KLÖNSCHNACK PRIVAT
Ein indigener Dockenhudener
Dr. Claus Deimel, Ethnologe
Böse Zungen behaupten, Ethnologen würden immer nur Urlaub machen“, sagt Dr. Claus Deimel lachend, während er im Wintergarten seines Elternhauses in Dockenhuden sitzt. „Dabei ist Ethnologie so viel mehr, als nur zu reisen.“
Schon als Kind war Deimel neugierig und interessiert an allem, das anders war. Dies mag auch darauf zurückgehen, dass er mit einem behinderten Bruder aufwuchs. In der Schule erfand der Völkerkundler eigene Sprachen, um Mitschüler und Lehrer zu foppen. Seit 1973 forscht der Dockenhudener kontinuierlich im Norden Mexikos in der Sierra Tarahumara und hat zahlreiche Bücher und Filmdokumentationen zur Wirtschaft, Gesellschaft und Ökologie der dort lebenden Tarahumara-Indianer veröffentlicht. Das indigene Volk lebt besonders zurückgezogen – was es deshalb für Claus Deimel so reizvoll macht. „Die vollkommene Stille fernab jeglicher Technik ist beeindruckend. Um das wirkliche Leben der Indianer mitzubekommen, muss ich als Ethnologe immer wieder an den selben Ort zurückkehren. Bei einem einfachen Urlaub geht das nicht.“
Sich selbst bezeichnet Claus Deimel voller Stolz als indigenen Dockenhudener mit starkem Bewusstseinsgefühl für die Heimat. Dies wird auch durch sein altes Haus von 1920 verstärkt, in dem er aufwuchs und nun mit seiner Frau und den Kindern lebt. Seine 98-jährige Mutter wird in der Einliegerwohnung von ihnen gepflegt.
Bei all den Reisen kommt der Wissenschaftler dennoch zu einem heimatlichen Fazit: „Die große Erkenntnis der Ethnologie ist, in der Fremde zu erkennen, dass der Andere trotz seiner Unterschiede doch so ist, wie man selbst. Am Ende kommt man also wieder bei sich selber an.“
Autorin: louisa.heyder(at)kloenschnack.de