GESELLSCHAFT
Persönliches 2, April 2018
Andreas Armbrecht-Meyer,
Klaus Schade,
BELANGLOSES · BEWEGENDES · EMPÖRENDES
„Moin!“ sagt man im Norden. „Moin, Moin“ gilt allerdings schon als unnötiges Geschwafel. „Moin!“ beinhaltet so ziemlich alle Erfordernisse eines unverfänglichen Gesprächs: „Wie geht’s dir? Was machst du? Schön, dich zu sehen! War nett, gestern Abend!“ Man muss nur das Fragezeichen oder das Ausrufezeichen betonen und schon weiß der oder die andere, was gemeint ist. (Bei „Moin, Moin!“ funktioniert das überhaupt nicht. Testen Sie das mal vor dem Spiegel, Sie werden sich wundern …) Und das Schöne am „Moin!“: Es geht immer. Morgens, mittags, abends. „Moin!“ ist so eine Art Passepartout aus dem plattdeutschen Alltag, das Aloha der Norddeutschen, das Grüezi ohne Berge – nur sachlicher. „Moin, Moin“, unter Linguisten als „Der doppelte Moin“ bekannt, wird übrigens nicht nur in Fachkreisen als negative Wertung eines Geprächsversuchs erkannt und übersetzt („Leck mich am Arsch!“). So gesehen die derbe Variante einer feinfühligen Gesprächsführung.