2. Oktober 2015
Magazin

Wir brauchen ein klares Votum

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INTERVIEW DES MONATS  

„Wir brauchen ein klares Votum“

Sagen Sie mal …
… Alexander Otto, Unternehmer und Stifter

Unternehmer, Stifter, Olympiabotschafter – ein Gespräch mit dem ECE-Vorstandschef bietet viele Facetten. In diesen Monaten spricht er besonders gern über Hamburgs Olympiabewerbung.

„Junge Menschen sind nicht mehr bereit, einen eigenen Laden zu eröffnen."
„Junge Menschen sind nicht mehr bereit, einen eigenen Laden zu eröffnen.“
Herr Otto, Sie könnten jetzt entspannt an der Côte d’Azur am Strand liegen. Stattdessen sitzen Sie mit uns an einem grauen, verregneten Tag im fünften Stock eines Hamburger Bürohauses. Sind Sie vom protestantischen Arbeits-Ethos geprägt?

Ich komme jeden Tag mit sehr viel Freude zur Arbeit, denn es macht mir Spaß, Verantwortung und Aufgaben zu übernehmen. Auch nach 20 Jahren in der Immobilienbranche kann ich mir keinen spannenderen Job vorstellen. Es ist herausfordernd, neue Projekte zu entwickeln, bestehende zu verbessern und auch Ehrenämter zu über – nehmen.

Bei so viel Freude an der Arbeit – was macht Ihnen am meisten Spaß?

Große Freude macht mir, ein neues Projekt zu entwickeln und zu gestalten.

Sie betreiben europaweit rund 200 Einkaufscenter. Kleine Einzelhändler könnten das bedrohlich finden. Wie sehen Sie die Zukunft des Einzelhandels?

In unseren Einkaufszentren, gerade hier in Hamburg, haben wir einen hohen Anteil an inhabergeführten Geschäften. Die fühlen sich in Einkaufszentren gut aufgehoben, weil hier eine hohe Frequenz an Kunden besteht. Außerdem entwickeln wir unsere Center stadtverträglich, die sind vernetzt und moderat dimensioniert. Deshalb sehen wir unser Geschäft weiterhin sehr positiv.

Wie wirkt sich das Internet auf den Einzelhandel aus?

Das Internet macht sich auch bei uns bemerkbar. Deshalb werden in Zukunft sicher nicht mehr so viele neue Einkaufszentren gebaut. Der große Boom ist vorbei. Die bestehenden Einkaufszentren in guter Lage, mit einem guten Branchenmix und aktivem Marketing, haben aber auch weiterhin eine gute Zukunft. Wir müssen jedoch noch intensiver daran arbeiten, dass dieser Branchen- und Mietermix noch stärker den Kundenwünschen entspricht, die Waren ins zeniert werden, der Service stimmt und Online- und Offline-Handel verbunden werden. Generell haben wir auch in diesem Jahr konstante Kundenfrequenzen und beim Umsatz einen leichten Zuwachs. Im Ausland liegt der Zuwachs sogar noch deutlich höher. Deshalb sind wir weiterhin optimistisch. Bei inhabergeführten Geschäften außerhalb von Einkaufszentren sehe ich das ähnlich.

Wo sehen Sie den Grund für leerstehende Geschäfte außerhalb von Einkaufszentren?

Viele junge Menschen sind nicht mehr bereit, einen eigenen Laden zu eröffnen und selber hinter der Ladentheke zu stehen. Das ist schade. Hinzu kommt das konkurrierende Online-Geschäft. In diesem Bereich müssen viele Unternehmen aber auch erst einmal zeigen, dass sie damit Geld verdienen können.

In London oder New York gibt es eine Tendenz hin zu luxuriösen Einzelhandelsgeschäften. Das mittlere Segment hin gegen schwächelt.

Das ist ein globaler Trend, der auch in Deutschland zu beobachten ist. Der Luxusbereich ist in Deutschland zwar nicht so ausgeprägt, doch er entwickelt sich. Insgesamt wird die Spreizung zwischen sehr preiswert und dem Luxussegment weiter zunehmen.

Während viele Kunden primär auf den Preis achten, sehen andere das Einkaufen auch als Erlebnis. Was können Einkaufszentren hier bieten?

Wir fragen unsere Kunden sehr genau, welches Erlebnis sie beim Einkauf suchen. Ein Teil dieses Erlebnisses ist eine hohe Verweilqualität, eine angenehme Atmosphäre und vielfältige gastronomische Angebote. Das Wesentliche für ein schönes Einkaufserlebnis ist aber natürlich die Qualität der Läden. Der Mix der Geschäfte ist deshalb wichtig.

„Eine einmalige Chance, im Bereich Stadtentwicklung Impulse zu setzen.“
„Eine einmalige Chance, im Bereich Stadtentwicklung Impulse zu setzen.“
Wo gehen Sie persönlich gern einkaufen?

Da ich selbst in Poppenbüttel wohne, ist das Alstertal-Einkaufszentrum für mich die erste Anlaufstation. Hier bekomme ich fast alles, decke auch hier meinen Bedarf. Dabei verfolge ich, wie auch meine Mitarbeiter, die Entwicklung des Centers.

Neben Ihren kaufmännischen Aufgaben treten Sie, wie Ihre ganze Familie, immer wieder als Mäzen auf. Woher rührt dieses starke Engagement?

