4. Mai 2015
Magazin

Die Welt zu Gast in Hamburg 


KOMMENTAR – Stellungnahme 

Die Welt zu Gast in Hamburg 

GASTKOLUMNE: HAFEN: 29. IAPH World Ports Conference 

Vom 1. bis 5. Juni wird die 29. Welthafenkonferenz in Hamburg stattfinden. Dann werden hunderte Vertreter und Entscheider aus der internationalen maritimen Wirtschaft, von Hafenverwaltungen und Verbänden zu Gast in Hamburg sein und über die kommenden Herausforderungen in der internationalen maritimen Wirtschaft diskutieren.

Image №1
HPA-Chef Jens Meier, FOTO: GREGOR SCHLAEGER

Das Motto der IAPH ist „Calling at the smartPORT“. Damit wollen wir, die Hamburg Port Authority (HPA), noch einmal verdeutlichen, dass wir durch innovative Ansätze unsere internationale Bedeutung und das Vertrauen der internationalen Geschäftspartner in den Hafen Hamburg langfristig ausbauen möchten. Die Konferenz wird aber nicht nur dazu dienen, sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen. Die internationale maritime Wirtschaft steht heute und in Zukunft vor großen Herausforderungen. Als Beispiel ist hier die Entwicklung der Schiffsgrößen zu nennen. Wie kann ich als Hafenbetreiber meine Prozesse optimieren, um auch zukünftig reibungslos Schiffe abzufertigen, die 19.000 TEU (twenty foot equivalent unit) und mehr tragen? Wie schaffe ich es, auf gleicher Fläche mehr Umschlag zu generieren und die Straßen- und Schieneninfrastruktur nicht zu überlasten? Warum müssen Häfen intelligenter werden und was macht einen Hafen zu einem smartPORT? Wie bringen wir die Versorgung durch regenerative Energien weiter voran? Hier ist der Austausch untereinander gefragt und hier können alle Beteiligten durch ihre Erfahrungen voneinander profitieren.
Denn die Herausforderungen der Zukunft lassen sich besser gemeinsam lösen als alleine. Dem Hamburger Hafen bietet sich durch die Welthafenkonferenz die einmalige Chance, ein Fenster in die Zukunft zu öffnen. Aufgrund seiner geografischen Lage weit im Binnenland und dazu noch mitten in einer blühenden Metropole kann sich der Hafen nicht unbegrenzt ausdehnen. Die Verkehre und auch der Umschlag werden in den nächsten Jahren weiter wachsen. Wir können und wir wollen aber nicht unsere Infrastruktur unbegrenzt ausbauen, um dem gerecht zu werden. Vielmehr wird es in Zukunft darauf ankommen, die vorhandenen Straßen-, Schienen- und Wasserwege so intelligent und effizient wie möglich zu nutzen. Hierfür werden wir in den nächsten Jahren vor allem die digitale Infrastruktur weiter ausbauen, um die Chancen, die uns die IT bietet, voll auszunutzen. Infrastrukturmanagement und Traffic Management werden miteinander verwoben und Wartungsarbeiten optimiert und zeitlich aufeinander abgestimmt. So können wir zum Beispiel Staus durch das Anbieten von Alternativrouten vermeiden. Auf der diesjährigen IAPH World Ports Conference werden wir erstmals Projekte vorstellen, bei denen Informationstechnologien wie Bluetooth, Cloud Computing, WLAN, mobile End – geräte sowie das Internet der Dinge im Wesentlichen den Gestaltungsspielraum bestimmen.

Daneben werden wir uns aber auch Themen annehmen, die aktuell und in Zukunft von großer Bedeutung nicht nur für die Schifffahrt sind. Häfen sind große, zusammenhängende Industriegebiete, die sich oft in unmittelbarer Nähe zu Wohngebieten befinden. Das Thema Luftreinheit spielt hier eine große Rolle, mit der wir uns intensiv in der Session „Clean Air in Ports“ auf der Konferenz auseinandersetzen werden. Der Austausch von Waren auf dem Seeweg ist zwar immer noch am umweltfreundlichsten, aber wir werden auf diesem Gebiet künftig noch mehr tun müssen. In Altona beispielsweise werden wir am Kreuzfahrtterminal eine neue Landstromanlage in Betrieb nehmen. Damit wird Hamburg als erster Hafen in Europa Erfahrungen mit dem Betrieb eines festen Landstromanschlusses dieser Größenordnung und gleichzeitig mit dem Einsatz durch schwimmende, mobile Kraftwerke – sogenannten Powerbargen – sammeln. Die Kreuzfahrtschiffe können dann schon wenige Minuten nach dem Anlegen nahezu alle Motoren zur Energieerzeugung abstellen. Damit schaffen wir wichtige Voraussetzungen, um den Ausstoß von Schadstoffen und Schallemissionen zukünftig deutlich zu reduzieren. Zusätzlich dazu arbeiten wir auch weiterhin auf internationaler Ebene daran, im Rahmen des Projektes „Green Shipping Line“ die alternative Energieversorgung für Frachtschiffe weiter voranzubringen. Ziel ist es, zunächst in den Häfen von Shanghai und Hamburg das Angebot zur externen Stromversorgung für Containerschiffe zu schaffen. Da laufen viele Gespräche und die Welthafenkonferenz dient auch dazu, die Pläne weiter voranzutreiben und zu schauen, ob es Synergieeffekte mit anderen Hafenbetreibern gibt, die effektiv in solche Projekte einfließen können.
Ich freue mich aber auch noch aus anderen Gründen auf die IAPH World Ports Conference. Auf unserem Weg zum smartPORT wollen wir der Welt natürlich zeigen, wie weit wir in den letzten Jahren gekommen sind. Dazu werden wir mit den Teilnehmern verschiedene Exkursionen zu unseren Projekten unternehmen. Projekte, die ohne die Unterstützung und das Know-how internationaler Partner nicht möglich gewesen wären. Die Nautische Zentrale beispielsweise ist seit 2014 eine der modernsten Verkehrsleitzentralen der Welt. Wir sind noch einen Schritt weiter gegangen und haben Ende letzten Jahres die Leitstandsoftware um den mobilen Port Monitor ergänzt und können nun ein vollständiges Bild über das aktuelle Verkehrsgeschehen auf dem Wasser an die Nautische Zentrale weitergeben. Mit der SPL-App, die im Rahmen des Projekts smartPORT logistics entwickelt wurde, können wir den Speditionen und Truckern Informationen über die Verkehrslage und Baustellen in Echtzeit auf ihre mobilen Endgeräte schicken und vermeiden so Staus und Emissionen. Das sind Projekte, die zeigen, dass wir in die richtige Richtung gehen und dass man Erfolg nur in partnerschaftlicher Zusammenarbeit, so wie sie in Hamburg gelebt wird, erreichen kann.

Auch interessant