MENSCH DES MONATS
Die CDU darf hoffen
Karin Prien, Rechtsanwältin und Bürgerschaftsabgeordnete
Hamburgs CDU sortiert sich seit einiger Zeit neu. So richtig klar wurde bisher noch nicht, wohin die Reise geht. Mit Christdemokratinnen wie Karin Prien kann sich das ändern, vieles ist denkbar.
Karin Prien lächelt von Plakaten, lädt dabei zu öffentlichen Diskussionen und Sprechstunden ein. Sie ist auf Facebook unterwegs, steht an Wahlkampfständen. All das kommt zu den vielen Ausschuss- und Parteisitzungen hinzu, die zum Alltag einer Bürgerschaftsabgeordenten gehören. Die Familie mit vier Kindern im Alter zwischen 11 und 17 Jahren und der Beruf als Anwältin müssen dabei ihren Platz finden. „Nach wie vor ist Politik nicht familienkompatibel, mein Mann unterstützt mich nach wie vor sehr“, so die vielbeschäftigte Christdemokratin.
Vielleicht sei sie zäher als andere, sagt Karin Prien, ein wenig erholt von einer Kurzreise nach Madrid, von der sie gerade zurückgekehrt ist.
Richtig ist, dass immer, wenn ihr Name fällt, auch von Fleiß gesprochen wird. Doch anders als bei so manchem Aktenfresser der anderen großen Partei, verliert Karin Prien dabei nichts von ihrer Sympathie. Das mag an ihrem Lebensweg und ihren Wurzeln liegen. Stationen wie Amsterdam, Bonn, Berlin und Leipzig sowie jüdische Wurzeln großväterlicherseits verleihen ihr ein Maß an Weltläufigkeit, das manchem Hamburger abgeht. „Der Anfang in Blankenese war schwierig“, erinnert sich Karin Prien an ihre erste Zeit an der Elbe.
Es stimmt, dass Zugereiste von Altvorderen manchmal misstrauisch beäugt werden. Langjährige Elbvorortler, die es für einen persönlichen Verdienst halten, hier seit Generationen zu leben. Heute fühlt sich Karin Prien in der Hansestadt zu Hause. Hamburg komme Amsterdam in Vielem sehr nahe.
Ganz sicher stünde die Hamburger CDU anders da, wenn sie mehr Mitglieder von der Qualität einer Karin Prien hätte. Als es um die Schulreform ging, stand sie gegen die Mehrheit ihrer Partei auf. In der Flüchtlingsfrage machte sie auch unpopuläre Vorschläge. Wenn Karin Prien sagt: „Man muss Rückgrat zeigen“, dann ist das mehr als eine Floskel. Sie beweist das mit ihrem Verhalten im und außerhalb des Rathauses. Ganz ohne die Floskel „Engagement“ geht es dann doch nicht. Befragt, was sie antreibe, sagt Karin Prien: „Man braucht engagierte Demokraten, wenn man Demokratie erhalten will.“