Schon mein Vater hat sich intensiv gesellschaftlich engagiert und an seinem unternehmerischen Erfolg teilhaben lassen. Er war für mich und meine Geschwister ein großes Vorbild. Das gesellschaftliche Engagement ist auch mir persönlich sehr wichtig. Es macht zudem Freude, anderen Menschen zu helfen und sie zu unterstützen. Angesichts knapper öffentlicher Kassen wird private Förderung immer wichtiger.

Neben Ihrer Rolle als Mäzen und Stifter engagieren Sie sich auch als Olympiabotschafter. Was sagen Sie Hamburgern, warum es gut für die Stadt ist, wenn die Olympischen Spiele hier stattfinden?

Ich halte es für eine einmalige Chance im Bereich Stadtentwicklung Impulse zu setzen. Projekte, die ohnehin geplant sind, würden durch Olympia schnell realisiert. Ein Beispiel ist der Sprung über die Elbe, also die Verbindung von Norder- und Süderelbe. Dadurch könnten diese Stadtquartiere besser erschlossen werden und auch Richtung Osten könnten weitere Wohnungen gebaut werden. Das alles macht nur Sinn, wenn auch die nötige Infrastruktur geschaffen wird. Es gibt also viele harte Fakten, die für Olympia in Hamburg sprechen. Ein Großteil dieser Infrastrukturkosten würden durch den Bund, das IOC und die Einnahmen bei den Spielen abgedeckt.

Sehen Sie weitere Gründe für Olympia in Hamburg?

Für mich sind beim Thema Olympia andere Faktoren fast noch wichtiger als die harten Fakten. Olympia ist gerade für eine Stadt in der Größenordnung wie Hamburg eine ganz besondere Chance. Es vereinigt die Menschen der Stadt hinter einem Ziel und bringt sie näher zusammen. Schließlich ist Olympia unvergesslich, für die Sportler, die vielen Ehrenamtlichen und die Zuschauer. Schon heute ist in der Stadt eine Begeisterung spürbar. Da gibt es bereits jetzt einen hohen Grundkonsens. Denken wir zudem an die Fußball-WM 2006 im eigenen Land, wie sehr sie dem Image unseres Landes geholfen hat. Und Olympia ist noch viel umfassender.

Von Begeisterung habe ich in den Elbvororten bisher nichts gespürt. Wo spüren Sie denn diese Begeisterung?

Ich spüre sie tagtäglich in meinen Gesprächen. Und auch die Wirtschaft steht dahinter. Ich habe viele Firmen kontaktiert und sie konkret nach einer finanziellen Unterstützung für die vielen geplanten Olympia-Aktionen in der Stadt angefragt. Generell habe ich dabei ein sehr, sehr positives Feedback bekommen. Der große Teil möchte helfen und unterstützen. Schon jetzt haben sich zudem über 4.000 freiwillige Helfer beim Hamburger Sportbund gemeldet. Positiv bewerte ich auch die gerade veröffentlichte Umfrage der Handelskammer unter ihren Mitgliedern, wonach 69 Prozent die Spiele befürworten. Und auch bei Kleinstunternehmen haben sich zwei Drittel pro Olympia ausgesprochen.

Dem Votum der Hamburger sehen Sie also eher gelassen entgegen?

Nein, es ist ganz wichtig, die Zeit vorher sehr intensiv zu nutzen und zu informieren. Die Abstimmung sollten wir dabei nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denn es gibt berechtigte Fragen und Kritik aus der Gesellschaft. Es ist eine ganz große Aufgabe, so ein Großereignis termin- und budgetgerecht zu organisieren. Deshalb ist es wichtig, ein klares Votum der Hamburger zu bekommen. Wir brauchen dabei eine deutliche Mehrheit und auch eine hohe Wahlbeteiligung. Beides ist ganz wichtig.

Ihr Ziel bei der Befragung?

Ich wünsche mir eine Zustimmung von über 60 Prozent.

War der Rückzug Bostons von Vorteil für die Hamburger Olympia-Bewerbung?

Ich halte generell nichts davon, sich mit anderen Bewerbern zu vergleichen. Unser großes Ziel muss darin liegen, eine Bewerbung zu konzipieren, die nachhaltig und transparent ist und die Bürger einbezieht.

Wie groß beurteilen Sie die Gefahr, dass die Berichte über Doping im Spitzensport die Begeisterung für Olympia dämpfen könnten?

Man sollte von Einzelfällen nicht auf das Gesamtbild schließen. Richtig ist, dass etwa der Radsport unter dem Thema Doping gelitten und deutlich an Interesse verloren hat. In anderen Sportarten ist das nicht der Fall. Die Sportbegeisterung in der Gesellschaft ist ungebrochen sehr groß.

Was kann denn der Hamburger tun, um die Olympia-Bewerbung zu unterstützen?

Das fängt bei der eigenen Begeisterung an, setzt sich in der Familie fort. Etwa eine Feuer-und-Flamme-Nadel zu tragen oder auch ein Autofähnchen zu zeigen. Oder auch ehrenamtlich mitzuwirken. Da gibt es vielfältige Möglichkeiten.

Herr Otto, der KLÖNSCHNACK dankt für das Gespräch.

Gespräch: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de

www.otto.de

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