HAUSBESUCH
Herr seiner Zeit und seiner selbst
Elmar Schnitzer, Journalist und Bestsellerautor
Ans Bücher schreiben war damals für den Journalisten aus Zeitgründen nicht zu denken. Seit acht Jahren hat Elmar Schnitzer die Möglichkeit, seiner Leidenschaft nachzugehen – am Schreibtisch in seiner Galerie.
Kalle ist die fremde Person in der Einfahrt nicht entgangen. Stürmisch läuft der athletische Rottweiler der Reporterin entgegen und begrüßt sie überschwänglich mit lauten Fiepsern. Ein deutliches „Kalle!“ vom Herrchen ruft ihn augenblicklich zurück. Elmar Schnitzer lächelt und heißt auf seinem zwischen Rissen und Blankenese liegendem Grundstück willkommen. Der naturnahe Garten blüht wild, eine Rasenfläche gibt es nicht. „Wir haben keine Lust, ständig den Rasen zu mähen. Außerdem sind wir viel verreist“, erklärt Schnitzer. Besonders gerne fliegt er mit seiner Frau zu seiner Tochter nach Australien, die dort mit ihrer Familie lebt.
„Schreiben heißt, mit der Sprache zu arbeiten. Das braucht Zeit.“
Nach einer Führung durch das Wohnzimmer, in dem Enkel Leopold mit Großmutter Margarita spielt, geht es die Treppe hoch in die große Galerie, in der zahlreiche Tierfotografien im Bücherregal lehnen. An der Wand hängen drei gerahmte Sinnsprüche von Horst Janssen, die er 1989 während eines Interviews für Schnitzer schrieb. Am Fenster mit Blick ins Grüne steht der antike hölzerne Schreibtisch, an dem der 68-Jährige seit seinem Rückzug aus dem Tagesgeschäft arbeitet. Hier entstanden die drei Tierbücher „Ein Glücksfall namens Paul“, „Kalle für alle“ und „Glück geteilt durch zwei“. Das Autorendasein ist für den Hamburger ein bereichernder Lebensabschnitt. Nach der anstrengenden, aber erfüllenden Arbeit als Journalist kann er sich nun voll dem Schreiben widmen: „Schreiben heißt, mit der Sprache zu arbeiten. Das braucht Zeit. Jetzt bin ich nicht nur Herr meiner Zeit, sondern auch meiner selbst.“ Neue Erkenntnisse über sich erlangte Schnitzer nämlich besonders durch seine Tiere, den innigen Umgang mit ihnen und die literarische Auseinandersetzung damit. Sein ehemaliges Pferd Felix beschäftigt ihn noch heute.
In den in orangenen Farben gehaltenen Raum neben der Galerie geht der Tierfreund gerne zum Entspannen, Nachdenken und Abschalten. Selbstgemalte Blumenbilder seiner Frau und bequeme Sofas laden dazu ein. Auch Ideen für ein neues Buch kommen ihm in diesem Ruheraum. Von Tieren soll es diesmal aber nicht handeln. Hund Kalle leistet ihm beim Schreiben bestimmt trotzdem Gesellschaft.
Autorin: louisa.heyder(at)kloenschnack.de