landstraße. Rissen schloss das „Elektra-Kino“, es folgte die für damalige Verhältnisse Großdisco „Drop In“ (später „El Greco“, noch später „Concorde“) mit sensationeller Musikanlage.

Es war viel los, in den wilden Sechzigern und Siebzigern. Von den Einrichtungen dieser Zeit ist nichts geblieben. Bill Haley, die Beatles, die Rolling Stones, die Beach Boys und die Ernst-Merck-Halle

Den ansonsten ruhigen Hamburger Westen galt dennoch die gehobene Aufmerksamkeit. Hartnäckig hielt sich auch ein Gerücht, nach dem Beatle George Harrison in Blankenese eine Freundin hatte und nach Auftritten mit der S-Bahn nach Westen rauschte. Inkognito soll er das auch 1966 als Superstar nach dem Auftritt der Beatles in der Hamburger Ernst-Merck-Halle getan haben.

Die Ernst-Merck-Halle war so etwas wie Hamburgs Allzweckwaffe für Veranstaltungen aller Art. Mit dem Auftritt eines gewissen Bill Haley im Oktober 1958 verlor die Halle ihre Unschuld. Artig auf Stühlen zu sitzen ist nicht Sache von „Rock Around The Clock“. Erst tanzten einige spontan in den Gängen, später flogen Stühle. Die Stimmung kochte. Es dauerte, bis man auf die Stühle verzichtete.

Hier spielten die Giganten der 60er Jahre: die Rolling Stones (September 1965), die Beatles (Juni 1966) und die Beach Boys (Oktober 1966). Zu den Beatles ging man, um sie zu sehen; zu den Stones wegen der Randale und zu den Beach Boys wegen der Musik.

Auf dem heimischen Plattenteller drehten sich bei Kerzenschein die Protestsongs der Liedermacher: Franz-Josef Degenhardt, Reinhard Mey, Joan Baez, Donovan und natürlich Bob Dylan. Der Kanadier Leonard Cohen stellte am 4. Mai 1970 seinen Song „Suzanne“ in der Laeiszhalle vor – zu Hause bei Tee und Tropfkerze ein Muss!

Das Woodstock-Festival und der Film „Easy Rider“ (beide 1969) gaben der kulturell-musikalischen Entwicklung den Rest. Marschmusik, Schlager und sogar Elvis waren so was von out … 

Die Menschen der Zeit  - Klassische Positionen brechen auf, die Gegensätze sind grenzenlos 

Che Guevara (1928 - 1967), marxistischer Revolutionär, Arzt und Autor FOTO: ALBERTO KORDA 
Che Guevara (1928 – 1967), marxistischer Revolutionär, Arzt und Autor FOTO: ALBERTO KORDA 

Willy Brandt (1913 - 1992), SPD, Bundeskanzler von 1969 bis 1974 FOTO: BBUNDESARCHIV, B 145 BILD-F057884-0009 / ENGELBERT REINEKE / CC-BY-SA 3 
Willy Brandt (1913 – 1992), SPD, Bundeskanzler von 1969 bis 1974 FOTO: BBUNDESARCHIV, B 145 BILD-F057884-0009 / ENGELBERT REINEKE / CC-BY-SA 3 
Uschi Obermaier (1946), Fotomodell, Mitglied Kommune I in Berlin FOTO: PICTURE ALLIANCE / KEYSTONE 
Uschi Obermaier (1946), Fotomodell, Mitglied Kommune I in Berlin 

FOTO: PICTURE ALLIANCE / KEYSTONE 
Alexander Dubcek (1921 - 1992), CSSR, „Prager Frühling“ 1968 bis 1969 FOTO: NATIONAL ARCHIVES  
Alexander Dubcek (1921 – 1992), CSSR, „Prager Frühling“ 1968 bis 1969 FOTO: NATIONAL ARCHIVES  

Konrad Adenauer (1876 - 1967), CDU Erster Bundeskanzler der Bundesrepublik FOTO: BUNDESARCHIV, B 145 BILD-F019973-0017 GERHARD HEISLER / CC-BY-SA 3 
Konrad Adenauer (1876 – 1967), CDU Erster Bundeskanzler der Bundesrepublik FOTO: BUNDESARCHIV, B 145 BILD-F019973-0017 GERHARD HEISLER / CC-BY-SA 3 
Ho Chi Minh (1890 - 1969), Premierminister Nord-Vietnam FOTO: RULES_BY_TERRITORY # VIETNAM
Ho Chi Minh (1890 – 1969), Premierminister Nord-Vietnam FOTO: RULES_BY_TERRITORY # VIETNAM

Rainer Langhans (1940), Mitglied Kommune I, Autor, Filmemacher FOTO: PICTURE ALLIANCE / KEYSTONE  
Rainer Langhans (1940), Mitglied Kommune I, Autor, Filmemacher FOTO: PICTURE ALLIANCE / KEYSTONE  

Angela Davis (1940), US-Bürgerrechtlerin, Humanwissenschaftlerin FOTO: BUNDESARCHIV_BILD_183-L0911-029 BERLIN  
Angela Davis (1940), US-Bürgerrechtlerin, Humanwissenschaftlerin 

