HAUSBESUCH
Familienmenschen
Karin und Jochen Ladiges
Einige Hamburger sind alteingesessen. Einige wenige sind gar besonders alteingesessen. Wie die Familie Ladiges in Nienstedten. In elfter Generation ist sie hier ansässig.
Bis in jene Zeiten, als Nienstedten noch Nygenstede (neue Stätte) hieß, reicht die Familiengeschichte nicht zurück. Aber sooo viel fehlt gar nicht. Es ist schon erwähnenswert, sich zu den „alten Nienstedtenern“ zu zählen.
Aufgeschnapptes Döntje „vor Ort“: Zwei Senioren treffen sich auf der Parkbank. Richtig gesprächig sind sie nicht. Es geht bald darum, wessen Familie wohl die ältere ist in Nienstedten. Immer weiter wird zurückgegriffen. Bis zu Adam und Eva. Dann gilt das Thema als erschöpft. Bis Herr Breckwoldt , senior, meint: „Eva soll ja wohl eine geborene Breckwoldt gewesen sein …“
„Platinhochzeit, wer hat sowas heute noch!“
Hans Joachim Ladiges ist die siebente Generation, die unter dem alten Reetdach mitten in Nienstedten wohnt. Die achte, neunte und zehnte gibt es bereits (Töchter Maren, Britta und sieben Enkel), die elfte wird irgendwann folgen. Zum verabredeten Hausbesuch steht Karin Ladiges vor einem Rasenstück voller in der Vormittagssonne erstrahlender Krokusse und fotografiert ihre „Schätze“. Beide sind durch und durch Gartenfreunde. Das ist überall zu spüren: Die Astlöcher des uralten Kirschbaums müssen als Blumentöpfe herhalten, in einem kleinen Käfig hängt ein Apfel. „Für die Vögel, die bald brüten werden und ihre Familie versorgen wollen“. Selbstironisch bezeichnen sie sich als „auslaufende Modelle“. Demnächst steht ihr 55. Hochzeitstag an. „Platinhochzeit“ (in einigen Regionen auch als „Juwelenhochzeit“ bezeichnet), meint Ehefrau Karin, „wer hat sowas heute noch!“ Beide wirken rundum zufrieden. Das Innere des über 250 Jahre alten Hauses birgt eine Sammlung historischer Utensilien und Möbel aus vergangenen Epochen. Überall stehen frische Blumensträuße. „Das müssen wir einfach haben!“, konstatiert das Paar. Hans Joachim, den alle nur Jochen nennen, ist nach 60 Jahren in der Freiwilligen Feuerwehr Nienstedten, davon viele Jahre als Wehrführer, dort Ehrenmitglied.
Der Zahn der Zeit hat im Winter das Reetdach angenagt. Ein Team von Spezialisten ist angereist, um es auszubessern. „Sowas hielt früher so sechzig bis siebzig Jahre“, erinnert sich Jochen. „Aber die veränderten Umweltbedingungen lassen das nicht mehr zu“, ergänzt die Ehefrau.
Dann erzählt sie freudig von der Familie, den momentan sieben Enkeln. Der „engste Kreis“, das sind siebzehn. Gern trifft man sich in ihrer „Außenstelle“ in Otterndorf hinter dem Elbdeich.
Autor: uwe.petersen(at)kloenschnack.de
www.hb2.nienstedten-hamburg.de/Heimatbote/2014/HB_08_14.pdf