30. Juni 2017
Magazin

„Ich möchte in Hamburg alt werden“

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INTERVIEW DES MONATS 

„Ich möchte in Hamburg alt werden“

Sagen Sie mal …
… Frank Wesselhoefft, neuer Direktor im Hotel Louis C. Jacob

Nach dem plötzlichen Aus für Jost Deitmar steht der neue Direktor vor einer schweren Aufgabe. Wird es ihm gelingen, die Wellen zu glätten? Direktor Wesselhoefft besuchte die KLÖNSCHNACK-Redaktion

„Ich habe gesagt, dass ich es in seinem Sinne weiterführe ...!“
„Ich habe gesagt, dass ich es in seinem Sinne weiterführe …!“
Herr Wesselhoefft, Ihre ersten Wochen in Hamburg waren turbulenter, als Sie es sich wahrscheinlich vorgestellt haben.

Nicht wirklich (lacht).

Sie haben schon einige Wechsel erlebt …

… es gab solche und solche. Manche, die wirklich nahtlos übergegangen sind, und manche, bei denen ich wie jetzt eine ganz kurze Übergabe hatte. Aber die Professionalität macht es dann aus.

Aus der Presse haben Sie erlebt, dass das Jacob ein anderes ist als ein Kettenhotel.

Ja, aber das war mir von vornherein klar. Das kenne ich ja von zu Hause aus. Ich nenne das Jacob mein Zuhause, weil ich dort schon als kleiner Junge war und die Familienfeste dort abgehalten wurden. Ich kenne das Jacob schon ganz gut.

In den Elbvororten kamen viele Fragen auf, etwa ob Thomas Martin nach dem Wechsel bleibt und ob der Blankeneser Neujahrsempfang weiterhin im Jacob stattfindet.

Der Neujahrsempfang bleibt und das Jacob auch. Ich hatte es auch schon in anderen Medien gesagt: Ich bin jemand, der sehr gerne die Tradition weiterführen möchte. Es ist ein Traditionshaus und wir haben nicht vor, das zu ändern. Es soll weiterhin die gute Stube von Hamburg sein.

Wenn der Direktor wechselt, dann bedeutet es aber auch, dass sich inhaltlich etwas ändert. Was wird anders?

Ich kann und möchte mich nicht über die Gründe äußern. Ich sehe das Jacob als ein Cityresort, eine Wohlfühloase. Und das wird es auch weiterhin sein. Es ist meine Stärke, dass ich den familiären Charakter weiter pflege. Das Jacob bleibt ein Begegnungsort für jedermann – so wie es auch in der Vergangenheit war, aber auf eine sehr persönliche Art und Weise.

Es ist ein Unterschied, ob sie wie zuvor auf den Seychellen ein Hotel führen oder ein Stadthotel mit 200 Jahren Geschichte.

Ich habe damit auch schon in London im „Mandarin Oriental“ Erfahrung gemacht, das ist auch ein sehr traditionelles Haus. Das ist das gleiche wie hier. Jeder Gast – egal wo – möchte sich wohlfühlen, möchte umgarnt und verwöhnt werden. Das wird es auch bei uns weiterhin geben.

Lässt sich dieses Hegen und Pflegen der Gäste überhaupt noch steigern?

Es geht um die Software und das sind die Menschen. Die Hardware ist das Hotel. Da kann man etwas mit Sicherheit noch steigern, wobei die Tradition dennoch geschützt wird. Für mich sind die Mitarbeiter wichtig, sie mit dem Jacobiner-Charme weiterhin zu fördern und zu schulen. Wenn man ins Jacob geht, soll man sich wie zu Hause fühlen, wie von Freunden empfangen. Eine Beziehung auf Zeit, als wenn man eine Freundschaft entwickelt. Das Hotel war schon immer ein Begegnungsort für Freunde. Ich sehe mich als einen der Organisatoren dieses Begegnungsortes, um mit dem Team einen Ort zu schaffen, in dem man sich wohlfühlt.

Nun hat es einige Lücken gegeben …

Die Neueinstellungen sind eine Teamentscheidung. Die Abteilungsleiter treffen hier gemeinsam mit mir die Entscheidung für neue Mitarbeiter. Für mich gehört das dazu, weil wir eine große Familie sind. Ich bin sehr nah am Team und am Gast.

Was ist Ihnen besonders wichtig?

Dass die Hamburger wissen, dass die Tradition gewahrt wird und wir nachwievor für die Menschen aus dem Elbvororten und natürlich auch dem gesamten Stadtgebiet da sind. Dass das Jacob die gute Stube von Hamburg bleibt. Dieses Versprechen habe ich auch Herrn Deitmar gegeben, als wir uns getroffen haben. Ich habe gesagt, dass ich es in seinem Sinne weiterführe und weiterentwickle. Und dieses Versprechen halte ich.

Einer Ihrer Kollegen spricht gern vom „Gastgeber-Gen“. Das hat man oder man hat es nicht. Überprüfen Sie das?

Na klar. Es gibt verschiedene Funktionen in einem Hotel und wer vorne am Gast ist, der sollte natürlich dieses Gen haben. Aber man hat natürlich auch interne und externe Gäste. Die internen Gäste sind für mich die Mitarbeiter. Jeder, der in einem Hotel oder in der Gastronomie arbeitet, ist menschenfokussiert, der möchte mit Menschen zu tun haben. Manche können nicht so gut direkt mit dem Gast, aber sehr gut mit den Kollegen arbeiten und diese unterstützen. Man findet bei den Gesprächen heraus, wie die Person tickt, was die Stärken und Schwächen sind. Dann stellt man sich die Frage, wie man diese in unser Unternehmen einbringen kann.

