GESELLSCHAFT
Nachfolger gesucht?!
Geschäftswelt im Wandel
Das sind nur einige von einer Vielzahl an Aspekten, die bei der Übernahme eines Unternehmens bedacht werden müssen. Während es für den Unternehmer viele Ratschläge und Informationen gibt, hat es derjenige, der einen Nachfolger für sein Geschäft sucht, deutlich schwerer. So war die Suche nach einem Interessenten für das Blankeneser Haushaltswarengeschäft Bernklau erfolglos. „Wir haben niemanden gefunden, der unser Geschäft übernehmen wollte“, sagt Elke Bernklau. Aus Altersgründen gab das Ehepaar Bernklau ihr Geschäft auf. Seit einem halben Jahr steht es leer. „Irgendwann ist die Arbeitswelt abgeschlossen“, so die langjährige Geschäftsfrau.
„Checkliste für Junior-Unternehmer“
Neben den vergeblichen Versuchen, einen Nachfolger für sein Unternehmen zu finden, gibt es immer wieder Erfolgsgeschichten zu erzählen.
Idealerweise übergibt ein Altvorderer das Staffelholz an einen Nachfolger aus der Familie oder langjährigen Mitarbeiter. So wie Bernd Rudolph 1973 ein Geschäft von Kurt Röhr übernahm, übergab Rudolph vor einem Jahr seinen Weinhandel an Tochter Kerstin Thieme.
Ein promovierter Soziologe verkaufte Glühbirnen.
Für alle anderen neuen Geschäftsleute gibt es eine Menge zu bedenken. Das reicht von der Geschäftsidee über die Rechtsform, vom Marketing, Preiskalkulation und Fördermitteln bis hin zu Werbung, Anträgen und das Rekrutieren von Mitarbeitern.
Neben den vielen erfolgreichen Übergaben gibt es gelegentlich auch lustige. So stand einst in einem Blankeneser Elektrofachgeschäft ein promovierter Soziologe, verkaufte Glühbirnen und Stecker. Bis er merkte, dass das nicht so ganz sein Metier war, das Geschäft verkaufte er und ging zurück in seinen Beruf. Heute ist er Autor mehrerer Fachbücher und Professor an einer privaten Akademie.
Gäste aus aller Welt schätzen den ganz besonderen Charme ihres Lokals. Für die Inhaber und viele Gäste ein Gesamtkunstwerk.
„Die Qualität und das Image müssen erhalten bleiben“, sagt Uwe Lühmann. Entsprechend viel Zeit und Geduld lässt sich das Ehepaar bei der Auswahl eines Nachfolgers. Im kommenden Jahr soll dann die Entscheidung fallen. Die beiden seit 52 Jahren verheirateten Blankeneser wollen dann ihre Kinder häufiger besuchen, mehr lesen und auch häufiger mal ausschlafen.
„Nur der Sensenmann kann noch dazwischenkommen“, sagt Monika Lühmann lächelnd. Weiter brtreiben wollen die Lühmanns ihre fünf Zimmer, die im Bed-and-Breakfast-Stil geführt werden.
Bei der Prüfung eines Nachfolgers geht es nicht nur bei den Lühmanns um mehr als fachliche und kaufmännische Qualifikation.
„Ein reiner Investor kommt für uns nicht infrage. Wie hoch der Preis für ihre Teestube ist, verraten die Lühmanns nicht. Klar ist, dass sie für die vielen Jahre des Aufbauens und Arbeitens einen angemessenen Preis verlangen werden.
Über die Preise, die Nachfolger zu zahlen haben, wird in der Regel Stillschweigen vereinbart. In den meisten Fällen werden die Abschlüsse der letzten Jahre zugrunde gelegt. Die Gewinn- oder Verlustrechnungen sind dann die Basis für den Kaufpreis. Um so ärgerlicher, wenn sich kein Nachfolger findet. Lange Jahre der Selbstständigkeit finden ein Ende ohne ein zusätzliches Ruhegeld.
Wer in der Familie keinen Nachfolger findet, der hat häufig unter den Mitarbeitern geeignete Kandidaten. So zeichnet sich ein Fall im Einzelhandel ab, in dem das Geschäft an langjährige Mitarbeiter übergeben wird. Noch möchte die Geschäftsfrau ihren Namen nicht gedruckt sehen. Doch der Plan besteht schon seit Längerem.
Stimmen Lage und Geschäftsidee, dann finden Ladenbesitzer nach wie vor einen Nachfolger. So wurden Skeptiker auch bei der Übergabe eines Blankeneser Reformhauses eines besseren belehrt. „Mein Vater war von dem Standort begeistert“, so der Paul-Alexander Herlyn, Sohn von Sven Herlyn, der vor einem Jahr das Reformhaus Köppen übernahm. Vater und Sohn führen je ein Reformhaus „Merlin“ in Poppenbüttel und Blankenese. Beide verkörpern das inhabergeführte Konzept des Einzelhandels. „Ein Einkaufszentrum käme für uns als Standort nicht infrage“, sagt Herlyn.
Für den profesionellen Stabwechsel ist das Internet ein Glücksfall. Wobei auch hier einige Bauernfänger unterwegs sind. Doch unzählige seriöse Angebote findet der zukünftige Unternehmer im Netz. Wobei der einfachste Weg immer noch das Gespräch mit folgendem Abschluss darstellt. Sich nach einstündigem Gespräch einig werden, so wie die eingangs erwähnte Geschäftsfrau Evelyn Scharrenweber es erlebt hat, ist immer noch die einfachste Lösung auf dem Weg in die Selbstständigkeit.
Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de