KOMMENTAR
Bürgerbeteiligung Ortskern Blankenese – Streben und Verpflichtung
GASTKOLUMNE: Vorstand Zukunftsforum Blankenese Eberhard Fledel
Charme und dörflicher Charakter sind untrennbar mit unserer „Blankeneser Identität“ verbunden.
Nun ist der Ortskern in die Jahre gekommen, schadhafte Wege, Geschäftsleerstand und Dominanz wild parkender Fahrzeuge bestimmten das Bild. Handeln, solange noch Zeit ist, wurde zur Aufforderung.
Als nach jahrelangem Streit um eine zentrale Tiefgarage völlig neu begonnen wurde, wollte ich beitragen, die verschiedenen Perspektiven im Konsens zusammenzuführen. In fünf öffentlichen Werkstattgesprächen wurden die Bürger bereits seit 2014 bei der Entwicklung der Ziele, Gestaltungsalternativen und Lösungen intensiv beteiligt. Jeder Blankeneser konnte sich einbringen, darunter Architekten, Landschaftsplaner, Geschäftsleute und viele interessierte Anwohner und Bürger. Eingeladen wurde z.B. über die Institutionen im Ort und persönliche Ansprache.
Im Konsens wurde die Gesamtplanung mit autofreiem Markt, Schaffung neuer Nutzungsmöglichkeiten durch Verbindung von Markt und Kirchenvorplatz, Neuordnung von Grün, Sichtachsen und Parkplätzen sowie Pflanzung zusätzlicher Bäume entschieden. 2015 gaben 98 Prozent der Mitbürger eine überwältigende Zustimmung bei einer Anhörung für die demokratische Entscheidung in der Bezirksversammlung. Anschließend gründete sich der „Arbeitskreis Ortskern“.
Alle interessierten Blankeneser Institutionen wie Bürgerverein, Geschäftsleute, Zukunftsforum, Parteien, etc. können sich einbringen. Inzwischen treffen sich Vertreter von zwölf Institutionen monatlich mit der Verwaltung.
Die Ergebnisse werden an die Presse und über die Teilnehmer auch im Internet kommuniziert. Zur Vorbereitung der Detailplanung der 1. Baustufe konnten sich im September 2016 interessierte Bürger im Zelt beim Straßenfest einen ganzen Tag lang mit Vertretern von Behörden, Planern und Arbeitskreismitgliedern austauschen. Die Anregungen sind in die weitere Planung eingeflossen.
Völlig unerwartet entstand jetzt eine Gruppe, die Kernelemente von 2014 infrage stellt. Dies verwundert umso mehr, als wesentliche Initiatoren dieser neuen Gruppe bereits 2014 maßgeblich an der Gesamtplanung mitgestaltet haben. Erschrocken war ich beim Auftauchen von Plakaten mit persönlichen Diffamierungen. Wie geht man damit um, wenn den bisherigen Entscheidungen jetzt die Legitimität abgesprochen wird?
Betrachten wir ein Beispiel: 2014 wurde im Protokoll als ortstypisch „sandfarbener dänischer Klinker allgemein begrüßt“. In der letzten Bürgerversammlung wurde jetzt massiv von einer Gruppe roter Klinker gefordert. Eine vom Arbeitskreis anschließend durchgeführte Umfrage an den Musterflächen ergab, dass sich 70 Prozent der 340 Stimmen für einen gelben Farbton aussprachen.
Beteiligung zu fordern heißt auch, dafür Verantwortung zu übernehmen. War man an der Konzeption maßgeblich beteiligt, sollte man auch dazu stehen. Legitim ist auch, seine Meinung zu ändern, abzuwarten oder sich nicht zu informieren.
Dann muss man aber respektieren, dass die Planung mit vielen engagierten Bürgern aus zwölf Blankeneser Institutionen über Jahre weiter konkretisiert wurde, was späteren Änderungen Grenzen setzt. Aber mangelnde Bürgerbeteiligung zu behaupten und sogar Baustopp zu fordern, ist nach dieser Vorgeschichte unvertretbar.
Allen ist daran gelegen, Charakter und Charme des Ortskerns zu erhalten. Ich rufe zur Beruhigung und Konsensfähigkeit auf. So hat der Arbeitskreis die neu gegründete Initiative eingeladen, die weiteren Maßnahmen aktiv mitzugestalten.
Viele charakterbildende Aspekte werden jetzt festgelegt – Bepflanzung, Sitzecken, Sichtschutz, dekorative Elemente und manches mehr sind bei den folgenden drei Baustufen noch beeinflussbar. So setze ich mich dafür ein, die bereits Anfang April in der Bürgerversammlung angebotenen Workshops jetzt auch durchzuführen.
Ich freue mich, dass unser Ortskern nach langen Vorarbeiten jetzt aufgewertet wird.
Eberhard Fledel