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„Frauen führen anders“
Weibliche Führungsphilosophie im Handwerk
Wenn Claudia Schlegel ihre Lebensgeschichte erzählt, dann klingt diese bis in das Jahr 2012 gutbürgerlich und sorgenfrei. Ihr Ehemann Frank Schlegel, Handwerksmeister, leitet erfolgreich seine Firma Metall aus Appen. Die gelernte Betriebswirtin kümmert sich in dem Betrieb um das Sekretariat und den betriebswirtschaftlichen Part. „Ich habe meine eigenen Karriere hinten angestellt, um meinen Mann in seiner Firma zu unterstützen“, sagt sie.
Das Ehepaar hat die Kinder Emma Lina und Felix. Zwei Hunde und Pferde sorgen außerdem für ein harmonisches Familienleben in der Gemeinde Appen vor den Toren Hamburgs.
Doch im Laufe des Jahres 2012 merkt Claudia Schlegel, dass ihr Mann sich nach ihrer eigenen Aussage „immer mehr verändert“. Statt Fröhlichkeit und Optimismus beherrschen zunehmend Selbstzweifel die Gedanken ihres Mannes. Das schlägt sich vermehrt auch auf seine Arbeitsleistung nieder. „Es ging mit dem Betrieb bergab“, sagt sie. Die Diagnose der Ärzte zu dem Zustand Frank Schlegels lautete Burn-out. „Es war damals klar, dass mein Mann für längere Zeit nicht arbeiten kann“, so die Appenerin. „Ich stand von heute auf morgen vor der Entscheidung, entweder den Betrieb zu schließen oder ihn zu führen. Die kaufmännischen und betriebswirtschaftlichen Abläufe waren mir zwar vertraut, von den handwerklichen Prozessen im Metallbau hatte ich allerdings keine Ahnung“, sagt sie. Claudia Schlegel entschied, den Betrieb zu leiten bis ihr Mann wieder arbeitsfähig sei. Bei den ausschließlich männlichen Mitarbeitern stieß sie zwar kurzzeitig auf Skepsis, doch sehr schnell wurde allen klar, dass sie die Firma nur gemeinsam retten können. Die folgenden Monate seien beruflich wie privat ziemlich hart gewesen, sagt Schlegel. „Mein Mann hatte jedes Projekt, jeden Kunden im Kopf. Es gab keine schriftlichen Notizen, Zeichnungen der Projekte waren ebenfalls nicht vorhanden. Wir mussten teilweise die Kunden anrufen, um den aktuellen Sachstand abzuklären“, sagt Schlegel.
Sie begann eine Struktur in den Betrieb zu bringen und Konzepte für die Firma auszuarbeiten. „Ein wichtiger neuer Aspekt für die Mitarbeiter war die Tatsache, dass jeder eigene Kunden-Projekte bekam und nicht mehr einer alleine alles macht. Außerdem gehörten Teambesprechungen zum Arbeitsalltag“, so Schlegel, die davon überzeugt ist, „dass Frauen anders führen“. Und sie ergänzt: „Ich bin fest davon überzeugt, dass Frauen das Handwerk verändern.“ Schlegel achtet in ihrem Betrieb darauf, die Stärken jedes Einzelnen zu sehen und ihn dementsprechend einzusetzen. „Mir ist es außerdem wichtig, die Mitarbeiter für ihre Arbeit zu loben“, so die Geschäftsführerin weiter.
Das Handwerk sei heute immer noch zu großen Teilen sehr patriarchisch geprägt, lange Traditionen und festgefahrene Hierarchien bestimmten den Arbeitsablauf. „Auf dem Bau wird einem nichts geschenkt. Bauleiter, Architekten und die Mitarbeiter der anderen Gewerke sind Männer, das ganze Arbeitsumfeld ist männlich geprägt und sehr konservativ“, fasst sie zusammen. So sei das bis zum Führungswechsel auch bei Metall aus Appen gelaufen, sagt sie weiter.
Doch Claudia Schlegel merkt nach einiger Zeit, wie die Mitarbeiter zusehends motivierter werden, Kunden äußern ihre Zufriedenheit sowohl über perfekt geplante und gefertigte Projekte als auch über engagierte und motivierte Mitarbeiter. „Die gegenseitige Wertschätzung, die unseren Arbeitsalltag bestimmt, übertragen wir auch auf unsere Kunden“, so die Geschäftsführerin.
Ob Geländer, Zäune, Treppen oder Vordächer – die Kunden sollen wissen, dass sie qualitativ hochwertige Produkte bekommen. „Wir sind ein DIN-EN 1090 zertifizierter Betrieb, das bedeutet, ich darf nur qualifizierte Mitarbeiter beschäftigen. Außerdem muss für den Kunden das Material zurückverfolgbar sein. Billigware wird bei uns nicht verarbeitet“, sagt Claudia Schlegel.
Eines stand für die zweifache Mutter jedoch auch in der neuen Situation fest und gilt bis heute: „Das Privatleben darf nicht darunter leiden, gemeinsame Zeit mit meiner Familie muss ein fester Bestandteil bleiben, ebenso wollte ich mich weiter um unsere zwei Hunde und die Pferde kümmern“. Und sie ergänzt: “Ich denke, dass mir das gelungen ist.“
Autorin: cornelia.hoesch(at)kloenschnack.de