SCHIFFE UND MEERE
Einmal noch nach Helgoland
Saison-Ende für den Halunder Jet

Mit Tempo 60 wie die „Halunder Jet“ gleitet sonst keine Fähre nach Helgoland. Anfang November fuhr sie zum letzten Mal in dieser Saison. Der KLÖNSCHNACK war mit an Bord.
Von so pünktlicher Abfahrt könnte die Bahn lernen. Auf die Minute genau legt die „Halunder Jet“ zunächst an den Landungsbrücken ab. Ebenso minutengenau geht die Reise weiter über Wedel und Cuxhaven nach Helgoland. „Wir haben etwa vier Kabellängen Sicht“, sagt Kapitän Boris Dahlke wenig später. Dabei wird er nicht ein bisschen nervös. Seine beiden Radargeräte und die Männer an Land würden ihn auch bei einem Blindflug und einer Geschwindigkeit von 36,5 Knoten sicher über die Elbe und durch die Deutsche Bucht lotsen. 9.463 PS, 579 Passagiere bei einer Länge von 52 Metern, das sind einige der beeindruckenden Daten des Katamarans.
Wer einmal die Brücke eines traditionellen Schiffes, wie etwa der „Cap San Diego“, betreten hat, der fühlt sich angesichts der vielen Bidlschirme auf dem „Halunder Jet“ wie im Cockpit eines Flugzeuges. Selbst der für die Maschine zuständige Ingenieur sitzt hier bequem im Sessel, hat dabei alle Instrumente im Blick. „Wir können auf der Stelle drehen“, sagt ein entspannter Andreas Oertel. Die Männer an Bord schätzen den Dienst im 14-tägigen Wechsel. Dass sie dabei unter zypriotischer Flagge fahren, stört sie nicht. „Die Vorschriften sind teilweise noch strenger als die deutschen“, sagt Dirk von Appen. Die Nautiker sind auch auf Containerschiffen gefahren, kennen es, viele Wochen von der Familie getrennt zu sein.

Von der an Deck und Brücke herrschenden Urlaubsvorfreude ahnen die Passagiere nichts. Sie freuen sich auf die einzige deutsche Hochseeinsel mit ihrem ganz besonderen Charme. Auch wer nur für einen Tagesausflug oder zum zollfreien Einkauf mitgereist ist, fiebert dem Einlaufen im Südhafen Helgolands entgegen.
Bude an Bude reiht sich entlang des Hafens. Alkoholisches und Parfüm haben es den Insel-Besuchern besonders angetan. Auch wenn viele Geschäfte ihre Regale bereits leergeräumt haben, trägt nahezu jeder Besucher eine größere Einkaufstüte in der Hand.
Andere tragen ihre Koffer in die Gästezimmer. „Ich schätze besonders die Atmosphäre der Wintermonate“, sagt Margot Wehner, die in Cuxhaven mit einem großen Rollkoffer an Bord gekommen war. Einziges Missvergnügen: In einem von einem Einheimischen empfohlenen Restaurant heißt es: „Der Knieper ist aus.“ Schade. Mehr Verlass ist hingegen auf den Kapitän der „Halunder Jet“. Pünktlich um 20.15 Uhr macht der Katamaran an den Landungsbrücken wieder fest.
Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de
www.helgoline.de/informationen/hsc-halunder-jet
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