2. Mai 2016
Magazin

Hamburg, meine Perle? – Hansestadt rutscht im Städte-Ranking ab

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IMMOBILIEN

KOLUMNE
Hamburg, meine Perle? – Hansestadt rutscht im Städte-Ranking ab 

Oliver Moll
Oliver Moll
In deutschen Großstädten lässt es sich gut leben. Das zeigt die Mercer-Studie 2016, die weltweit die Lebensqualität in 230 Städten untersucht: München, Düsseldorf und Frankfurt am Main haben es, wie im Vorjahr, in die Top-Ten des Rankings geschafft. Auch Berlin nähert sich der Spitze und verbesserte sich auf Rang 13.

Hamburg rutschte allerdings um zwei Plätze auf Rang 18 ab. Gründe dafür wurden nicht genannt, doch ein Blick auf die bewerteten Kriterien gibt Anhaltspunkte. Zur Beurteilung der Lebensqualität jeder Stadt wurden 39 Faktoren aus politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereichen analysiert. Vor allem zwei Aspekte werden sich hier negativ auf Hamburgs Bewertung ausgewirkt haben: Infrastruktur und Sicherheit.

Die Hamburger Infrastruktur wird dem stetigen Wachstum der Stadt kaum noch gerecht. Viele Stadtteile sind von der Innenstadt aus schlecht erreichbar und die Straßen in der Rushhour vollkommen überlastet. Hamburger Autofahrer stehen laut einer aktuellen Verkehrsstudie durchschnittlich 109 Stunden pro Jahr im Stau. Damit Hamburg in Zukunft verkehrstechnisch nicht noch unattraktiver wird, braucht es durchdachte, ganzheitliche Konzepte. Der öffentliche Nahverkehr muss endlich flächendeckend ausgebaut und die Straßen entlastet werden.

Noch wichtiger ist der Sicherheitsaspekt. In deutschen Großstädten ist die Wahrscheinlichkeit, Opfer von Kriminalität zu werden, zum Glück sehr gering. Doch Schlagzeilen über organisierte Einbrecherbanden und gleichzeitigen Stellenabbau bei der Polizei beunruhigen die Bürger. Ein Blick auf die Hamburger Kriminalstatistik zeigt: zu Recht. Die Zahl der Wohnungseinbrüche stieg 2015 um über 20 Prozent, während die Aufklärungsquote bei nicht einmal 9 Prozent lag. Diese Entwicklung sollte zu denken geben. Hamburgs Probleme hinsichtlich Infrastruktur und Sicherheit machen deutlich, dass vor allem die Politik gefragt ist, wenn die Attraktivität des Standortes weiter gewährleistet sein soll. Ein 18. Platz ist im internationalen Vergleich zwar immer noch ein gutes Ergebnis, doch selbst die lebenswerte Hansestadt kann es sich nicht leisten, sich auf früheren Erfolgen auszuruhen.

Oliver Moll
Zinshaus GmbH

DATEN
Immobilienmarktbericht Elbvororte 2016

Alexander Richelmann
Alexander Richelmann
Eine umfassende Quelle mit Marktdaten für die Elbvororte ist der jährliche Immobilienmarktbericht der Richelmann & Cie. Grundlage ist die Kaufpreissammlung des Gutachterausschusses Hamburg mit rund 3.000 Käufen seit 2010. Hinzu kommen Auswertungen von 2.500 Immobilienanzeigen.

Für 2015 ergibt sich bei 577 verkauften Wohnimmobilien ein Plus von 17,3 Prozent zum Vorjahr. Knapp die Hälfte aller gehandelten Wohnungen waren Häuser, der Rest Eigentumswohnungen. Insgesamt sind die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Eigentumswohnungen seit 2010 über 21 Prozent angestiegen. Der teuerste Verkauf wurde mit 13 Mio. Euro in Othmarschen registriert.

Download des Marktberichts unter:

www.richelmann-cie.de

ENTWICKLUNG
Baufinanzierungszinsen bleiben niedrig

Die Baufinanzierungszinsen verharren vor dem Hintergrund der jüngsten Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Mit 1,06 Prozent liegt der Bestzins für zehnjährige Hypothekendarlehen Anfang April etwa auf dem Niveau des Vormonats und ist somit nicht weit vom historischen Tiefpunkt von April 2015 entfernt.

„Immobilienkäufer in Deutschland können sich über eine stabile wirtschaftliche Situation und ein historisches Niedrigzinsumfeld freuen“, sagt Stephan Gawarecki, Vorstandssprecher der Dr. Klein & Co. AG. „Die aktuellen Rahmendaten der Eurozone sprechen auch nicht für eine baldige Abkehr von der lockeren Geldpolitik.“ Die Inflation ist noch weit von der Preisstabilitätsgrenze der EZB entfernt, die bei 2,0 Prozent liegt.

KOLUMNE
Auf dem Zenit?

Conrad Meissler
Conrad Meissler
Die Nachrichten aus dem Hamburger Wohnimmobilienmarkt scheinen sich hinsichtlich der Preisentwicklung zu überschlagen. Sogar von „Immobilienwahnsinn“ schreiben die Medien. Als Beispiele werden der Verkauf einer Doppelhaushälfte in den Elbvororten für 900.000 Euro angeführt, die 2011 erst 600.000 Euro gekostet hat, an der stark verkehrsbelasteten Sengelmannstraße wird ein Neubau zum Quadratmeterpreis von 10.000 Euro angeboten und in der Isestraße wollen Mieter ihre Wohnung, die ihnen der Vermieter zum Kauf angeboten hat, für 800.000 Euro erwerben, während der Vermieter jedoch 1,2 Mio. Euro fordert.

Uns erinnert eine solche Berichterstattung an diejenige zu Zeiten eines immer einmal wieder vorkommenden Börsenhypes. Wenn die Kurse am höchsten sind, rufen die Medien „Wahnsinn“ und verstärken noch den Sog. Die Erfahrung allerdings lehrt, dass dann meistens bereits der Höhepunkt erreicht, vielleicht der Zenit sogar schon überschritten ist. Börsenprofis werten deshalb derartige Medienberichte eher als Warnsignale, doch einmal Gewinne mitzunehmen. Am Wohnimmobilienmarkt in Hamburg, zumal in den bevorzugten Lagen, erscheint uns die Lage sehr ähnlich. Die Nachfrage steigt und steigt, der auch an dieser Stelle oft beschriebene Sog der großen Metropolen setzt sich ungebremst fort. Zusätzlich muss nun auch für die Unterbringung von Flüchtlingen Wohnraum geschaffen werden. Gleichzeitig aber sinken die Genehmigungszahlen für den Neubau von Wohnungen, letztes Jahr um 21 Prozent und im Januar 2016 sogar um 25 Prozent.

Gleichwohl sind wir angesichts der Lage nicht der Meinung, dass die Preise künftig noch einmal erhebliche Sprünge machen werden und können allen, die sich mit dem Gedanken eines Verkaufs ihrer Immobilien tragen, nur raten, nun die bereits erreichten erheblichen Gewinne mitzunehmen. Denn mittel- und langfristig können neue Krisen drohen und dazu beitragen, die Wohnungsmärkte wieder abzuschwächen.

Conrad Meissler, Meissler & Co.

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