1. Oktober 2018
Magazin

Das Elbrevier

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OSDORF

Das Elbrevier

Polizeiwache Blomkamp 

Von Ruhestörung bis Diebstahl und Körperverletzung: Das PK 26 kümmert sich um alle Belange 
Von Ruhestörung bis Diebstahl und Körperverletzung: Das PK 26 kümmert sich um alle Belange 
Das Polizeikommissariat 26 am Blomkamp ist Anlaufstelle für alle polizeilichen Belange im Gebiet von Rissen bis nach Osdorf. Wer als „Staatsfeind Nummer eins“ gilt, hat der KLÖNSCHNACK auf der Wache erfahren.

Jan Fedkenhauer gibt Entwarnung: „Die wenigsten Menschen in diesem Revier kommen tatsächlich mit uns in Kontakt – und wenn doch, dann wegen harmloser Verkehrsunfälle.“ Der 51-Jährige ist Polizeioberrat und Dienststellenleiter des Polizeikommissariats 26, das seinen Sitz seit Oktober 1955 am Blomkamp hat. Schutz- und Kriminalpolizei sind im selben Haus untergebracht, aber organisatorisch getrennt. 118 Beamte, ein Drittel davon weiblich, gehen hier ihrer Arbeit nach. Tagsüber fahren drei Streifen durch das Gebiet, das sich von Osdorf inklusive Osdorfer Born über Nienstedten, Blankenese, Rissen, Sülldorf, Iserbrook und den gesamten Klövensteen erstreckt. Mit rund 45 Quadratkilometern ist es somit eines der größten Reviere Hamburgs. Doch wie sieht der Alltag auf einer Polizeiwache aus? „Das PK 26 kümmert sich um alle polizeilichen Belange, die in unserem Reviergebiet vonstattengehen“, so Fedkenhauer. Dazu gehören das Verfolgen von Straftaten, die Gefahrenabwehr, Anordnungen im Straßenverkehr und die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr.

FOTO: KARA_FOTOLIA.COM  
FOTO: KARA_FOTOLIA.COM  
Im Streifenwagen finden eine Vielzahl an wichtigen Hilfsmitteln Platz, darunter Schutzwesten, zwei Maschinenpistolen, geladene Magazine, Gerätschaften zur Wasserrettung wie Rettungsleine und Schwimmweste, Klappspaten, Kuhfuß, Feuerlöscher, Drogenkoffer, Spurensicherungskoffer sowie Absperrutensilien mit Hütchen und Flatterband. All das und noch mehr passt tatsächlich in den Mercedes-Kombi und wird wöchentlich kontrolliert.

Da im Reviergebiet viele wohlhabende Menschen wohnen, kommt es zu verhältnismäßig vielen Wohnungseinbrüchen und Fahrzeugaufbrüchen, bei denen Navigationsgeräte und ganze Lenkräder gestohlen werden. Bei hochwertigen Autos ein lukratives Geschäft für die professionell agierenden Banden.

Mit rund 45 Quadratkilometern eines der größten Reviere Hamburgs  

Bei der Einweihungsfeier des ausgebauten Dachgeschosses 1968 herrschte reger Andrang 
Bei der Einweihungsfeier des ausgebauten Dachgeschosses 1968 herrschte reger Andrang 
Ein weiteres Haupttätigkeitsfeld des PK 26 sind Gewaltdelikte wie Körperverletzung und häusliche Gewalt. „Unser Staatsfeind Nummer eins ist klar der Alkohol“, sagt Jan Fedkenhauer. Durch ihn kommen die meisten Streitigkeiten mit Gewalt zustande. So müssen die Polizisten der Wache regemäßig zu eskalierenden Auseinandersetzungen zwischen Ehepartnern, Bekannten und Nachbarn eilen – in allen Stadtteilen und allen Bevölkerungsschichten. Teilweise rufen die Geschädigten selbst um Hilfe, in der Regel sind es Anwohner, die den Notruf wählen. Für Polizeioberkommissarin Nicole Hahn und ihre Kollegen sind dies die schwierigsten Fälle. „Wir bekommen von Anwohnern die Information, dass lautes Geschrei und Gepolter zu hören sei, aber was wirklich hinter der verschlossenen Tür passiert, wissen wir nicht. Da ist hohe Eigensicherheit geboten“, so Hahn.

„Unter Alkoholeinfluss werden einige ausfallend.“  

Küchenmesser kann schnell zur Waffe werden. Häufig stehen die involvierten Personen nicht nur unter Alkohol- und Drogeneinfluss, sondern haben zusätzlich psychische Probleme und stehen unter Druck. Bei einer Kombination aus all diesen Faktoren kommt es schnell zur Eskalation, sodass die Unruhestifter nicht mehr Herr ihrer Sinne sind und unglaubliche Kräfte entwickeln. So lassen sich teilweise 50 Kilogramm-Personen kaum bändigen, wenn diese so in Rage geraten. „Wir verwenden schon spezielle Griffe, um die aggressive Person zu handeln, aber bei einigen wirken auch die nicht“, berichtet Fedkenhauer. „Da müssen teilweise vier Kollegen den Aggressor zu Boden bringen und zwei auf ihm sitzen, nur um die Handfesseln anlegen zu können. Viele von denen kommen am nächsten Tag zu uns in die Wache und entschuldigen sich, da sie sich selber nicht erklären können, wie es soweit kommen konnte.“ 

