3. Juli 2018
Magazin

Mama Tenga aus Blankenese

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SOZIALES

Mama Tenga aus Blankenese

Burkina Faso

Katrin Rohde setzt sich in Burkina Faso für Waisen- und Straßenkinder ein
Katrin Rohde setzt sich in Burkina Faso für Waisen- und Straßenkinder ein
Katrin Rohde verließ ihre Heimat, um in Westafrika ein Waisenhaus für Straßenkinder zu gründen. Nun feierte sie ihren 70. Geburtstag in Hamburg und blickte mit dem KLÖNSCHNACK auf ein spannendes Leben zurück.

Mein großes Motto war stets: Tu was – und es geht!“ Katrin Rohde setzt dieses Motto seit über 25 Jahren in Burkina Faso um, eines der ärmsten Länder der Welt.

Aufgewachsen ist Rohde in den Elbvororten und denkt heute noch gerne an das kleine weiße Reetdachhaus am Mühlenberg ihrer Großeltern zurück, in dem sie eine tolle Kindheit erleben durfte. Danach ging es für die Hamburgerin nach Plön, wo sie ihre eigene Buchhandlung eröffnete. Eine Reise veränderte das Leben von Katrin Rohde schlagartig. Sie flog erstmals nach Burkina Faso, um traditionelle Medikamente für einen Afrikaner in Schleswig-Holstein zu holen. Die dortigen Straßenjungen ließen sie nicht mehr los. „Die Jungen hatten überhaupt keinen Bezug zu irgendjemandem“, berichtet die 70-Jährige. „Es musste jemand etwas tun! Weil niemand anderes etwas tat, musste ich es machen.“ Rohde verkaufte ihren gesamten Besitz und wanderte trotz Bedenken ihrer Familie und ihres erwachsenen Sohnes ganz alleine aus. Mit 40 Jahren begann ihr neues Leben in Afrika.

Kein leichter Schritt für eine weiße Frau in einem unbekannten Land. „Ich habe versucht, ganz und gar afrikanisch zu leben“, so Rohde. „Es hat ein Jahr gedauert, bis ich merkte, dass das so nicht geht. Ich war immerzu krank und hatte schnell alle tropischen Krankheiten durch. Heute habe ich 26 Impfungen.“ Doch eines merkte die Alleinkämpferin schnell: Die Bedenken ihrer Familie waren unbegründet, die Einheimischen hießen sie freudig willkommen, sodass sie 1996 ihre Stiftung A.M.P.O. gründete – Association managré nooma pour la protection des orphelins (Verein zum Schutz von Waisen: Das Gute geht nie verloren).

Von Beginn an organisierte Mama Tenga, übersetzt Mama Vaterland, wie Rohde in Burkina Faso genannt wird, ihre Waisenhäuser und Projekte mit Afrikanern zusammen. „Ich kann nicht in ein Land kommen und darüber entscheiden, dass alles so gemacht wird, wie ich es von zu Hause kenne. Die Projekte müssen afrikanisch wachsen, um alleine bestehen zu können.“

„Die Projekte müssen afrikanisch wachsen, um alleine bestehen zu können.“ 

Gewachsen ist Katrin Rohdes Stiftung in der Tat und läuft heute weitestgehend ohne sie. Viele Mitarbeiter sind Kinder von früher, die bei ihr im Waisenhaus untergekommen waren und nun als Buchhalter, Lehrer oder Hebammen arbeiten. Die Stiftung bezahlt den Waisenkindern nicht nur Essen, Kleidung und die gesundheitliche Versorgung, sondern auch eine umfassende Bildung bis hin zu einer Ausbildung oder einem Studium. Finanziert wird die Stiftung in erster Linie durch Spenden und Vorträge, die Katrin Rohde in Deutschland hält.

Jeden Tag kommen Menschen zu Rohde in die Einrichtung, die um Hilfe bitten, weil sie unterernährt sind, krank oder sich in häuslicher Not befinden. „Der Zusammenhalt dieser Menschen und das Hoffen sind unglaublich in Afrika“, berichtet die Hamburgerin. „Das steckt an, denn so hoffe ich wieder. Auch wenn ich Schlimmes sehen musste, habe ich es nie bereut, nach Afrika gegangen zu sein.“

Mittlerweile lebt Rohde abwechselnd drei Monate in Hamburg und drei Monate in Burkina Faso. Der Kulturschock in beiden Ländern hört auch nach all den Jahrzehnten nicht auf. In Deutschland stört sie die Vielheit der Dinge, der ganze Überfluss: „Es geht so viel um Sachen und ums Haben. Nach drei Monaten merke ich es auch an mir selbst, wie ansteckend das ist.“ Dennoch ist die Heimkehr nach Hamburg immer wieder eine Wohltat. Besonders den tiefen Ton des Hafens genießt Mama Tenga, wenn sie ein Fenster in ihrer Ottensener Wohnung öffnet und die frische Brise des Nordens zu ihr hereinweht.

Wer Katrin Rohde bei ihren wohltätigen Projekten in Burkina Faso unterstützen möchte, findet die Spendenkontodaten auf ihrer Homepage.

Autorin: louisa.heyder(at)kloenschnack.de 

www.sahel.de

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