KOMMENTAR
Danke!
Ehrenamtliches Engagement für Flüchtlinge
Ohne den Einsatz von unzähligen ehrenamtlichen Helfern wäre die Organisation der Flüchtlinge längst zusammengebrochen. Ex-Bürgermeister Christoph Ahlhaus richtet einen Dank an das Engagement.
So gesehen haben wir die Erfahrung der christlichen Erfüllung durch Nächstenliebe und damit ein wesentliches Element der Weihnachtsbotschaft bereits vor dem 1. Advent mitten unter uns erfahren dürfen.
Welch tröstliches Zeichen angesichts der zeitgleich stattfindenden Barbarei, wie wir sie Mitte November in Paris und damit im Herzen unserer europäischen Zivilisation erfahren mussten.
Aber es ist genau diese europäische Zivilisation, die im Zuge der Flüchtlingskrise in unserem Land Kräfte der Mitmenschlichkeit freigesetzt hat, die noch vor Jahren undenkbar schienen. Nicht wenige kluge Köpfe hatten bereits eine Entwicklung in unserer Gesellschaft vorausgesagt, welche sich auf rein materielles Streben und persönlichen Vorteil richten.
Mit der deutschen Willkommenskultur haben die Menschen in unserem Land die moralisch richtige Antwort auf diese außergewöhnliche Herausforderung gegeben. Nun ist es höchste Zeit, dass die Politik mit klaren Entscheidungen die Rahmenbedingungen dafür setzt, dass dieses Klima der Hilfsbereitschaft nicht in Gefahr gerät.
Das Parteiengezänk, welches wir in den vergangenen Wochen erleben mussten, wird dieser großen Herausforderung bei Weitem nicht gerecht. Einerseits ist es keinesfalls ausreichend, sich auf die anfangs wichtige, weil Mut machende Botschaft „Wir schaffen das“ zu beschränken, ohne den über die Grenzen der Belastbarkeit hinaus ehrenamtlich Arbeitenden klar zu sagen, wie wir das schaffen.
Auf der anderen Seite ist es wenig hilfreich, mit populistischen Forderungen den Menschen vermeintliche Lösungswege aufzuzeigen, welche weder rechtlich noch tatsächlich funktionieren können. Besonders unanständig und gefährlich ist es, die Bürger in unserem Land, welche sich zunehmend berechtigte Sorge um das Ausmaß der Flüchtlingswelle machen, in die rechtsradikale Ecke zu drängen und dabei selbst überzeugende Antworten schuldig zu bleiben. Es besteht die große Gefahr, dass genau dieses der Nährboden für Demagogen ist, die mit ihren Parolen die Welle der Hilfsbereitschaft brechen.
Die Menschen in unserer Gesellschaft, die ihren freiwilligen Beitrag tagtäglich leisten, erwarten von der Politik zu Recht überzeugende Antworten.
Dazu gehört eine klare Differenzierung zwischen gesteuerter Zuwanderung, die durchaus legitimen europäischen Interessen folgen sollte, und der Unterstützung für Flüchtlinge, bei der es schlichtweg um vorübergehenden Schutz vor einer akuten Bedrohungslage geht. Folglich steht bei der Bewältigung von Flüchtlingswellen nicht die dauerhafte Integration, sondern zunächst eine professionelle Hilfe im Vordergrund.
Es gehört zur Redlichkeit in der Diskussion dazu, den Menschen in unserem Land ebenso wie den Flüchtlingen klar zu sagen, dass es nicht für alle eine dauerhafte Bleibe in unserem Land geben kann. Daraus folgt die Notwendigkeit einer von Anfang an gerechteren Verteilung innerhalb Europas genauso wie die schnellere Abschiebung derer, die kein Bleiberecht in unserem Land bekommen können. Auf der anderen Seite müssen wir unsere Anstrengungen zur Integration derjenigen, die dauerhaft in unserem Land bleiben werden, deutlich verstärken.
Ja, ich freue mich, in einem Land und einer Stadt leben zu dürfen, wo erkennbar ist, dass das Leben in Frieden, Sicherheit und Wohlstand uns nicht die Augen verschlossen hat vor dem Leid und den Bedürfnissen anderer Menschen in höchster Not. Für mich sind diese Helfer die stillen Helden unserer Gesellschaft. Wer diese Errungenschaft christlicheuropäischer Zivilisation schätzt, darf sie nicht durch ein „Wir schaffen das für alle“ gefährden.
Christoph Ahlhaus