HAUSBESUCH
Ein Zufluchtsort bei Büchern
Dr. Helmut Junge, ehemaliger Notar
Seit 2001 fährt der 86-Jährige wochentags für die Zeit von 6 bis 13 Uhr in sein privates Büro in Blankenese und bietet Rechtsrat an. Die Räumlichkeiten im Erdgeschoss dienten Junge zuvor als Lager. Seine Tochter, eine Architektin, ließ die Wohnung in ein großzügiges Privatbüro umbauen – inklusive eigener Bibliothek.
„Das Büro war ursprünglich für Anwaltstätigkeiten gedacht, mittlerweile ist es eher ein Refugium, eine Fluchtburg für einen alten Mann“, erzählt Junge. „Ich bin mit meiner Frau seit 57 Jahren verheiratet, da tut es uns beiden gut, wenn ich den halben Tag weg bin. Auch meine Frau ist froh, wenn sie mich mal los ist.“
Ein Griff ins Bürcherregal lohnt sich für ihn ebenfalls. Die Privatbibliothek, in der sich auf mehreren Regalen alte Bücher bis unter die Decke stapeln, enthält Raritäten wie preußische Gesetze aus dem 18. Jahrhundert oder alte Lexika in Sütterlinschrift, bei denen der Einband zerfällt. Eine weitere Leidenschaft Junges sind historische Karten vom alten Altona und den Elbvororten, welche die Wände des gemütlichen Raumes zieren.
Nach getaner Arbeit und einem einstündigen Spaziergang durch Blankenese geht es für den alten Justiziar zurück nach Hause zum Mittagessen zu seiner Frau. Oder auch zum Kegelclub von 1831, bei dem das Ehepaar seit Jahrzehnten Mitglied ist.
Autorin: louisa.heyder(at)kloenschnack.de