LIEBLINGSPLÄTZE
Ein idealer Platz zum Verlieben
Ponton op’n Bulln
Entlang des Elbufers, zwischen Wedel und Hafencity sitzt der Gast ganz dicht am Fluss. Ideale Orte, um über Willkommen und Abschied, Festhalten und Loslassen, das Leben überhaupt nachzudenken.
Ein gut gelaunter, ein wenig zu lauter Thüringer bestellt zum Hefeweizen ein Fischbrötchen. Die eher reife als jugendliche Dame aus Winterhude blickt melancholisch auf die Elbe. Eine Trophäenfrau am Nachbartisch kuschelt sich an ihren großzügigen Begleiter. Der Blankeneser mit teurer Uhr am Handgelenk erzählt von seinem Porsche 911. Gleich nebenan hält sich ein Radfahrer aus Altona mit schmaler Brieftasche lange Zeit an einem Kräutertee fest. Die Frau am Nebentisch ist ihm trotzdem gewogen. Ein pensionierter Lotse aus dem nahen Blankeneser Treppenviertel trinkt sein zweites Bier.
So bunt gemischt wie die Besatzungen der am Blankeneser Fähranleger vorüberfahrenden Schiffe sind auf dem Ponton op’n Bulln auch die Gäste. Weder beim Alter noch beim Status, weder bei der Höhe der Zeche noch beim Kleidungsstil machen Wirtin Ela und ihre Crew einen Unterschied. Boots- oder Lackschuh, barfuß oder in Birkenstocksandalen – stolpern sollte hier niemand. Ein falscher Schritt, schon purzelt der, ob des faszinierenden Blickes über den Strom oder auf die Damen abgelenkte Gast in den Fluss.
Ob er da wohlbehalten wieder rausgezogen wird, ist angesichts einer bis zu dreieinhalb Knoten starken Strömung und knapp einem Meter Sichtweite unter Wasser ungewiss. Also: Augen auf und Abstand von der Kante halten!
Die Reihe „Lieblingsorte“ wird in loser Folge fortgesetzt.
Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de