1. Juni 2017
Magazin

„Helga sitzt nicht im Garten“

<div general-layout-selector="#html_structura_area_v2

SCHIFFE

„Helga sitzt nicht im Garten“

Ein Kurztripp mit der No. 5 Elbe 

Der Lotsenschoner No. 5 Elbe ist regelmäßig mit Gästen unterwegs FOTO: H. A. PRINZ REUSS 
Der Lotsenschoner No. 5 Elbe ist regelmäßig mit Gästen unterwegs FOTO: H. A. PRINZ REUSS 
Wer eine Reise auf einem Schiff, ob groß oder klein, bucht, trifft auf Menschen, die er sonst wahrscheinlich nie kennengelernt hätte. Solche Begegnungen sind mal heiter, mal öde.

Einst galt die See als die beste Schule des Lebens. Schwarze Schafe der Familie wurden zur See geschickt. Andere Seeleute setzten die seit Generationen gültige Tradition fort, wurden Kapitäne oder Lotsen. Ob die See im Zeitalter der Containerschifffahrt und oft operettenhafter Kreuzfahrt-Idylle immer noch diesen Stellenwert hat, muss bezweifelt werden. Fest steht nach wie vor, dass ein Kennenlernen von Charakteren auf dem engen Raum eines Schiffes deutlich schneller passiert als etwa unter Büropersonal. Unabhängig davon, ob die Reise über den Atlantik oder nur für Stunden über die Elbe führt.

Die Diplom-Nautikerin Peters zieht es vom Containerschiff auf einen Traditionssegler 
Die Diplom-Nautikerin Peters zieht es vom Containerschiff auf einen Traditionssegler 
Rund drei Dutzend, überwiegend reifere Männer und Frauen, haben sich an diesem Sonntag im Sandtorhafen auf dem Lotsenschoner „No. 5 Elbe“ für eine kurze Reise über die Elbe versammelt. Da trifft ein Zöllner, an Bord gibt er den Zahlmeister, auf das Ehepaar aus Isernhagen. „Das ist ein Geburtstagsgeschenk für meinen Mann“, erzählt Barbara Fielitz freudig. Ehemann Klaus zeigt sich beeindruckt vom Elbufer sowie der Atmosphäre an Bord.

Eine sehr stille Diplom-Nautikerin hospitiert an Bord. Vor Kurzem noch stand sie als 2. Offizierin auf der Brücke eines Hapag-Lloyd-Containerschiffes. Jetzt ist sie sich nicht zu schade, das Geschirr der Gäste abzuwaschen. An Land jobbt sie als Rettungsassistentin, plant später an Bord eines Greenpeaceschiffes oder Frachtenseglers zu arbeiten.

So wortkarg und emsig die junge Nautikerin die Stunden an Bord verbringt, so gesprächig ist der Zahlmeister Patrick Klinger. Begeistert von der Historie des Schiffes, der Familie mit den beiden Kindern, die Kap Hoorn umrundeten, dem in San Francisco liegenden Schiff als Hippi-Domizil mit Hanf-Plantage an Bord. 

Kapitän Klaus Schade (rechts) fachsimpelt mit Gästen 
Kapitän Klaus Schade (rechts) fachsimpelt mit Gästen 
Lebhaft wird es an Bord unter den Blankeneser Reisenden, als der Schoner die Elbvororte erreicht. Wer wohnt in welchem Haus?, wird erörtert. „Helga sitzt nicht oben in ihrem Garten“, so ein Kommentar. Die passierende „MS Jacob“ bietet Anlass, jüngste Spekulationen über das Hotel Louis C. Jacob auszutauschen. „Viele kündigen aus Solidarität mit Jost Deitmar“, will eine der Blankeneser Damen wissen.

Für die sichere Reise sowie die spaßigen Akzente ist Klaus Schade als Kapitän an Bord. Der ehemalige Lotse gibt schon zu Beginn die Devise aus: „Egal, was wir machen, vor Blankenese müssen die Segel anständig stehen.“

Das Meer kann die Elbe nicht ersetzen. Und doch erinnert eine Reise auf dem Schoner an die Zeit, als das Meer als Schule des Lebens galt. 

Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de  

www.lotsenschoner.de

Auch interessant