3. August 2015
Magazin

Manchmal eine Detektivarbeit

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PRAXIS-BESUCH 

„Manchmal eine Detektivarbeit“

Auf der Suche nach der Ursache

Häufig wissen Ärzte bei der Diagnose nicht weiter. Patienten sitzen dann in Wartezimmern verschiedener Fachrichtungen. Nach den Ursachen der Beschwerden wird dabei vergeblich gesucht.

Endlich wieder Lebensfreude: Dr. med. Schlampp sucht Ursachen für Krankheiten mit Blick auf den ganzen Körper
Endlich wieder Lebensfreude: Dr. med. Schlampp sucht Ursachen für Krankheiten mit Blick auf den ganzen Körper
Wenn Alexander Stephan Schlampp morgens mit dem Fahrrad entlang der Elbe zur Arbeit fährt, muss er oftmals schmunzeln. Dann laufen ihm schwitzend und schnaufend Menschen entgehen – vom Manager bis zum Freizeitjogger. „Das ist eigentlich prima, aber sie laufen fast alle zu schnell!”, sagt der Orthopäde und Sportmediziner. Aus langjähriger Erfahrung und unterstützt durch spezielle Untersuchungen weiß er, dass die meisten Jogger einen unzureichenden Fettstoffwechsel haben. Der setzt aber die Energie frei, die man zum Leben braucht – und auch zum Joggen. Nur im Fettverbrennungsmodus sind unsere kleinsten Kraftwerke in den Zellen maximal aktiv. Und der ist abhängig vom individuellen Trainingzustand. „Die meisten Sportler trainieren aber viel zu intensiv und verbrennen dabei überwiegend Zucker. Dabei entsteht deutlich weniger Energie und zuviel Säure.”

Es ist immer dasselbe Muster, sagt der Arzt, der zusammen mit der Allgemeinmedizinerin Brigitte Herf, der Ärztin Dr. med. Julie Klippgen und der Psychotherapeutin Susann Rüsch in der „Praxis für ganzheitliche Medizin” in Othmarschen Patienten behandelt: „Egal ob Schlaflosigkeit, Erschöpfung, Übergewicht, Impotenz, chronische Muskel- und Sehnenschmerzen – immer findet sich auch eine verminderte Zellatmung, also zu wenig Zellenergie.” Ohne ausreichend Energie kann die Zelle nicht richtig arbeiten. Ob Hormone produziert, Abfallstoffe entsorgt, Muskeln bewegt, Nährstoffe vom Darm aufgenommen werden sollen – all das benötigt riesige Mengen an Energie! Fehlt sie, lassen die Körperfunktionen nach – und langfristig entstehen sogar chronische Erkrankungen.

Eine verminderte Zellatmung führt zu weniger Zellenergie
Wie viel Energie den Zellen im Körper zur Verfügung steht – das lässt sich relativ leicht messen. Und wenn das Zellkonto im Minus ist, kann es auch wieder relativ leicht ausgeglichen werden. Bloß muss man um diese Zusammenhänge wissen. „Wir Ärzte werden in zunehmendem Maße mit Krankheitsbildern konfrontiert, die sich nicht mehr einordnen und kaum noch exakt beschreiben lassen”, sagt der Mediziner Alexander Stephan Schlampp. „Immer häufiger ist von sogenannten Syndromen die Rede – einem Haufen neben- und nacheinander auftretenden Beschwerden. Wenn keine Ursache gefunden wird, riskiert der Betroffene, als Hypochonder oder psychisch krank eingestuft zu werden. Nach herkömmlicher Anschauung gilt er dann nämlich als gesund.”

„Treiben Sie mehr Sport!” – das hören viele Patienten dann von ihren Ärzten. Aber Sport ist wie ein Medikament – man muss schon gesagt bekommen, wie oft, was und in welcher Intensität betrieben werden muss, damit es positiv wirkt. „Das erklärt auch, warum viele Menschen schnell wieder frustriert mit dem Sport aufhören, weil sie trotz Bewegung nicht abnehmen oder sich zunehmend müde und erschöpft fühlen. Manche klagen dann auch über Schmerzen in Muskeln, Gelenken und Sehnen”, sagt der Hamburger Orthopäde und Sportmediziner.

Deshalb schaut sich der 50-Jährige nicht nur die Röntgenbilder der Menschen an, die zu ihm in seine Praxis kommen, sondern sucht ganz individuell und abseits der herkömmlichen Wege nach möglichen Schmerzursachen. „Das ist manchmal wie eine Detektivarbeit. Denn gerade Schmerzen im Schulter-Nackenbereich und im Kreuz haben oft ganz andere Ursachen als dort, wo es wehtut! Erst letzte Woche kam zu mir eine junge Patientin mit Schwindelanfällen und Kopfschmerzen, bei der nach herkömmlichen Untersuchungen alles unauffällig war. Letztlich fand sich eine Unterfunktion der Schilddrüse. Mit der Behandlung verschwanden auch noch die Wadenkrämpfe, die sie gar nicht in diesem Zusammenhang erwähnt hatte.” Welche Behandlungsmethoden der Mediziner dabei einsetzt, hängt ganz vom individuellen Fall ab.

Der Darm spielt eine zentrale Rolle
Gerade Beschwerden, die sich keinem klassischen Krankheitsbild zuordnen lassen, wie schmerzhaftes Brennen, Kribbeln oder Durchblutungsstörungen, entstehen, weil das vegetative Nervensystem gereizt ist. Alte Narben oder Verletzungen, die oft weitab vom Ort der Beschwerden liegen, können als Störfaktor die Schmerzverarbeitung im Gehirn verändern. Wenn man diese Störfelder gezielt ausschaltet, kann der Körper sich wieder natürlich regulieren.

Ernährung, unser heutiger Lebensstil, Stress, Sorgen – all das hat einen ungeheuren Einfluss auf unsere Gesundheit. Auffällig sind die zunehmenden Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Reaktionen auf Gluten – einem Klebereiweiß, das in Brot, Brötchen und anderen Backwaren, aber auch in Hartweizengries-Nudeln steckt. Weil wir immer mehr davon essen, reagiert der Darm zunehmend empfindlich. „Der Darm aber spielt bei unserer Gesundheit eine zentrale Rolle“, weiß der Orthopäde, der auch eine Ausbildung zum Präventivmediziner absolviert hat: „Über Nervenverbindungen zu anderen Teilen des Körpers können Störungen im Verdauungstrakt auch Schmerzen zum Beispiel im Hals-, Nacken- und Kreuzbereich auslösen!“ So setzt sich Gesundheit immer wieder neu wie ein Puzzle zusammen.Bewegung spielt eine zentrale Rolle, wenn man langanhaltend gesund bleiben oder werden will. Wenn Alexander Stephan Schlampp abends wieder entlang der Elbe nach Hause fährt, fährt er seinem Ziel entgegen – mehr Energie. Denn mehr Energie bedeutet mehr vom Leben.

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