2. Mai 2016
Magazin

„Die Meisten lieben ihre Pferde“

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INTERVIEW DES MONATS 

„Die Meisten lieben ihre Pferde“

Sagen Sie mal …
… Klaus Meyer, Vorsitzender des Flottbeker Reitervereins

Wie andere Sportarten auch hat sich das Springreiten verändert. Im Gespräch mit dem KLÖNSCHNACK erinnert Klaus Meyer an diesen Wandel und das Derby von heute.

„Viele Pferde haben es besser als so mancher Mensch ...“
„Viele Pferde haben es besser als so mancher Mensch …“
Herr Meyer, das Derby steht vor der Tür. Wie weit sind Sie mit den Vorbereitungen?

Von der Seite des Vereins kann das Derby beginnen. Es wird ja heute überwiegend von dem Unternehmen „En Garde“ organisiert. Ich selbst habe das Derby mit einigen ehrenamtlichen Kollegen von 1987 bis 1994 selbst organisiert. Das ging auch sehr gut, bis der Reitsport immer professioneller wurde und es um immer größere Summen ging. Die Organisation wurde so immer schwieriger. Jetzt arbeiten wir mit einer PR-Firma, die sich auf Turniere spezialisiert hat.

Wie war damals der Übergang hin zur Professionaliät?

Unser Derby mit seinen Naturhindernissen war nicht gerade geeignet als Qualifikation für Olympische Spiele. Da wollte man bunte, hohe Stangen.

Worin bestehen jetzt Ihre Aufgaben?

Der Verein hat neben dem Derby noch viele andere Aufgaben. Wir haben zum einen zwei große Reitanlagen in Flottbek und Rissen, eine davon beherbergt den größten Schulstall Deutschlands. Die Verwaltung für Gewerbepächter und Wohnungen liegt bei uns und wir veranstalten weiterhin das Derby und machen ein Jugend- und Amateurturnier.

Der Laie denkt beim Derby meist an den Sonntag, wenn das Fernsehen berichtet und 20.000 Menschen auf dem Gelände sind. Daneben gibt es noch viel mehr spannende Derby-Termine. Was ist für Sie der Höhepunkt?

Für mich ist das Springderby selbst immer noch hochgradig spannend, auch wenn nicht mehr so viele Weltklasse-Reiter dabei sind, weil es ihnen zu gefährlich geworden ist. Das Risiko einer Verletzung ist auf dem Derbyparcours schon höher. Allein durch den Wall. Aber diese Weltklassereiter sieht man nun am Sonnabend und Donnerstag in der „Global Champions Tour“.

Ist bei Nässe das Risiko eines Sturzes heute immer noch groß?

Wir haben mittlerweile einen tollen Allwetterboden mit einer Drainage und Spinkleranlagen. Der Boden ist also für jedes Wetter geeignet und wird auch international gelobt. Auch deswegen werden bei der von Jan Tops gegründeten „Global Champions Tour“ von den 30 weltbesten Reitern mindestens 28 zum Derby kommen.

Welche Rolle spielt das Geld heute beim Derby?

Das Thema geht heute zum Glück etwas an uns vorbei. Wir sind mit „En Garde“ eine partnerschaftliche Vereinbarung eingegangen, die ein qualitativ hochwertiges Turnier garantiert und es dem Verein ermöglicht, seine sonstigen Aufgaben zu erfüllen.

Wie beurteilen Sie es, dass das Derby eine große Geldmaschine geworden ist?

Das ist überall so im Sport. Ich bedauere das auch nicht. Das ist der Gang der Zeit. Es war natürlich eine andere Atmosphäre, als noch alle Reiter Amateursportler waren, aber die Leistungen sind besser geworden. Das ist für den Sport gut. Das Niveau wird jedes Jahr besser, die Anforderungen auch.

Wie erklären Sie sich die große Derby-Begeisterung, auch von Nicht-Reitern?

Der Wettkampf und der Parcours sind einfach spannend. Alle fiebern mit, ob es der Reiter den Wall hinunterschafft. Alle jubeln oder seufzen mit. Die Tribüne ist schon immer wenige Wochen nach dem Derby für das nächste Jahr ausverkauft.

Es gibt immer wieder Kritik am Reitsport und am Springen. Wird das dem Sport gerecht?

Wenn ein Pferd nicht springen will, springt es nicht. Sicherlich gibt es Ausrutscher wie in jedem Sport. Was hinter verschlossenen Türen passiert, weiß keiner. Aber offiziell sind Methoden wie Barren verboten. Ebenso das Dopen, was im Pferdesport engmaschig überprüft wird. Nach jedem Springen werden stichprobenartig Pferde untersucht und mithilfe einer Blutuntersuchung getestet. Erwischte Reiter werden auch gesperrt.

Macht Springen dem Pferd Spaß?

Den meisten Springpferden ganz sicher. Es gibt Pferde, die kann man vor einem Sprung kaum halten, weil sie unbedingt darüberspringen möchten. Aber natürlich lernen Pferde auch das Springen und werden trainiert. Es gibt aber auch Pferde und Fohlen, die von sich aus über den Weidenzaun springen, ohne es je gelernt zu haben. Auch Dressurpferde.