Polizeioberkommissarin Nicole Hahn und Polizeioberrat und Dienststellenleiter Jan Fedkenhauer 
Polizeioberkommissarin Nicole Hahn und Polizeioberrat und Dienststellenleiter Jan Fedkenhauer 
Ernstere Gewalt gegen Polizisten kommt im Revier des PK 26 dennoch selten vor. Andere Stadtteile Hamburgs wie St. Pauli, das Schanzenviertel oder das Gebiet um den Jungfernstieg sind davon stärker betroffen. Lediglich verbal müssen die Beamten manchmal einstecken. „Unter Alkoholeinfluss werden einige ausfallend. Trotzdem liegt die Hemmschwelle hoch, Gewalt gegen einen Polizisten anzuwenden – besonders gegen eine Frau“, weiß Hahn.

Sobald die Beamten die Situation unter Kontrolle gebracht haben, wird der Aggressor – so die interne Bezeichnung für den Unruhestifter – auf die Wache gebracht und dort geschaut, ob er einen Arzt oder Psychiater benötigt. Kommt er auch da nicht zur Ruhe, hat die Wache Blomkamp mehrere Zellen und einen sogenannten „sicheren Raum“ zur Verfügung. Dieser Raum kann von den Polizisten eingesehen werden, sodass eine Flucht unmöglich ist. Mindestens einmal täglich kommt er zum Einsatz, häufig öfter. In ihm werden auch Personen untergebracht, die auf eine Blutentnahme für einen Drogentest warten müssen, Kinder, die zu später Stunde unterwegs waren und von ihren Eltern abgeholt werden oder Angeklagte bei Gericht, die mit einem Vorführbefehl morgens in Gewahrsam genommen und später zur Gerichtsverhandlung gebracht werden. 

Das Polizeikommissariat 26 verfügt über mehrere Zellen und einen sogenannten sicheren Raum  
Das Polizeikommissariat 26 verfügt über mehrere Zellen und einen sogenannten sicheren Raum  
All dies sind für Nicole Hahn und Jan Fedkenhauer Routineeinsätze. Genauso wie nächtliche Ruhestörungen in den Parks durch Jugendliche. Diese zeigen sich jedoch durchweg kooperativ und ziehen von dannen, sobald sich die Polizei nähert.

Ein weitaus größeres und ausgefalleneres Verfahren erlebten die Beamten kürzlich gemeinsam mit der Kriminalpolizei: Immer wieder wurden in den Elbvororten Spinde in öffentlichen Einrichtungen wie Schwimmbädern aufgebrochen, dabei Autoschlüssel, Papiere und das dazu gehörige Auto gestohlen und das Fahrzeug später bei Ebay verkauft. Auch der Fall von falschen Polizeibeamten ist immer wieder ein Thema im Revier. Dabei geben sich Diebe am Telefon als Polizisten aus und erfragen bei meist älteren Menschen Vermögensverhältnisse und setzen die Senioren unter Druck, ihnen Geld zu überweisen. Umfangreiche Aufklärungsarbeit des PK 26 hat dazu beigetragen, dass solche Fälle weniger werden und betroffene Personen rechtzeitig die Polizei verständigen.  

Niemand sollte zögern, die Polizei zu verständigen.

Der große Stolz der Wache: ein neuer Mercedes-Hybrid-Streifenwagen 
Der große Stolz der Wache: ein neuer Mercedes-Hybrid-Streifenwagen 
Unter der zentralen Notrufnummer 110 kann jederzeit Hilfe angefordert werden. Die Hamburger Einsatzzentrale im Polizeipräsidium in Alsterdorf kann über GPS jeden Streifenwagen jeder Wache genau verfolgen und den nächstgelegenen Wagen anfunken. Generell sollte niemand zögern, die Polizei zu verständigen, wenn er etwas Ungewöhnliches oder Verdächtiges sieht. „Da sollte man keine Hemmungen haben und sich trauen“, rät der Dienststellenleiter. „Aber bitte gleich die 110 anrufen und nicht vorher noch den Partner, die Mutter und am besten noch die Tante, um sich zu beratschlagen, ob wirklich die Polizei informiert werden sollte!“ Viele lassen wertvolle Zeit verstreichen, was eine spätere Fahndung deutlich erschwert. „Angehörige können gerne direkt nach dem Anruf bei der Polizei zurate gezogen werden.“ Auch wenn die Nummer der Polizeiwache bekannt ist, sollte in Notfällen dennoch die zentrale Nummer 110 gewählt werden, da dem PK 26 nur zwei bis drei Streifen zur Verfügung stehen. Unter der zentralen Nummer können viel schneller weitere Kräfte von anderen Wachen mobilisiert werden. Bei harmlosen Angelegenheiten wie einem Falschparker vor der eigenen Ausfahrt können Anwohner die Wache 26 am Blomkamp aber natürlich auch direkt informieren.

Autorin: louisa.heyder(at)kloenschnack.de

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