MEINE MEINUNG
Online- vs. stationären Handel
STEFANIE KÖNIG. Wirtschaft
Ja, früher war das alles anders. In jedem Stadtteil gab es kleine Tante-Emma-Läden und für jeden Bedarf gab es das richtige Fachgeschäft. Und wenn es mal etwas Besonderes sein sollte, dann fuhr man am langen Samstag in die Innenstadt und bekam dort das, was es eben nur im Zentrum gab. Das war ein Event, das die ganze Familie miteinander teilte und das den ganzen Tag in Anspruch nahm.
Diese Zeiten sind lange vorbei. Aber schon bevor das Internet und der Online-Handel Einzug in unser Leben genommen haben, gab es Strukturwandel im Handel. Zum Beispiel verlängerte Öffnungszeiten, Sonntagsöffnungen und Aufhebung der Schlussverkaufsphasen. Auch den Versandhandel gibt es schon lange oder Tankstellen, die wie Supermärkte daherkommen.
In den 80er Jahren hielten große Einkaufszentren und Discounter Einzug in die Einzelhandelswelt und traten in starke Konkurrenz zu den kleinen Einzelhandelsgeschäften, die nicht wie in den Zentren unter einem Dach auftraten. Grundsätzlich hatte es der Einzelhandel nie einfach. Ein hohes Maß an Flexibilität und Eigeninitiative war immer eine Grundvoraussetzung, um sich erfolgreich eine Position am Markt zu erarbeiten und insbesondere zu erhalten.
„Grundsätzlich hatte es der Einzelhandel nie einfach. Ein hohes Maß an Flexibilität und Eigeninitiative war immer Grundvorausetzung.“
Die Umsatzentwicklung kann aus verschiedensten Gründen starken Schwankungen unterliegen, die fixe Kostenstruktur ist aber gleichbleibend.
Diesen Rahmenbedingungen unterliegt der Online-Handel nicht, da dieser standortunabhängig ist sowie Verkehrs- und wetterunabhängig.
Wenn man den Prognosen glauben schenken darf, dann bewahrheitet sich ein zu verzeichnender „Einzelhandels-Blues“, zumindest was die Gegenwart und die Zukunft der Spezies Einzelhändler angeht.
Zwischen 2016 und 2020 wird jeder zehnte stationäre Händler sein Geschäft schließen. (Prognose lt. der „Patriot“, 1.1.2016).
Oft hört man den Satz: „Wenn du nicht willst, dass der kleine besondere Einzelhandel stirbt, dann musst du da auch kaufen und nicht im Netz!“
Das Internet hat aber sehr vieles verändert. Unsere Kommunikation, unsere Arbeit, das Kennenlernen von Anderen und natürlich auch das Einkaufen. Und das sehen wir auch in der Einzelhandelsstruktur. Ein Leben ohne Internet ist für den überwiegenden Teil der Menschen gar nicht mehr denkbar. Diese Realität kann und darf man nicht mehr ignorieren.
Unserer Aufgabe als Einzelhändler ist es, darauf einzugehen und eine eigene Nische zu finden und sich erfolgreich im digitalen Markt zu etablieren.
Wenn wir sehen, dass in unserem Umfeld vertraute Geschäfte schließen, ist das auch für uns immer ein Alarm-Signal.
Tatsächlich sind seit 2016 einige Einzelhandelsunternehmen verschwunden.
Aber woran liegt es, dass andere bestehen, sogar erfolgreich aus diesem Strukturwandel hervorgehen?
Wenn man sich diese Unternehmen genau anschaut, kann man feststellen, dass jedes zumindest über eine moderne und aktuelle Website verfügt und meistens auch über einen gut geführten Online-Shop.
So ein Online-Shop ist aber auch nicht der Garant für ein florierendes Geschäft. Um professionell am Markt aufzutreten, braucht es eine(n) auf den Händler zugeschnittene(n) Website/Online-Shop. Dafür gibt es inzwischen verschiedene Modul-Lösungen, die wie maßgeschneidert wirken, aber für die unterschiedlichsten Budgets zu haben sind. Unseres Erachtens nach kann es eine Symbiose zwischen dem klassischen Einzelhandel und dem Online-Handel geben. Das kann sich innerhalb eines Unternehmens hervorragend befruchten. Wenn es ein schlüssiges Konzept mit passenden Produkten gibt, kann man sehr gut einen Online-Shop aufbauen.
In unserer globalisierten Welt sind die Marktstrukturen einem rasanten Wandel unterlegen. Daher gilt es für den Einzelhandel, speziell dem inhabergeführten, immer offen für neue Wege und damit Chancen zu sein.
Das Gespür für das richtige Produkt, die richtige Präsentation und den Trend bleibt auch im Online-Handel das wichtigste Instrument.
Das hat sich also nicht geändert. Das war im Einzelhandel immer so.
Stefanie König