THEMA GASTRONOMIE
Gemüüütlich!
Klein Flottbek
Wer beim Stichwort „portugiesische Küche“ gleich an das „Portugiesenviertel“ am Hamburger Hafen und seine folkloristisch angehauchten Gasthäuser denkt, ist grundsätzlich auf dem richtigen Weg – verschenkt aber eine bemerkenswerte Alternative, für Elbvorortler quasi vor der Haustür: Die „Flottbeker Schmiede“.
In der stylish dekorierten ehemaligen Schmiede werden variantenreiche Tapas und mediterrane Spezialitäten serviert. Exkurs: Die Instenhäuser (Wohnungen der damaligen Tagelöhner) und auch die Schmiede waren Teil des Mustergutes, welches Caspar Voght vor über 200 Jahren hier in Flottbek anlegte. Schon 1792 errichtete der Hamburger Kaufmann und Philosoph Caspar Voght diese Wohnhäuser. Das Haus Baron-Voght-Straße 79 war schon damals die Schmiede der „Ornamented Farm“. 1828 ging das Gut in den Besitz des Hamburger Kaufmanns und Senators Martin Johan Jenisch über. Der Senator ließ einige Jahre später das Jenischhaus errichten und legte den heutigen Jenischpark an.
Helenas dunkle Augen blitzen: „Inzwischen haben wir uns prima eingelebt und freuen uns jeden Tag über die Resonanz der Gäste und der Gastronomiepresse.“ In der Gourmetserie „The Taste“ von SAT 1 ist sie als Köchin mit ihren Rezepten bis ins Finale gekommen. Dabei hat ihr Statement „Kochen ist bei mir reine Bauchsache“ deutlich geholfen. Intuition ist ihr wichtiger als das exakte Einhalten vorgegebener Rezepte. Gemeinsam mit ihrer professionellen Crew werden die Gäste mit maritimen Schmankerln und Menüs verwöhnt – mit einem Schwerpunkt auf die Küche Portugals. Etwa elf verschiedene Tapas gehören dazu, mit Oliven, Gambas, Datteln … begleitet vom offenen „Vinho Verde“ vom Fass, den Helena aus vollem Herzen empfiehlt. Wenn Ehemann Joao nicht bereits den Getränkewunsch abgefragt hat. Urgemütlich ist es am riesigen, massiven Stammtisch, der locker zehn Personen aufnimmt. Oder in den Gasträumen vor dem mit Hufeisen und Blasebalg dekorierten Kamin mit seinem freigelegten Mauerwerk.
Das alles unter einen Hut zu bekommen, erfordert reichlich Talent zum Familienmanagement – drei Kinder (ein Junge und zwei Mädchen) und ein Ehemann sorgen dafür, dass auch außerhalb des Gasthauses keine Langeweile einzieht. Neben der Speisekarte will eine mit Kreide beschriebene Tafel zum Verzehr von wechselnden Spezialitäten wie „Kalbsinvoltini“, Gambas und Seeteufel verführen. Die Kapazität der gut besuchten Gasträume legt nahe, Plätze zu reservieren, um auf „Nummer sicher“ zu gehen. Wer sich dann durch die Tageskarte (emanta do dia) „arbeitet“, wird irgendwann bedauern, wenn „nichts mehr reingeht“.
Autor: uwe.petersen(at)kloenschnack.de