MELDUNGEN
Politik
FÜNF FRAGEN AN . . .
Dr. Philipp-Christian Wachs
Herr Dr. Wachs, schon häufiger lagen Wahlprognosen daneben. Wie groß ist die Gefahr von Fehleinschätzungen?
Sie ist in den vergangenen Jahren stets gewachsen, da die Zahl der Wechselwähler konstant zunimmt: Menschen sind nicht mehr fest an ihre Milieus gebunden, an Parteien noch viel weniger. Früher haben manche noch ein Leben lang eine Partei gewählt. Solche politischen Biografien werden seit den 80er Jahren immer seltener. In den Neunzigern kamen dann die Ostdeutschen dazu, die noch weniger Parteibindung haben als die Westdeutschen. So sind Wahlprognosen in den letzten 25 Jahren immer unzuverlässiger geworden. Außerdem sind sie, darauf weisen Demoskopen nach den Überraschungssiegen von Donald Trump und den Brexiteers gerne hin, ja stets nur eine Wasserstandsmeldung. Sie geben also an, wie viele Leute eine Partei wählen würden, wenn heute Bundestagswahl wäre. Dennoch sind in Deutschland die Abweichungen in der Regel geringer als in anderen Ländern.
Wie sehen Sie den Einfluss der Institute auf das Wahlverhalten?
Das Gros der Wähler wird sich eher nicht in ihrer Wahlentscheidung beeinflussen lassen. Vielmehr wird die Wahlbeteiligung durch Prognosen mit beeinflusst, da sie Wählergruppen entweder zusätzlich mobilisieren („es geht um jede Stimme“) oder auch dämpfend wirken („die Wahl ist eh gelaufen“). Für die Bundestagswahl wird das Ergebnis auf Platz 3 zentral sein, denn die Ergebnisse der Grünen, der FDP und der AfD werden maßgeblich dafür sein, ob und ggf. welche Regierungskonstellationen jenseits der Großen Koalition möglich sind.
Gerade bei Anhängern extremer Parteien besteht die Gefahr, dass Befragte nicht die ganze Wahrheit sagen. Kann es so zu Überraschungen kommen?
Ja, aus drei Gründen. Erstens gibt es bei Umfragen immer eine Fehlertoleranz von bis zu drei Prozent, die bei kleineren Parteien wie der AfD naturgemäß einen wesentlicheren Unterschied ausmacht. Zweitens ist die AfD seit Langem die erste extreme Partei, deren Mitglieder sich u.a. durch öffentliche Stigmatisierung kaum zu ihrem Wahlverhalten äußern und die geheime Wahl zu Protest- oder Bekenntniswahl nutzen. Die hohen Ergebnisse bei etlichen Landtagswahlen, etwa in Sachen-Anhalt oder in Brandenburg, haben dies deutlich gezeigt. Drittens mobilisiert die AfD überdurchschnittlich viele Nichtwähler, die sich erst kurz vor der Wahl entscheiden.
Wo sehen Sie den Sinn von Umfragen und Prognosen?
Vor allem in der Langzeitbeobachtung von Wählerverhalten, Wählerwanderung und Stimmungsbildern.
Welchen Einfluss haben Wahlprognosen auf Sie persönlich?
Ich mache von Wahlprognosen nicht abhängig, ob ich zur Wahl gehe oder nicht. Für mich ist Wahlrecht Wahlpflicht, da uns drei Viertel der Welt um das Wahlrecht beneidet und alles tun würde, um nur ein einziges Mal im Leben wählen zu können. Eher überlege ich als Wechselwähler strategisch, welche Konstellation (und welche Personen) ich durch meine Stimme unterstützen möchte. Dabei sind Wahlprognosen hilfreich.
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