NATUR
Hirschkuh, Schwarzspecht und Frettchen
Die Welt im Wildgehege Klövensteen in Rissen

Das Wildgehege Klövensteen ist, um das als Resümee voranzustellen, allemal einen Besuch wert: Auf rund 32 der alles in allem 580 Hektar erstreckt es sich. Wer hier aus dem Auto steigt, um sich auf die Pirsch zu begeben, dem fällt sofort die Aura ins Ohr: Ein Konzert versammelter Singvögel empfängt vielstimmig. Neben allerlei Finken und Amseln lässt sich das Zetern zankender Elstern identifizieren – und ein seltsames Krächzen. Krähen? Eichelhäher? Junge Dohlen?
Wie wir dann feststellen, ist es ein Uhu, der sich „lahnend“ (Gegicker von Greifvögeln, d. Red.) zu Wort gemeldet hat.
Dr. Delling, seines Zeichens zuständig für sämtliche Belange rund um das Wild gehege und die weitere Umgebung, kommt mit seinem Schützling um die Ecke. „Der erkennt mich schon an meinen Schritten, wenn ich morgens den gepflasterten Weg entlangkomme. Dann meldet er sich in Erwartung irgendwelcher Leckerbissen.“
Viele der Kinder waren noch nie in einem richtigen Wald!

Von einem Hügel aus bietet sich der Rundblick auf ein großen Wiesenareal mit einem stattlichen Rudel Rothirsche, das gelassen vor sich hin äst, während sich die Vogelwelt Hauptrollen ersingt. An einer der Futterstellen haben sich Buntspechte niedergelassen. Sogar vereinzelte Grün- und Schwarzspechte soll es hier geben, so Dr. Delling. Uns fasziniert zunächst ein eher zarter Vogel mit hellem Köpfchen. Sollte das etwa ein Goldammerhähnchen sein? Dr. Delling nickt. „Davon haben wir hier auch so einige“, fügt er hinzu, als sei es das Normalste der Welt.


Jetzt ist es aber Zeit, etwas zur Gestaltung des Wildgeheges zu sagen. Zu allererst: Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen! Ein gepflegtes Netz von Wander- und Reitwegen führt hindurch. Der Spielplatz am Eingang, die Gastronomie „Kleine Waldschänke“ gegenüber und eine ausreichende Anzahl von Parkplätzen runden die Anlage für Hamburger Ausflügler ab. Gekennzeichnete Toiletten stehen zur Verfügung.
Unter den Wildgehegen gibt es eine regelrechte Tauschbörse


Insgesamt ist das Wildgehege ein „Erholungswald mit Bildungsauftrag“ und vielem offen: So werden in Absprache mit den benachbarten Kirchengemeinden Gottesdienste abgehalten, Taufen oder Hochzeiten. Führungen mit versierten Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen können gebucht werden. Wer einmal erlebt hat, wie vor allem Kinder (die vielleicht noch niemals im Wald waren) auf „richtige“ Bäume und Vögel reagieren, kann sich nur mitfreuen. Von den Frettchen „Frieda“ und „Fridolin“ noch gar nicht geredet. Eichhörnchen spricht eine besondere Futterstelle an. Zutraulich versorgen sie sich nach Bedarf dort.
„Wir haben durchaus den Anspruch, Wissen zu vermitteln!“

Eicheln zum Beispiel werden von Wildschweinen geliebt, aber keine „frischen“, die mit ihrer Gerbsäure schwer verdaulich sind. Viele Besucher bringen oft Essensreste, Backwaren, Obst, Gemüse oder gar Nudeln mit in das Wildgehege, um diese zu verfüttern. Dieses Futter entspricht nicht der natürlichen Ernährungsweise der Tiere und hat daher schwerwiegende Krankheiten, Fehlernährung und gesundheitliche Probleme bei den Tieren zur Folge! „Die Gesundheit der tierischen Bewohner ist das wichtigste,“ wirft der promovierte Tiergartenbiologe ein. „Deshalb ist das Zufüttern den Besuchern untersagt.“ Hunde müssen strikt an der Leine geführt werden, um Frieden zu bewahren. Sonst drohen sogar Ordnungsstrafen!

Dr. Delling schaut auf die Uhr: Fütterungszeit. Um den Uhu kümmert er sich persönlich. „Der ist auch immer der „Held“ bei Schulklassen“, lacht er. „So etwas imposant Tierisches haben ja die meisten Kinder noch nicht erlebt.“ Die possierlichen Waschbären und Marder sind kaum zu Gesicht zu bekommen, dann schon eher einer der Pfauen, die radschlagend und angeberisch signalisieren, wer hier nach ihrer Meinung der Chef ist.
Autor: uwe.petersen(at)kloenschnack.de
www.hamburg.de/altona/forst-kloevensteen
