GESELLSCHAFT
Persönliches 2, November 2016
Dr. Melanie Leonhard,

Oliver Dietzmann,

BELANGLOSES – BEWEGENDES – EMPÖRENDES
Der linke Arm lag angewinkelt auf dem Tisch. Der Kopf hing, einem Geier ähnlich, über dem Teller. Auch der rechte Arm hatte aus Bequemlichkeit die angewinkelte Position auf dem Tisch übernommen, hielt zudem einen Löffel in den Fingern und schaufelte zügig den Tellerinhalt in den dauergeöffneten Mund. Der Mann saß im Außenbereich eines Restaurants, aß deutlich zielorientiert und hatte offensichlicht vom Thema „Manieren bei Tisch“ noch keine Wahrnehmung verzeichnen können. Geritten vom Erledigungsprinzip gesellt sich nicht selten zur ohnehin schon degradierten Essensaufnahme per gefühlt synthetischem Fast Food noch die totale Abwesenheit von halbwegs erfreulichen Kenntnissen zivilisierter Kultur – sprich: einige Leute essen wie die Säue. Lohnt es nun, dagegen anzustinken? Oder nehmen wir den Verlust von Benimm einfach mal hin, weil es andere Baustellen gibt? So, jetzt habe ich doch glatt das Ketchup auf die Tastatur gekleckert …