GESELLSCHAFT
Hamburger Taxi-Eltern
Der tägliche Wahnsinn

Es mag auch sein, dass dieses erhöhte Sicherheitsgefühl die befördernden Mütter auch ohne Personenbeförderungsschein beruhigt. Aber wie ist es zu erklären, dass, sobald sich die Gelegenheit zum Absetzen der Kleinen ergibt, fast mit Vollbremsung angehalten wird, um die behütete Fracht aus weit aufgerissenen Türen abzuladen?!
Möglicherweise Vorbeiradelnde, Kinder wie Erwachsene, müssen halt sehen, wie sie vorbei kommen…
In den Niederlanden kommen sogar die Kinder des Königs mit dem Fahrrad zur Schule

Sachlich betrachtet: Schuld sind überbesorgte Eltern, vornehmlich Mütter, deren Kinder sich an diesen Komfort gewöhnen durften. Die Szenen fraglos bedenklich: Hastig hüpfen die Knirpse aus den Wagen, die kreuz und quer anhalten. Damit die Autos nicht auch noch das Trottoir verstellen – und damit den eigentlichen Schulweg der Kinder – wird an Rücksicht appelliert. Nahezu ohne Wirkung.
Die Schulleitungen weisen auf die Notwendigkeit für die Schüler hin, den Weg zur Schule als wichtigen Schritt zur Selbständigkeit zu erlernen. „Eltern, die Kinder jeden Tag zur Schule fahren, nehmen ihnen damit ein Stück Lebenserfahrung,“ ist aus Lehrerkreisen zu hören. Loslassen ist sicher eine schwierige Sache. Einige Eltern müssen eindringlich gebeten werden, ihre Kinder nicht bis ganz an den Platz zu begleiten.
Das Problem der „Taxi-Mamis“ ist seit Jahren bekannt und zumindest zum Teil den Lehrplänen anzulasten. Die Kinder werden quasi von einem Termin zum nächsten gefahren, weil sie einen proppevollen Tagesplan haben. Das mögen auch die Volumen der Rucksäcke belegen, die längst die gute alte Schultasche ersetzt haben und häufig ein Gesamtgewicht erreichen, das die Stirn aller Orthopäden runzeln lässt.
Tatsache ist, dass die Beschaffenheit der SUV wohl unweigerlich auch sowas wie eine Überlegenheit gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern fördert. Da ist es dann eher egal, welche Marke dahinter steckt, Hauptsache SUV! Kinder haben keine Knautschzone. Das wird in Sekundenbruchteilen vergessen – mit erstaunlich wenig schlimmen Folgen. Zum Glück!
Über Abhilfe wird nachgedacht, und es gibt auch Vorschläge.
Derzeit sieht es jedoch noch so aus: Jacke, Schuhe, Ranzen und dann mit dem Auto bis unmittelbar vors Schulgelände …
In Wülfrath in NRW zum Beispiel sollen deshalb jetzt städtische „Kiss+Ride“-Parkplätze vor den Schulen entstehen.
Schaunmerma.
Autor: uwe.petersen(at)kloenschnack.de