MENSCH DES MONATS
Sichtbares Christsein
Anette Janowski, Heilsarmeeoffizierin
Bei der Heilsarmee finden sozial Schwächere nicht nur warme Speisen und Kleidung, sondern auch menschlichen Zuspruch. Offizierin Anette Janowski ist Teil der evangelischen Freikirche.
„Bei der Heilsarmee wird für den Glauben wirklich etwas getan und erst danach geschaut, ob die Leute auch noch eine Predigt brauchen. Wenn ich einen Menschen vor mir habe, dem der Bauch knurrt, dann bringt es ihm nichts, wenn ich ihm etwas von Gottes Liebe erzähle.“
Seit dreieinhalb Jahren arbeitet die Heilsarmeeoffizierin in der vollständig spendenfinanzierten Tagesstätte auf St. Pauli, die rund 95 bedürftige Gäste mit warmen Mahlzeiten, Kleiderspenden, Sozialberatung und geistlichen Angeboten versorgt.
Auf bequemen Sofas findet sonntags der sogenannte „Sofa-Gottesdienst“ statt, der mit etwa 30 Teilnehmern verhältnismäßig gut besucht ist.
„Versorgung gibt es viel. Wir wollen das menschliche Element darin sein …!“
„Vielen Menschen sieht man es nicht an, dass sie arm sind“, erzählt die 52-Jährige. Für diese Personen sei es besonders wichtig, einen Ort zu haben, an dem sie soziale Beziehungen aufbauen und sie selbst sein können. „Versorgung gibt es sehr viel. Wir bei der Heilsarmee wollen das menschliche Element darin sein.“
Die charakteristische Uniform der Offiziere ist dabei ein verbindendes Element in den verschiedenen Städten. „
Wir stehen mit unserer Uniform für ein sichtbares Christsein, für Christen zum Anfassen.
Und auch dafür, sichtbar anders zu sein.“ Ihr alternativer Lebensstil werde von vielen Menschen gebraucht, da auch die soziale Armut immer weiter zunehme – gerade auf St. Pauli.
Da ist ihr Rückzugs- und Wohnort in Blankenese für Anette Janowski ein angenehmer Kontrast zur harten Arbeit in der Tagesstätte.
Autorin: louisa.heyder(at)kloenschnack.de