BERUFSWEGE
„Never give up“
Der Ex-Wirtschaftssenator Ian Karan erinnert sich



Von meinen ersten Monaten als Tellerwäscher hin zu der Tätigkeit als Sachbearbeiter bei einem Spediteur hatte ich einen guten Karrierestart gemacht.
Diese Entwicklung wurde begünstigt durch die Beziehung zu dem Inhaber der Spedition, Fritz Schröder, die sich rein zufällig ergab.
Eine von mir verfasste Studie gefiel Firmenkontakten in Kanada so sehr, dass sie Herrn Schröder Komplimente über mich machten. Nun wollte er mich kennenlernen. Da mein Arbeitsplatz (Ferdinandstr.) nicht in den gleichen Räumlichkeiten lag, in denen er als Geschäftsführer saß (Ballindamm), bekam ich eine Einladung zu einem Termin. Als ich in seinem Büro eintraf, war das Vorzimmer nicht besetzt. In der Annahme ich sei ein Kunde, wurde ich von ihm direkt in sein Büro gebeten und bekam einen Sherry angeboten. Nachdem dieser eingeschenkt war, kam die Sekretärin dazu und klärte den Sachverhalt auf, nämlich, dass ich der Mitarbeiter sei und kein Kunde.
Die zweite Zufallsbegegnung, die meine Karriere beeinflusst hat, entstand nach dem Tod eines Freundes, der bei einer Container Leasing-Firma angestellt war. Bei seiner Beerdigung lernte ich seinen amerikanischen Chef kennen, der Ersatz für meinen Freund suchte und mich fragte, ob ich an der Position interessiert wäre. War ich nicht, da ich bei der Spedition auf einem guten Karriereweg war.
Der Amerikaner lud mich trotzdem ein, an einem Interview teilzunehmen, was ich dann, ohne echtes Interesse an der Position, auch tat. Zu dem Zeitpunkt verdiente ich 2.500 Mark. Als der Amerikaner im Gespräch fragte, was ich denn verdienen wolle, habe ich mit „zehntausend“ geantwortet. Ich meinte D-Mark, aber er dachte in US-Dollar. So wechselte ich und ging durch dieses Missverständnis direkt von einem Verdienst von 2.500 D-Mark auf 24.000 D-Mark im Monat.
Der Rest ist, wie man sagt, Geschichte. Obwohl es im Nachhinein so aussieht, als ob ich eine glatte Erfolgskurve hingelegt hätte, habe ich etliche Nackenschläge einstecken müssen, bis ich endlich 2008 den großen Coup landen konnte.
Auf dem fast höchsten Punkt der wirtschaftlichen Entwicklung habe ich meine Container-Leasing-Firma, die mit 520.000 TEU damals die größte in Europa war und die achtgrößte weltweit, erfolgreich an zwei Banken verkauft.
Mein Fazit: Never give up!
