2. Oktober 2015
Magazin

„Jeder hat sein eigenes Stressempfinden“

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PRAXIS-BESUCH

„Jeder hat sein eigenes Stressempfinden“

Fachzentrum für Stressmedizin & Psychotherapie

Prof. Dr. Dr. Stephan Ahrens ist Ärztlicher Direktor des Fachzentrums für Stressmedizin & Psychotherapie. Außerdem ist er Ärztlicher Leiter der psychosomatischen Privat- und Tagesklinik Falkenried.

Prof. Dr. Dr. Stephan Ahrens, Ärztlicher Direktor des Fachzentrums für Stressmedizin & Psychotherapie FOTOS: FACHZENTRUM FÜR STRESSMEDIZIN, CHANTAL WEBER
Prof. Dr. Dr. Stephan Ahrens, Ärztlicher Direktor des Fachzentrums für Stressmedizin & Psychotherapie
FOTOS: FACHZENTRUM FÜR STRESSMEDIZIN, CHANTAL WEBER
Ich habe keine Zeit, ich bin total im Stress“ – diesen Satz kennt man nicht nur von anderen Menschen, sondern auch von sich selbst. Ob im Berufsleben oder in der Freizeit, Stress gehört für die meisten mit zu ihrem Alltag. Doch ist Stress generell etwas Negatives? „Nein“, so lautet die Antwort von Prof. Dr. Dr. Stephan Ahrens, Direktor des Fachzentrums für Stressmedizin & Psychotherapie in Hamburg, das auch einen Standort in Othmarschen hat. „Stress ist nicht eindeutig negativ. Ersetzt man das Wort Stress durch den Begriff Herausforderung, ist er sogar für das seelische Leben und ein gutes Lebensgefühl wichtig“, so der Experte. Ein Leben ohne Herausforderungen sei langweilig, so Ahrens weiter. „Ist Stress allerdings ein Zeichen von Überforderung, wird es brenzlig“, so Ahrens.

Wer etwa vor einer Prüfungssituation stehe und kurzzeitig Symptome wie Herzklopfen oder Schlafstörungen wahrnehme, kann nach Ahrens Aussage davon ausgehen, dass dies noch normal und gesund sei. „Jeder Mensch hat sein eigenes Stressempfinden“, sagt er. Physiologisch gesehen sei Stress eine vegetative Erwägung, bei der vermehrt das Hormon Adrenalin ausgeschüttet werde, so Prof. Ahrens weiter.

Behandlungsbedürftig werde es, so Ahrens, wenn Symptome wie innere Unruhe, Schlafstörungen, Angstgefühle wie aus heiterem Himmel und für die betreffende Person ohne ersichtlichen Anlass plötzlich auftauchten. „Dann sollten sich Betroffene überlegen, sich Hilfe zu holen“, sagt er. „Innerhalb von 48 Stunden können wir an unserem Fachzentrums- Standort der Elbvororte in der Waitzstraße einen Termin anbieten. Betroffene können auf eigene Initiative zu uns kommen oder durch Zuweisung ihres behandelnden Arztes oder Psychologen“, sagt Prof. Stephan Ahrens. Die Behandlungskosten würden von Beihilfen und privaten Krankenversicherungen grundsätzlich übernommen, gesetzlich Versicherte würden bei der Klärung der Kostenerstattung unterstützt, so der Mediziner.

„Behandlungsbedürftig wird es, wenn innere Unruhe, Schlafstörungen, Angstgefühle wie aus heiterem Himmel plötzlich auftauchen.“
 
„Eine gute Behandlung setzt eine fundierte Diagnostik voraus. Auf der Basis der diagnostischen Ergebnisse wird ein lösungsorientiertes Konzept für den Patienten entwickelt. Außerdem schlagen wir geeignete Therapieverfahren vor“, so Prof. Ahrens. Im Schnitt dauere eine Therapie zwischen sechs Monaten und einem Jahr, so der Mediziner. Doch auch Krisenintervention gehört mit zu dem Angebot des Fachzentrums für Stressmedizin. „Hat beispielsweise ein Manager montags schlimme Panikattacken, muss aber am Freitag zu einem wichtigen geschäftlichen Termin nach New York, traut sich aber den Flug nicht zu, gibt es sehr gute Möglichkeiten, ihn in dieser akkuten Situation innerhalb von ein bis drei Tagen zu stabilisieren, so dass er fliegen und den Termin wahrnehmen kann“, sagt Prof. Ahrens.

Als einzige ambulante Institution im norddeutschen Raum bietet das Fachzentrum für Stressmedizin gleichwertig tiefenpsychologische Psychotherapie und Verhaltenstherapie an. Zusätzlich können Patienten Entspannungsverfahren erlernen und an einer Körpertherapie teilnehmen. „Dieses Angebot schafft die Möglichkeit, für jeden Patienten ein individuelles, auf seine persönlichen Belange ausgerichtetes Behandlungskonzept zu entwickeln und in die verschiedenen Therapieebenen zu integrieren“, so Professor Ahrens.

Das Spannende an seinem Beruf sei, immer wieder neue Menschen kennenzulernen, die ihre eigene, ganz persönliche Geschichte hätten. Schön an seiner Tätigkeit findet er nach eigener Aussage, „dass ich mich jedem Menschen individuell widmen kann“. Und er ergänzt: „Menschen, die sich an mich wenden, haben einen Knoten in der Seele, meine Aufgabe ist es, sie dabei zu unterstützen, diesen wieder aufzuknoten.“ Gerät er selbst in stressige Situationen, geht er eine Runde joggen oder spielt mit seinen erwachsenen Söhnen eine Partie Fußball. „Körperliche Betätigung hilft mir, mein körperliches Gleichgewicht wiederzufinden.“ Zum anderen sucht er sich in solchen Situationen einen Gesprächspartner, der ihm hilft, diese zu klären.

„Menschen, die sich an mich wenden, haben einen Knoten in der Seele, meine Aufgabe ist es, sie dabei zu unterstützen, diesen wieder aufzuknoten.“
 
Damit sich nicht erst stressbedingte Krankheitsbilder entwickeln können, hat Professor Stephan Ahrens selbstverständlich ein paar Tipps parat. „Wichtig ist, dass man sich über den Tag hinweg Pausen gönnt, einfach mal 10 bis 15 Minuten innehält. Sich auch fragt, warum gewisse Situationen bei einem selbst Stress auslösen und wie sich das vermeiden lässt“, sagt der Mediziner. Ebenso wichtig sei seiner Meinung nach ein strukturierter Tagesablauf und sich einmal am Tag etwas Gutes zu tun. „Ein positives Erlebnis am Tag ist wichtig“, fügt er hinzu. Entspannung findet Professor Stephan Ahrens bei Spaziergängen am Elbufer. „Ich finde es immer wieder toll, die Schiffe auf der Elbe zu beobachten und mir den Wind dabei um die Nase wehen zu lassen“, sagt er. Wenn es seine Zeit zulässt, kocht er sehr gerne für seine Familie. „Ich bin ein Freund der mediterranen Küche“, so Ahrens.

Geht es um das Thema Reisen, zieht es seine Frau und ihn einmal im Jahr auf Spaniens wohl beliebteste und bekannteste Insel Mallorca. „Wir finden es wunderbar, einmal im Jahr an einen Ort zu reisen, der einem vertraut ist und den wir kennen“, sagt Professor Ahrens.

Zahnarztpraxis Flottbeker Mühle
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