GESUNDHEIT
Ein geborgenes Nest auf Zeit
Ronald McDonald Haus in Altona
Wenn das eigene Kind im Krankenhaus liegt, möchten die Eltern natürlich nahe bei ihm sein. Im Ronald McDonald Haus in Altona finden Familien eine heimelige Unterbringung für diese schwere Zeit.
Rawan lächelt lieb in die Kamera, doch ihre Augen zeigen deutliche Besorgnis. Kein Wunder, ihr 13 Jahre alter Bruder Ibrahim liegt nun schon einige Zeit auf der Intensivstation des Altonaer Kinderkrankenhauses. Er leidet seit seiner Geburt an Skoliose, einer verdrehten Wirbelsäule. Weder ein Korsett noch Physiotherapie konnten helfen. Letzter Ausweg war eine riskante Operation am Rückgrat. Diese verlief zwar gut, doch trat kurz darauf eine Infektion auf.
Seine Familie, die extra aus Neustadt am Rübenberge anreiste, fand für diese schwere Zeit ein gemütliches Zuhause am Gelände des Altonaer Kinderkrankenhauses.
Das Ronald McDonald Haus eröffnete im Januar und bietet Platz für elf Familien. Leiterin ist Anne Spekker, sie war von Anfang an in alle Prozesse – von der Gestaltung der Räume bis zum Personalmanagement – involviert. „Uns war von Beginn an wichtig, eine schöne und sichere Atmosphäre für die Familien zu schaffen. Denn sie machen in dem Moment viel durch.“
„Niemand bleibt mit seiner Angst alleine.“
In dem aus Spenden finanzierten Haus finden Angehörige, so lange es nötig ist, Unterkunft. Reservieren ist nicht möglich, die Zimmer werden nach Bedarf und Dringlichkeit vergeben. „Bisher konnten wir aber allen Familien, die nahe bei ihrem kranken Kind sein wollten, ein Zuhause auf Zeit bieten.“
Die Angehörigen leben hier in einer großen, familiären Wohngemeinschaft, wo zusammen gespielt und gegessen wird. „Viele tolle Ehrenamtliche helfen dabei, den Aufenthalt angenehm zu gestalten. Das reicht von gemeinsamen Bastelstunden mit den Geschwistern bis hin zu schicken Dinnerabenden und Sommerfesten.“
In dem voll ausgestatteten Nest finden sich alle Notwendigkeiten, wie Kühlschränke, Waschmaschinen, Handtücher und Bettzeug, Spiele, Bücher und vieles mehr. „Die Familien werden nicht noch zusätzlich belastet – wir erleichtern ihnen das Leben, damit sie stark für ihre Kinder sein können.“
Diesen Zusammenhalt hat auch Rawans Familie gespürt. Sie und ihre Schwester Sabah fanden schnell neue Freunde, die Eltern schlossen sich den anderen Familien an – so kochten sie oft gemeinsam oder veranstalteten Filmeabende.
Für Austausch sorgen auch die Besucher der im Haus befindlichen „Oase“. Das Konzept der Oase in Altona ist einzigartig innerhalb der insgesamt 22 Ronald McDonald Häuser. „Wir bieten damit auch Angehörigen von ambulant behandelten Kindern die Möglichkeit, sich während der Aufenthaltsdauer in unsere Räume zurückzuziehen. Jeder ist willkommen, niemand muss mit seiner Angst alleine bleiben.“
Autorin: anna-lena.walter(at)kloenschnack.de