FOTO: BUNDESARCHIV_BILD_183-L0911-029 BERLIN  
Rudi Dutschke (1940 - 1979), politischer Aktivist, Wortführer der Studenten FOTO: WIKIPEDIA / DODO VAN BERGEN PRIVAT
Rudi Dutschke (1940 – 1979), politischer Aktivist, Wortführer der Studenten FOTO: WIKIPEDIA / DODO VAN BERGEN PRIVAT

Ludwig Ehrhardt (1897 - 1977), CDU, 2. Bundeskanzler der Bundesrepublik FOTO: BUNDESARCHIV, B 145 BILD-F022484-0016/ ENGELBERT REINEKE / CC-BY-SA 3 
Ludwig Ehrhardt (1897 – 1977), CDU, 2. Bundeskanzler der Bundesrepublik 

FOTO: BUNDESARCHIV, B 145 BILD-F022484-0016/ ENGELBERT REINEKE / CC-BY-SA 3 
Ulrike Meinhof (1934 - 1976), Journalistin, RAF-Terroristin FOTO: AUS DER SAMMLUNG BETTINA RÖHLS, DER TOCHTER ULRIKE MEINHOFS 
Ulrike Meinhof (1934 – 1976), Journalistin, RAF-Terroristin 

FOTO: AUS DER SAMMLUNG BETTINA RÖHLS, DER TOCHTER ULRIKE MEINHOFS 

Theodor W. Adorno (1903 - 1969), Philosoph, Soziologe, „Kritische Theorie“ FOTO: JEREMY J. SHAPIRO VIA WIKIMEDIA COMMONS  
Theodor W. Adorno (1903 – 1969), Philosoph, Soziologe, „Kritische Theorie“ FOTO: JEREMY J. SHAPIRO VIA WIKIMEDIA COMMONS  

Twiggy Lawson (1949), Fotomodell und Stilikone („Swinging London“) FOTO: WWW.TWIGGYLAWSON.CO.UK MAIN PHOTOGRAPHY © BRIAN ARIS  
Twiggy Lawson (1949), Fotomodell und Stilikone („Swinging London“) 

FOTO: WWW.TWIGGYLAWSON.CO.UK MAIN PHOTOGRAPHY © BRIAN ARIS  
Mao Tse Tung (1893 - 1976), Vors. der KP China von 1943 bis 1976 FOTO: PORTRAIT OF MAO ZEDONG AT TIANANMEN GATE  
Mao Tse Tung (1893 – 1976), Vors. der KP China von 1943 bis 1976 FOTO: PORTRAIT OF MAO ZEDONG AT TIANANMEN GATE  

Revoluzzer, Liedermacher, Beatnicks, Weltverbesserer und andere Bürger

Medialer Übervater der 68er ist ohne Zweifel Che Guevara, von dessen Vorstellungen aber auch bei den Zeitgenossen nicht viel hängengeblieben ist: „Wenn du die Bücher von Che Guevara liest über den neuen Menschen, kommt dir das Grausen!“ (Daniel Cohn-Bendit, seinerzeit deutsch-französischer Studentenführer, bis 2014 EU-Abgeordneter der Grünen).

Väter der Studentenführer um Rudi Dutschke und Daniel Cohn-Bendit waren die Philosophen Jean-Paul Sartre und Theodor W. Adorno.

Sinnigerweise fand sich fatales Gedankengut bei der RAF (1970 von Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Horst Mahler, Ulrike Meinhof gegründet) wieder. Blankeneser Wurzeln verweisen auf RAF-Prominenz wie Ulrike Meinhof, Susanne Albrecht und Angela Luther. Auch von Gudrun Ensslins Verlobungsfeier in der Caprivistraße wird berichtet.

Am 19. April 1967 starb der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Die Ära der Nachkriegszeit war 22 Jahre nach Kriegsende abgeschlossen. Die CDU behielt die Macht und startete mit Ludwig Erhardt als Nachfolger das Wirtschaftswunderland Deutschland.

Über allem schwebte das Drama des Vietnamkriegs der Amerikaner (1960 bis 1975), der viele junge Menschen überhaupt erst politisierte. Die Zahl der Wehrdienstverweigerer stieg deutlich an und wurde zum Politikum. Unzählige Protestsongs untermalten die Bilder aus Südostasien. Das Woodstock-Festival (1969) stand im Zeichen der Anti-Vietnamkrieg-Generation.

Linksideologische Argumentationsprobleme ergaben sich 1968. Der „Prager Frühling“ unter Alexander Dubcek verschaffte der damaligen Tschechoslowakei einen freiheitlicheren Weg und wagte eine Abwendung vom sowjetischen Weg. Ein Unding für die Betonköpfe der UdSSR und der DDR. Gemeinsam ließen sie die Panzer nach Prag rollen und unterdrückten für die nächsten 30 Jahre das Volk.

Die Zeit der „68er“ ist längst Geschichte, doch bei aller Kritik und Merkwürdigkeit – sie waren auch eine Befreiung. Viele Pamphlete dieser Jahre lesen sich heute schmunzelnd wie ein kabarettistisches Papier. Die Realität und die Zeit haben zugeschlagen und einiges relativiert.

Aber notwendig waren sie schon – die 68er …

Autor: klaus.schuemann(at)kloenschnack.de

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