MENSCH DES MONATS
Ein Leibkoch blickt nach vorn
Werner Thiele, Koch
Über 40 Jahre lang war Werner Thiele als Chauffeur und Koch im Dienst der Fürstenfamilie Bismarck. Seine Erinnerungen hat er in einem üppigen Kochbuch niedergelegt.
Nach einem Jetset-Leben in Friedrichsruh, Marbella und Monte Carlo, wo Thiele die Prominenten dieser Welt bekocht hat, will der Pensionär jetzt auf keinen Fall daheim in Holm auf der Couch dämmern, sondern im Gespräch bleiben, Menschen treffen, Bücher schreiben. Die eigene Prominenz zu steigern, dieses Ziel trägt Thiele stets ernst vor, aber wenn er dann von den Standpauken seiner Tochter berichtet, muss er doch herzlich lachen. Letztlich geht es um den Spaß am Erzählen. Thieles Erlebnisse sind keine Döntjes. Wer dem Koch zuhört, amüsiert sich und kann die kleinen Eitelkeiten leicht tolerieren.
Der Pensionär will im Gespräch bleiben, Menschen treffen, Bücher schreiben
Trotz (oder gerade wegen) jahrelangem Umgang mit dem Hochadel ist Werner Thiele offen geblieben, auch gegenüber weniger Privilegierten. Die Erstauflage seines „Fürstlichen Kochbuchs“ hat er von einem behinderten Buchbinder der Elbewerkstätten binden lassen. Neben den zahlreichen Presse- und TV-Terminen, mit denen er sein Buch bewirbt, nimmt er sich die Zeit für Karitatives. So ist auch eine Kollaboration mit dem Kinderhospiz Sternenbrücke geplant. Auf Anregung eines Freundes hat Werner Thiele die Einrichtung besucht und möchte nun todkranken Kindern ihre Lieblingsessen kochen. Bucherlöse aus Verkäufen in der Sternenbrücke möchte er spenden.
„Ich habe so gut gelebt“, stellt er fest, „da sollte ich mich revanchieren.“ Werner Thiele wurde 2006 pensioniert, kocht aber noch heute mit Leidenschaft – und keineswegs immer bodenständig. Nach dem Abverkauf des „Fürstlichen Kochbuchs“ erscheint in diesen Tagen eine Neuauflage, versehen mit einem besonderen Weihnachtsmenü (Hauptgericht ist ein Kapaun). Zu beziehen ist das Buch ausschließlich über den Autor: Postfach 1109, 25487 Holm oder werner@t-wedel.de für 25,50 Euro.