Personal ist überall ein Problem. Ist das Jacob noch in der Situation, Leute auszusuchen?

Auszusuchen nicht mehr. Die Zeiten, dass Leute Schlange stehen, sind vorbei. Nach wie vor ist die Qualität der Mitarbeiter aber essentiell für uns. Das machen wir nach wie vor.

Ist die Familie der einzige Grund, dass Sie sich hier nach den Seychellen, Malediven und Thailand den häufig nasskalten Sommer in Hamburg antun?

Ich bin ein sehr optimistischer und positiver Mensch und es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung. Jedes Mal, wenn ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich gemerkt, wie gut es einem hier geht. Ich habe Kinder, die im schulpflichtigen Alter sind, denen ich deutsche Erziehung ermöglichen möchte und auch ein späteres Studium. Für mich ist der größte Luxus, Zeit mit Freunden und der Familie zu verbringen. Ich habe einen großen internationalen Freundeskreis, aber auch der entwickelt sich wieder zurück nach Europa. Und Deutschland ist der Mittelpunkt von Europa.

Bäckerei Hartmut Körner e.K.
Wie ist denn Ihre persönliche Bindung zu Hamburg?

Meine Familie und die meiner Frau leben hier. Außerdem habe ich schon vorher hier gearbeitet. Als meine Frau mich fragte, wenn ich freie Wahl hätte, wo ich am liebsten wohnen wolle, habe ich gesagt, dass ich in Hamburg alt werden möchte. Da meinte sie: Dann machen wir das doch.

Wir können also davon ausgehen, dass Sie länger bleiben?

Ja.

Wir haben ja schon einige Überraschungen erlebt. Haben Sie eine Strategie, um die vielen derzeitigen Spekulationen wieder einzudämmen?

Wir konzentrieren uns auf das Tagesgeschäft und darauf, dass die Qualität auf dem gleichen hohen Standard bleibt, genauso wie die Herzlichkeit und die Freundlichkeit. Das ist der einzig gangbare Weg.

Wie viele Posten sind denn noch offen derzeit?

Es sind noch zwei bis drei Stellen vakant. Der Rest ist schon besetzt worden.

Erfordert es für das Jacob andere Fertigkeiten als Hoteldirektor als für ein Hotel mit mehreren hundert Zimmern? Die Nähe zum Gast ist da ja nicht mehr gegeben.

Es kommt ganz drauf an. Ich habe auch in solchen Hotels gearbeitet und der Direktor war sehr nah. Das liegt immer an der Person und wie wichtig einem sowas ist. Es gibt natürlich auch ganz unterschiedliche Firmenstrukturen, wo das gefordert ist. Mir ist es wichtig, dass ich beim Gast und bei den Mitarbeitern bin. Ich laufe durch das Hotel, spreche mit den Mitarbeitern, erfahre, wo es hakt, wo man etwas verbessern kann und wo es gut gelaufen ist. Bei den Gästen genauso.

Haben Sie die neue Lässigkeit Ihres Vorgängers übernommen?

Ja, ich komme aus einem Resort, in der es keine Krawatte gab. In unserem alltäglichen Leben sind wir so oft in Kostümen und Anzügen. Wenn wir uns wohlfühlen wollen, machen wir uns etwas frei. Das geht auch alles mit Klasse und Stil. Wenn jemand eine Krawatte tragen möchte und sich so wohlfühlt, dann kann er es gerne machen. Ich sehe viele Manager in großen Firmen, die die Krawatte auch nach und nach ablegen. So ist es auch in vielen Hotelketten, da gibt es einen Casual Friday. Es geht immer mehr ins Legere. Auch in Büros wird es immer familienfreundlicher. Wir versuchen zudem mehr familienfreundliche Strukturen.

Die Gastronomie im Jacob gilt als eine der besten der Stadt. Ist die neue Lässigkeit auch da zu spüren?

Es gibt sehr gutes Feedback von Gästen, die sagen, dass sie wegen der erstklassigen Küche von Herrn Martinkommen. Sie haben den Unterschied gemerkt. Es ist legerer, freundlicher, ein anderer Esprit. Die Küche ist nachwievor hervorragend. Der Service ist auch sehr persönlich, aber nicht mehr steif und viel natürlicher. Wir möchten die Leute so umgarnen, dass es natürlich wirkt.

Sie waren weltweit unterwegs. Welches Restaurant haben sie dauerhaft im Gedächtnis behalten?

Ein Restaurantbesuch ist mir noch immer in Erinnerung, auch wenn es das Restaurant schon gar nicht mehr gibt und ich gerade erst 14 Jahre alt war. Das war in Hasselt. Dort gab es eine offene Küche und es war flämisch familiär. Man saß praktisch in der Küche. Das war ein einschneidender Augenblick in meinem Leben. Es gab französische Küche. Es war einfach eine tolle und angenehme Atmosphäre. Das ist das entscheidende. Die Atmosphäre und die Qualität des Essens muss stimmen. Ein frischer Krabbensalat mit den nackten Füßen im Sand am Strand von Thailand. Das war für mich auch großartig. Es werden die Sinne angesprochen und daraus ergibt sich der sechste Sinn, der unsere Erinnerung ist. Das ist die hohe Kunst der Hotelerie, dass man die verschiedenen Sinne anspricht.

Fragen: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de
Foto: Louise Heyder

www.hotel-jacob.de

Asklepios

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