2. Oktober 2015
Magazin

Container gegen die Kälte 

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FLÜCHTLINGE  

Container gegen die Kälte 

Unterkünfte 

Die Zahl der Flüchtlinge, die Hamburg erreichen, steigt unaufhörlich. Politik und Bürger müssen handeln. Nach Prüfung zahlreicher Standorte entstehen nun neue Unterkünfte. Die Zeit drängt.

Die neue Flüchtlingsunterkunft am Holmbrook entstand für 208 Menschen auf dem Dach des A7-Tunnels
Die neue Flüchtlingsunterkunft am Holmbrook entstand für 208 Menschen auf dem Dach des A7-Tunnels
Die Halbwertzeit der Prognosen nimmt rasant ab. Während das Bundesministerium des Innern und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im Mai dieses Jahres mit „nur“ rund 450.000 Asylanträgen in ganz Deutschland rechneten, sind es heute 800.000 und es morgen aller Voraussicht nach eine Million sein.


Was bedeuten die Flüchtlingszahlen für den Bezirk Altona?

Hamburg nimmt laut dem Königsteiner Schlüssel als Bundesland 2,5 Prozent aller Flüchtlinge auf. Was bedeutet das für den Bezirk Altona?

Laut behördlichen Angaben hält der Bezirk derzeit Plätze für über 4.000 Menschen bereit. Aufgrund der rasanten Entwicklung haben Behördenvertreter zahlreiche neue Flächen im Bezirk geprüft, die für weitere Unterkünfte geeignet erscheinen. Die Rücksicht gegenüber „Filetstücken“ sank dabei deutlich. Auch Flächen nahe des Golfplatzes am Falkenstein wurden bereits im Frühsommer geprüft, so etwa eine Brachfläche am Björnsonweg in Blankenese, wo laut Planung Unterkünfte für 192 Menschen entstehen sollen.

Nach einer Informationsveranstaltung regte sich jedoch bei den Anwohnern Widerstand – nicht unclever etikettiert als Initiative „Pro Björnsonweg“. Die bekannte „Ja, aber …“-Strategie setzt hier auf eine Begrenzung der Bewohner auf maximal 90 Menschen. Da der Bezirk an den 192 Plätzen festhält, hat die Initiative Anwälte in Stellung gebracht und fordert „das Vorhaben in dieser Form zu stoppen“. Andernfalls drohten rechtliche Schritte. Eine weitere Entwicklung in dieser Sache war bis Redaktionsschluss noch nicht abzusehen. Die Erfolgsaussichten einer etwaigen Klage werden jedoch als gering angesehen.

Alltag in der Flüchtlingsunterkunft Sieversstücken in Sülldorf FOTO: RUNDER TISCH BLANKENESE
Alltag in der Flüchtlingsunterkunft Sieversstücken in Sülldorf FOTO: RUNDER TISCH BLANKENESE
Freundlicher sind die Reaktionen in Othmarschen. Hier stehen in einem öffentlichen Park am Holmbrook seit diesem Sommer Wohncontainer für Flüchtlinge, von den Anwohnern weitgehend akzeptiert. Hilfe leistet hier die Nachbarschaftsinitiative „Die Holmbrooker“. Anfang September zogen die ersten 75 Flüchtlinge mit Unterstützung der Nachbarn ein, 208 sollen es werden.

Geplant sind im Bezirk Altona weiterhin Unterkünfte an den Standorten Notkestraße (Bahrenfeld, 650 Plätze), Alstenstraße (Altona-Nord, 80 Plätze) und Blomkamp/ Graf Baudissin-Kaserne (Osdorf, 130 Plätze). Ausgebaut werden in den nächsten Monaten die Standorte Sieversstücken (plus 444 Plätze) und die Zentrale Erstaufnahme in der Paul-Ehrlich-Straße (Othmarschen, plus 600 Plätze).

Karin Prien (CDU) plädierte bereits im Juli in der Bürgerschaft dafür, eine der neuen Unterkünfte ausschließlich für Balkan- Flüchtlinge zu nutzen, deren Chancen im Asylverfahren bei unter einem Prozent liegen. Auch „Massenabschiebungen“ hält die Politikerin für eine sinnvolle Maßnahme.

Widerspruch kam von den anderen Fraktionen, speziell von den Grünen, die Priens Vorschläge als „Entgleisung“ bezeichneten. Wie auch immer diese Debatte endet – auch der Bezirk Altona wird sich an Container- Dörfer gewöhnen müssen. Hamburgweit sollen über 20.000 Menschen in den Boxen untergebracht werden, die an der Elbe bisher eher mit Handel in Verbindung gebracht wurden.

Autor: tim.holzhaeuser(at)kloenschnack.de

www.hamburg.de/fluechtlinge-unterbringung-standorte

Günther & Günther GmbH

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