OSDORF
Das Elbrevier
Polizeiwache Blomkamp
Jan Fedkenhauer gibt Entwarnung: „Die wenigsten Menschen in diesem Revier kommen tatsächlich mit uns in Kontakt – und wenn doch, dann wegen harmloser Verkehrsunfälle.“ Der 51-Jährige ist Polizeioberrat und Dienststellenleiter des Polizeikommissariats 26, das seinen Sitz seit Oktober 1955 am Blomkamp hat. Schutz- und Kriminalpolizei sind im selben Haus untergebracht, aber organisatorisch getrennt. 118 Beamte, ein Drittel davon weiblich, gehen hier ihrer Arbeit nach. Tagsüber fahren drei Streifen durch das Gebiet, das sich von Osdorf inklusive Osdorfer Born über Nienstedten, Blankenese, Rissen, Sülldorf, Iserbrook und den gesamten Klövensteen erstreckt. Mit rund 45 Quadratkilometern ist es somit eines der größten Reviere Hamburgs. Doch wie sieht der Alltag auf einer Polizeiwache aus? „Das PK 26 kümmert sich um alle polizeilichen Belange, die in unserem Reviergebiet vonstattengehen“, so Fedkenhauer. Dazu gehören das Verfolgen von Straftaten, die Gefahrenabwehr, Anordnungen im Straßenverkehr und die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr.
Da im Reviergebiet viele wohlhabende Menschen wohnen, kommt es zu verhältnismäßig vielen Wohnungseinbrüchen und Fahrzeugaufbrüchen, bei denen Navigationsgeräte und ganze Lenkräder gestohlen werden. Bei hochwertigen Autos ein lukratives Geschäft für die professionell agierenden Banden.
Mit rund 45 Quadratkilometern eines der größten Reviere Hamburgs
„Unter Alkoholeinfluss werden einige ausfallend.“
Küchenmesser kann schnell zur Waffe werden. Häufig stehen die involvierten Personen nicht nur unter Alkohol- und Drogeneinfluss, sondern haben zusätzlich psychische Probleme und stehen unter Druck. Bei einer Kombination aus all diesen Faktoren kommt es schnell zur Eskalation, sodass die Unruhestifter nicht mehr Herr ihrer Sinne sind und unglaubliche Kräfte entwickeln. So lassen sich teilweise 50 Kilogramm-Personen kaum bändigen, wenn diese so in Rage geraten. „Wir verwenden schon spezielle Griffe, um die aggressive Person zu handeln, aber bei einigen wirken auch die nicht“, berichtet Fedkenhauer. „Da müssen teilweise vier Kollegen den Aggressor zu Boden bringen und zwei auf ihm sitzen, nur um die Handfesseln anlegen zu können. Viele von denen kommen am nächsten Tag zu uns in die Wache und entschuldigen sich, da sie sich selber nicht erklären können, wie es soweit kommen konnte.“
Sobald die Beamten die Situation unter Kontrolle gebracht haben, wird der Aggressor – so die interne Bezeichnung für den Unruhestifter – auf die Wache gebracht und dort geschaut, ob er einen Arzt oder Psychiater benötigt. Kommt er auch da nicht zur Ruhe, hat die Wache Blomkamp mehrere Zellen und einen sogenannten „sicheren Raum“ zur Verfügung. Dieser Raum kann von den Polizisten eingesehen werden, sodass eine Flucht unmöglich ist. Mindestens einmal täglich kommt er zum Einsatz, häufig öfter. In ihm werden auch Personen untergebracht, die auf eine Blutentnahme für einen Drogentest warten müssen, Kinder, die zu später Stunde unterwegs waren und von ihren Eltern abgeholt werden oder Angeklagte bei Gericht, die mit einem Vorführbefehl morgens in Gewahrsam genommen und später zur Gerichtsverhandlung gebracht werden.
Ein weitaus größeres und ausgefalleneres Verfahren erlebten die Beamten kürzlich gemeinsam mit der Kriminalpolizei: Immer wieder wurden in den Elbvororten Spinde in öffentlichen Einrichtungen wie Schwimmbädern aufgebrochen, dabei Autoschlüssel, Papiere und das dazu gehörige Auto gestohlen und das Fahrzeug später bei Ebay verkauft. Auch der Fall von falschen Polizeibeamten ist immer wieder ein Thema im Revier. Dabei geben sich Diebe am Telefon als Polizisten aus und erfragen bei meist älteren Menschen Vermögensverhältnisse und setzen die Senioren unter Druck, ihnen Geld zu überweisen. Umfangreiche Aufklärungsarbeit des PK 26 hat dazu beigetragen, dass solche Fälle weniger werden und betroffene Personen rechtzeitig die Polizei verständigen.
Niemand sollte zögern, die Polizei zu verständigen.
Autorin: louisa.heyder(at)kloenschnack.de