GESUNDHEIT
Ein offenes Ohr für Patienten
Grüne Damen und Herren
Im Krankenhaus fühlen sich einige Patienten trotz ständiger Betreuung und Pflege zeitweise einsam und freuen sich über Zuspruch und Ablenkung. Die Grünen Damen und Herren der Evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe e.V. können den Aufenthalt in der Klinik deutlich angenehmer machen.
1969 gründete Brigitte Schröder, Ehefrau des damaligen Bundesaußenministers, nach dem Vorbild der „Pink Ladies“ des Volunteer Service in den USA die Organisation. Mittlerweile sind bundesweit in über 600 Krankenhäusern und Altenhilfe- Einrichtungen rund 9.000 Grüne Damen und Herren für die gemeinnützige Arbeitsgemeinschaft tätig.
Peter Schmidt und Sonja Stangier gehören zum Einsatzleiterteam in der Asklepios Klinik Altona. Sie sind Teil eines 24-köpfigen Teams, bei dem jeder Ehrenamtliche an einem Tag in der Woche für zwei bis drei Stunden auf einer ihm fest zugeteilten Station hilft. „Wir sind beide auf der Kardiologie- und Pneumologie-Station tätig, kümmern uns also um meist ältere Patienten mit Herz- oder Lungenerkrankungen“, erzählt Sonja Stangier. Zu den Aufgaben der Grünen Damen und Herren gehört in erster Linie das Zuhören und Heraushören. Was für Sorgen, Probleme oder Beschwerden hat der Patient, kann er durch ein Gespräch Ablenkung und Linderung bekommen? Auch kleine Besorgungen wie Zeitschriften, Telefonkarten oder Dinge aus dem Klinikkiosk erledigen die Ehrenamtlichen gern. Dafür sprechen sich Schmidt und Stangier stets mit der Stationsleitung und dem Pflegepersonal ab, um wichtige Details über die Patienten zu erfahren.
„Vor dem Einkauf müssen wir genau wissen, ob die Person beispielsweise Diabetiker ist, wenn wir bestimmte Lebensmittel kaufen sollen“, so die 67-Jährige.
Nicht nur die Patienten, sondern auch Angehörige erfahren durch die Krankenhaushilfe Entlastung. So hat die Familie eine Geschichte eines Demenzkranken schon 50 Mal erzählt bekommen, die Grünen Damen und Herren hören sie das erste Mal und reagieren dementsprechend anders darauf. Viele Gespräche können für beide Seiten unterhaltsam sein. „Ich hatte eine hundertjährige Patientin, die nicht mehr leben wollte, weil ihr Leben vorüber war“, berichtet Peter Schmidt. „Sie erzählte, dass ihr Mann bereits vor zehn Jahren verstorben sei und aus dem Himmel zu ihr heruntergucken würde. Nun würde sie nachschauen wollen, ob er bereits eine neue Frau im Himmel habe. Das könne sie sich gut vorstellen.“ Gemeinsames Lachen wirkt Wunder. „Das erfordert Offenheit und Empathie. Nach dem Gespräch geht es der Person besser, sodass es auch für mich ein schönes Gefühl ist“, so Schmidt. Dennoch sei wichtig zu lernen, sich von den teils schweren Schicksalen der Patienten abzugrenzen. Psychische Stabilität ist da entscheidend. Sonja Stangier hat sich zudem selbst Prinzipien gesetzt und unterhält sich beispielsweise mit keinem Patienten über Politik oder Religion. Das würde nur Unruhe stiften, die niemand haben wolle.
Die Grünen Damen und Herren pflegen außerdem eine kleine Bibliothek, die besonders bei den älteren Patienten Anklang findet. In einer Kleiderkammer, für die auch Mitarbeiter der Klinik spenden, wird neue Kleidung für bedürftige Patienten zur Verfügung gestellt. Regelmäßige Seminare durch das Krankenhaus und die Kranke- und Alten-Hilfe schulen die gemeinnützigen Hilfskräfte. So profitiert das gesamte Krankenhaus von der ehrenamtlichen Unterstützung.
Interessierte, die sich bei den Grünen Damen und Herren mit engagieren möchten, können über die Homepage Kontakt aufnehmen.
Autorin: louisa.heyder(at)kloenschnack.de