Frühling in Haus und Garten
Wohnexpertin Constanze Köpp:
„Von Wenigem das Beste“
Wo fange ich bloß mit dem Sortieren an?
Bei meinen Einsätzen gibt es nicht immer ein Schema F, dem ich nachgehe. Es geht um Bedürfnisse, um Prioritäten, die sind oft sehr unterschiedlich. Zunächst gilt: Wir brauchen schnell sichtbare Erfolge, um uns zu motivieren. Wir arbeiten uns langsam in alle Tiefen vor. Wenn ich mir bewusst einen Tag beispielsweise nur das Bad vornehme, sind hier die Tiefen übersichtlich. Generell gilt: Der Mensch braucht nicht viel. Die Menschen ersaufen an äußerer Fülle und verdursten an innerer Leere! Machen wir uns niemals abhängig von der Fülle um uns herum, die uns mehr und mehr beherrscht. Füllen wir das Innen, das geht nicht kaputt und ist auch nie zu viel.
Wie kann ich meine Einstellung zum ewigen Horten dauerhaft verändern?
Stellen wir uns jeden Raum nackt und leer vor. Welche Dinge aus unserem Besitz würden wir auf jeden Fall zurückstellen? Unsere Räume sind ein Spiegel, wir sollten immer wieder genauer hineinschauen. Was dort steht, sind wir! Jedes Teil eine persönliche Visitenkarte – aber sind wir das alles wirklich noch? Schauen wir noch gerne hin oder lieber weg? Stehen wir noch klar hinter dem Kauf? Was uns umgibt, hat Einfluss auf unser Leben, zeigt unsere Haltung zum Leben, unseren Anspruch. Und erst recht an uns. Kompromisse? Nein! Halbherzigkeiten? Nein! Umgeben wir uns ausschließlich mit dem, was unser Wohl- und Wohngefühl steigert. Mit dem, was wir lieben und schätzen. Denn ein Hauch von Negativem zieht mehr Negatives an.
Gibt es Einrichtungsregeln, die zu einem harmonischen Konzept verhelfen?
Ja, jeder Raum hat sein eigenes Thema.
Bad: Immer den Klodeckel geschlossen halten. In Unterschränken Nützliches verstecken, aber kaum Optisches. Passen die Handtücher zu den Kacheln und dem Duschvorhang? Wie viele brauchen wir, wenn wir fast täglich waschen? Das Bad soll ein kleiner Wellnesstempel sein.
Küche: Wie frei ist die Arbeitsfläche? Wie voll geklebt ist die Kühlschranktür? Wie bunt sind die Geschirrtücher? Wie viele Tüten und Lappen ersticken unter der Spüle? Wichtigste Regel: Porzellan zeigen, Plastik verstecken.
Schlafzimmer: Sind zwei Nachtschränkchen mit Lämpchen vorhanden? Tagesdecke und Kissen? Eher sinnliche Fotos und Gedichte und keine Kinderfotos – in dem Schlaraffenland der Liebe, des Träumens und Verführens. Von Türen weit entfernt schlafen.
Kinderzimmer: Sind eigene kleine Refugien, eine ganze Wohnung im Kleinformat für viele Bedürfnisse. Raumteiler möglich? Bett gen Fenster für den Blick in den Himmel möglich? Wohnzimmer: Teppiche markieren den Sitzbereich. Große Tische werden oft gegen Hocker für Ablagen ausgetauscht. Spiegel für mehr Tiefe. Individuelle Kunstwerke statt Bilder aus Möbelriesen. Stehlampen statt Deckenfluter. Ess- und Wohnzimmerbereich eher trennen, da beide für unterschiedliche Bedürfnisse stehen.
Flur: Versteckte Garderobe im Schrank oder hinterm Vorhang möglich?
Warum umgibt man sich mit unliebsamen Geschenken? Das schlechte Gewissen darf kein Treiber sein. Tipp: Wünschen Sie sich Gutscheine. Denn nicht Tante Uschi richtet unser Zuhause ein. WIR bestimmen und erkennen, was uns gefällt und gut tut. Nach dem Tod eines geliebten Menschen hilft es, beispielsweise dessen Kleidung auszusortieren. Erbstücke, die unmodern sind, können mit einem neuen Look aufgepeppt werden und so weiterhin einen Platz im Leben des Hinterbliebenen einnehmen.
Gibt es einen Quicktipp, der kurzfristig für ein ausgeglicheneres Wohngefühl sorgt?
Der Quicktipp entspringt einer Überzeugung im Kopf. Was braucht der Mensch wirklich? Nicht viel, eher von Wenigem das Beste! Wer in Fülle und Überfüllung lebt, verliert die Kontrolle, den Überblick, alle Strukturen. Das traurige Ende: Chaos kann die Menschen isolieren! Isolation ist Einzelhaft. Ein Tipp für volle Schubladen: nicht hier und da etwas heraus picken, sondern ALLES auskippen und peu a peu hineinlegen, was dort wirklich rein gehört. Wir brauchen Platz für die Dinge, die bereits auf uns warten, noch auf uns zukommen wollen, sobald wir ihnen endlich Platz geschaffen haben. Wir alle reisen mit nur einem Koffer in den Urlaub, und was vermissen wir? Nichts! Außerdem sind wir gut im Loslassen, denn wir lassen in jedem Augenblick das Wertvollste los: Zeit!
Männer und Frauen haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Wie bringe ich diese in Einklang?
Männer lieben es haptisch, Frauen eher optisch. Meine Aufgabe ist es, bei Paaren oft als Mentor zu fungieren, weil beides einander nicht ausschließen muss, und doch gestritten wird. Wenn Paare zusammenziehen, der Fokus nicht mehr auf dem Wunsch liegt, endlich Bad und Bett miteinander zu teilen, läuft etwas schief. Ich habe schon Paare gebeten, sich von allem zu trennen, weil keiner den Hausstand des anderen mochte. Ich bat, alles zu verkaufen und in Ruhe neu anzuschaffen. Aber was braucht ein liebendes Paar schon wirklich und auf einmal? Ansonsten ist es schön, jedem einen Raum zuzuteilen. Wenn er lieber kocht, darf er sich sein kleines privates Restaurant auch selbst gestalten. Sie liebt den Garten? Dann ist das ihr Refugium zum Ausleben.
Der KLÖNSCHNACK dankt für das Gespräch.
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