Bäckerei Hartmut Körner e.K.
Nun gibt es Demonstranten, die Banner mit Sätzen wie „Pferde sind keine Sportgeräte“ hochhalten. Was halten Sie von denen?

Ich habe noch nie welche gesehen, wenn ich ehrlich bin. Ich kann nicht ausschließen, dass einige Pferde in dem Sport manchmal härter angefasst werden, aber die allermeisten Reiter lieben ihre Pferde und betüdeln sie von vorne bis hinten. Viele Pferde haben es besser als so mancher Mensch. Wenn es den Sport nicht gäbe, gäbe es auch keine Pferde mehr. In der Landwirtschaft, in der Forstwirtschaft und beim Militär werden sie nicht mehr benötigt.

Wo ist beim Derby für Sie der schönste und spannendste Platz? 

Am Sonntag bin ich gerne auf der Tribüne. Die Atmosphäre im Zelt ist natürlich auch toll, weil man viele Leute und Sponsoren kennenlernt.


Wie wichtig sind Prominente beim Derby? 

Die sind schon wichtig für Medien und Publikum. Aber auch unter den Reitern gibt es sie: Athina Onassis de Miranda, Enkelin des Reeders Aristoteles Onassis, reitet sogar mit. Sie ist wirklich gut und hat super Pferde. Wir haben dieses Mal mehrere Töchter bekannter Persönlichkeiten, die Tochter von Bruce Springsteen zum Beispiel und die Tochter des ehemaligen Bürgermeisters von New York, Michael Bloomberg.

Was gibt es in diesem Jahr beim Derby Neues? Zur bereits erwähnten „Global Champions Tour“ kommt nun auch die „Global Champions League“, ein Mannschaftsspringen. Beim diesjährigen Derbyturnier starten zwölf Mannschaften. Jede Mannschaft besteht aus fünf Reitern, dabei muss ein Teilnehmer aus den Top 20 der Weltrangliste sein sowie ein junger Reiter unter 25 Jahren. Außerdem reiten sie nicht in den klassischen Jacken, sondern in bunten Hemden ihrer Sponsoren. Das Konzept ist noch nicht von der FEI genehmigt und wird sicher zu einigen Konflikten führen.

Wie groß ist der Anteil der Reiter, die ihre Pferde noch selbst züchten? 


Das gibt es kaum noch. Kaum ein Reiter macht das selbst.

Wie sind Sie zum Reiten gekommen? 

Durch meinen Vater, der schon immer Reiter war. Er hat damals die Flottbeker Reithalle gebaut und den NFR mitgegründet. Mein Vater hat gleich nach dem Krieg wieder angefangen, mit Pferden Geld zu verdienen und mich für das Reiten begeistert. Im Alter von zwölf Jahren bin ich schon beim Derby in einem Springen angetreten. Und von da an dann jedes Jahr.

Reiten Sie heute noch?

Jetzt reite ich nicht mehr. Bis vor zwei Jahren schon noch, aber durch Probleme mit Handgelenk und Knie lohnt die Anschaffung eines Pferdes nicht mehr. Aber als Unternehmer bin ich immer noch tätig. Ich züchte Pferde und habe einen kleinen Reitstall in Pinneberg.

In welchem finanziellen Rahmen bewegt sich ein Top-Springpferd?

Das ist unterschiedlich. Aber Spitzenpferde bewegen sich schon im Millionenbereich. Das kann zwischen zwei und vier oder sogar mehr Millionen schwanken. Bei Rennpferden ist der Wert sogar noch höher, weil noch mehr Renngelder eingenommen werden. Je mehr Geld in den Sport fließt, desto mehr sind auch die Pferde wert.

Wie ist das Verhältnis zwischen den Reitern der unterschiedlichen Disziplinen?

Die einzelnen Sparten unterscheiden sich schon stark. Dressur ist beispielsweise ein sehr eleganter Sport. Auch die Pferde sind sehr elegant und edel – eine Voraussetzung für Dressur. Beim Springen kann ein Pferd auch ruhig unelegant und zottelig aussehen, solange es gut springt, ist das kein Problem. Aber natürlich hat jede Disziplin ihre Reize und ganz tolle Pferde und Reiter.

Gibt es für Sie ein Derby, das unvergessen bleibt oder ein besonderes Erlebnis war?

Natürlich die Derbys, bei denen ich selbst mitgeritten bin. Außerdem erinnere ich mich an das Derby 1959. In dem Jahr war es so heiß, dass sogar ein Pferd nach einem Hitzschlag verstorben ist.


Welches Hindernis auf dem Parcour halten Sie für das aufregendste?

Nicht unbedingt den Wall oder Pulvermanns Grab, sondern den Buschoxer. Das Hindernis hat Eichenbüsche zwischen den Stangen, sodass schon einige Pferde versucht haben, auf die Büsche aufzusetzen, da sie die dahinterliegenden Stangen nicht sehen können. Da halte ich immer den Atem an. Mittlerweile wurde das Hindernis glücklicherweise aber etwas entschärft.

Herr Meyer, der KLÖNSCHNACK dankt für das Gespräch. 

Fragen: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de und louisa.heyder(at)kloenschnack.de

www.nfr-hamburg.de

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