SCHIFFE
„Helga sitzt nicht im Garten“
Ein Kurztripp mit der No. 5 Elbe
Einst galt die See als die beste Schule des Lebens. Schwarze Schafe der Familie wurden zur See geschickt. Andere Seeleute setzten die seit Generationen gültige Tradition fort, wurden Kapitäne oder Lotsen. Ob die See im Zeitalter der Containerschifffahrt und oft operettenhafter Kreuzfahrt-Idylle immer noch diesen Stellenwert hat, muss bezweifelt werden. Fest steht nach wie vor, dass ein Kennenlernen von Charakteren auf dem engen Raum eines Schiffes deutlich schneller passiert als etwa unter Büropersonal. Unabhängig davon, ob die Reise über den Atlantik oder nur für Stunden über die Elbe führt.
Eine sehr stille Diplom-Nautikerin hospitiert an Bord. Vor Kurzem noch stand sie als 2. Offizierin auf der Brücke eines Hapag-Lloyd-Containerschiffes. Jetzt ist sie sich nicht zu schade, das Geschirr der Gäste abzuwaschen. An Land jobbt sie als Rettungsassistentin, plant später an Bord eines Greenpeaceschiffes oder Frachtenseglers zu arbeiten.
So wortkarg und emsig die junge Nautikerin die Stunden an Bord verbringt, so gesprächig ist der Zahlmeister Patrick Klinger. Begeistert von der Historie des Schiffes, der Familie mit den beiden Kindern, die Kap Hoorn umrundeten, dem in San Francisco liegenden Schiff als Hippi-Domizil mit Hanf-Plantage an Bord.
Für die sichere Reise sowie die spaßigen Akzente ist Klaus Schade als Kapitän an Bord. Der ehemalige Lotse gibt schon zu Beginn die Devise aus: „Egal, was wir machen, vor Blankenese müssen die Segel anständig stehen.“
Das Meer kann die Elbe nicht ersetzen. Und doch erinnert eine Reise auf dem Schoner an die Zeit, als das Meer als Schule des Lebens galt.
Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de