MENSCH DES MONATS
„Das war der Urknall“
Der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses
Für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses sammelt der Blankeneser Wilhelm von Boddien als Geschäftsführer des Fördervereins Spenden. Gebraucht werden 105 Millionen Euro. Es fehlen noch fünf Millionen.
Bis zum Jahr 1989, dem Jahr als die Mauer fiel, blieb es ein Traum. Fortan arbeitete der ehemalige Unternehmer unermüdlich an seinem Lebenstraum. So wurde 1990 der Traum zur machbaren Idee, das Berliner Stadtschloss wiederaufzubauen. Damit begann eine lang andauernde öffentliche Debatte um den Schlossbau. Dabei ging es um das Selbstverständnis von Deutschen, den wiedervereinten Staat und den geschichtsträchtigen Ort im Herzen von Berlin.
Hier kristallisiert sich deutsche Geschichte wie an wenigen anderen Orten im Land. Es war einst das dominierende Bauwerk in der Mitte Berlins. Es wurde 1442 im Auftrag des Kurfürsten von Brandenburg erbaut. Später wurde es zur königlich-preußischen und ab 1871 zu kaiserlichen Residenz.
Zur Zeit der Weimarer Republik waren in dem Schloss das Kunstgewerbemuseum Berlin und andere Institutionen untergebracht. Im 2. Weltkrieg wurde die einstige Residenz beschädigt und brannte teilweise aus. Die SED, die neuen Machthaber im Ostteil Berlins und damit der Mitte der Stadt, beschloss, das Gebäude abzureißen und einen Platz für Großdemonstrationen anzulegen. An dieser Stelle entstand dann 1973 der „Palast der Republik“. Der wiederum zwischen 2006 und 2009 wegen Asbestverseuchung abgerissen wurde.
Bereits 1992 wurde der gemeinnützige Förderverein Berliner Schloss e.V. von Wilhelm von Boddien gegründet, der 1993/94 die Eins-zu-eins-Simulation des Schlosses am originalen Ort in die Stadt stellte. Diese brachte den Durchbruch in der Schlossdebatte. Es ist die Stunde von Wilhelm von Boddien, der fortan als Geschäftsführer des Fördervereins weltweit aktiv wurde, um den spendenfinanzierten Wiederaufbau möglich zu machen. Wenn von Boddien erzählt, schwirren Unterstützernamen wie Henry Kissinger, George Bush sen. und historische Daten herum wie im August die Wespen um den Pflaumenkuchen. So ist der Blankeneser ein herausragender Organisator und Motivator von Spendenwilligen in der ganzen Welt. Daneben denkt er auch in historischen Dimensionen: eine Geschichte, die für ihn 1961 begann und ihn heute als glücklichen Menschen sieht.
Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de