1. September 2016
Magazin

Träume und das Leben 

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BERUFSWEGE 

Träume und das Leben 

Vom Installateur zum Feuerwehrmann

Berufsstart: Werber, Lebenswerk: WerberFür Peter Klein stand früh fest, dass er beruflich etwas mit Sprache macht
Berufsstart: Werber, Lebenswerk: Werber

Für Peter Klein stand früh fest, dass er beruflich etwas mit Sprache macht
Berufsstart: Hauptsache: Raus aus Linz, Lebenswerk: GeschäftsfrauEvelyn Scharrenweber stammt aus Österreich. Nach Jahren in Eppendorf betreibt sie heute ein Textilgeschäft in Blankenese
Berufsstart: Hauptsache: Raus aus Linz, Lebenswerk: Geschäftsfrau

Evelyn Scharrenweber stammt aus Österreich. Nach Jahren in Eppendorf betreibt sie heute ein Textilgeschäft in Blankenese
Berufswunsch: Kapitän, Lebenswerk: FotojournalistKlaus Bodig aus Rissen, aufgewachsen in Kiel und an der Ostsee, sein größter Wunsch war zur See zu fahren
Berufswunsch: Kapitän, Lebenswerk: Fotojournalist

Klaus Bodig aus Rissen, aufgewachsen in Kiel und an der Ostsee, sein größter Wunsch war zur See zu fahren
Lokomotivführer, Polizist, Pilot, Boris Becker – das waren die Berufswünsche der vorigen Generation. Heute wollen viele junge Menschen etwas mit Medien oder auf jeden Fall mit Menschen machen. Verändert haben sich auch die Lebenswege. Wer heute einen Beruf lernt, wird ihm nur noch selten jahrzehntelang nachgehen. Flexibilität, lokal wie beruflich, sind gefragt.

Welche Berufe machen glücklich, welche machen krank? Wie komme ich am leichtesten ans große Geld? Wo genieße ich besonderes Ansehen? Gäbe es einfache Antworten auf diese Fragen, wäre die Unzufriedenheit in der Berufswelt geringer.

Der einstige Tellerwäscher, der Unternehmer wird, weil er eines Tages selbst im Salon eines Luxusschiffes sitzen wollte. Der Handwerker, der als Meister das Sagen haben will. Das zur See geschickte Schwarze Schaf der Familie. Der aus Furcht vor dem Vater in die Ferne geflüchtete Sohn. Die vom Film faszinierte Tochter, die unbedingt Schauspielerin werden will. 

Wer über Berufe spricht, muss immer auch über die Motivation eines Berufswunsches sprechen. Glücklich, wer schon von klein auf einen festen Berufswunsch in sich verspürt. Wenn etwa wie bei Elmar Meyer-Lovis Großvater und Onkel Polizisten waren, ist die Nähe zum Ordnungshüter groß. „Ich weiß, das ist klischeehaft“, sagt der heutige Kommunikationsdesigner. Vieleicht habe ihn der Sporttest der Polizei abgeschreckt. „Allerdings kann man in der heutigen Zeit froh sein, dass man kein Polizist geworden ist.“ Heute sei er in einem Atelier gelandet, in dem er sich sehr wohl fühle.

Berufe wie Kommunikationsdesign waren vor einigen Jahrzehnten noch gänzlich unbekannt. So wie sich die Berufsbilder in den letzten Jahrzehnten verändert haben, unterliegt auch das Ansehen vieler Berufe einem ständigen Wandel. So haben heute Feuewehrmänner, Ärzte und Krankenpfleger den besten Ruf. Verschlechtert hat sich hingegen das Ansehen von Lokführern und Piloten. Auch das Ansehen von Gewerkschaftsführern hat sich verschlechtert. Wer in die zurückliegenden zehn Jahre zurückblickt, wird feststellen, dass einfache Tätigkeiten wie Müllmann, Briefträger und Dachdecker höher geschätzt werden. Zu den Verlierern gehören neben Anwälten, Steuerberatern und Managern auch EDV-Sachbearbeiter. Am Ende einer Skala stehen Berufe wie Werber und Versicherungsvertreter.

„Ich habe die Entscheidung, Feuerwehrmann zu werden, niemals bereut“

Wie der Versicherungsmann am Ende steht, so rangiert der Feuerwehrmann ganz oben. Ein Beruf, den Jürgen Schanbacher seit fast 40 Jahren ausübt. „Ich begann meine Ausbildung bei der Feuerwehr im Alter von 21 Jahren in Hamburg. Ich durchlief danach noch einige Lehrgänge der Aus- und Fortbildung. Seit 1995 versehe ich meinen Dienst an der Feuer- und Rettungswache in Osdorf.“ Wenn er zurückblicke, so der gebürtige Baden-Badener, habe er die Entscheidung, den Beruf des Feuerwehrmannes zu wählen, niemals bereut.

Ende 2017 wird Jürgen Schanbacher nach 39 Jahren Dienst bei der Feuerwehr in den Ruhestand versetzt.

Spannend wird ein Blick in die Geschichtsbücher beim Thema Berufe, wenn es zurückgeht bis ins Mittelalter. Anders als heute mussten die Menschen etwas mit ihren Händen herstellen können, wenn sie täglich Brot kaufen wollten. Fast alles, was hergestellt werden konnte, hatte seine eigene Berufsbezeichnung: Glasmacher, Papiermacher, Strumpfstricker, und Schuhmacher. Diese Liste ließe sich lange fortsetzen. Ähnlich ist es mit Dienstleistungen wie Fassträger, Hausanstreicher oder Wirt. Auch anders als heute waren Geldverleih und der Handel anrüchig. An einem Ort zu kaufen und an einem anderen zu verkaufen galt nicht als produktive Leistung. Erasmus von Rotterdam ereiferte sich damals im „Lob der Torheit“ über die Kaufleute, „weil sie das schmutzigste Gewerbe treiben: sie lügen, trügen, stehlen, täuschen und schwindeln in einem fort und kommen sich wie die Fürsten vor.“ Die Fürsten selbst brachten damals weder Erasmus noch Luther in Verbindung mit dem anrüchigen Gewerbe.

Berufswunsch: Kapitän, Lebenswerk: FotojournalistKlaus Bodig aus Rissen, aufgewachsen in Kiel und an der Ostsee, sein größter Wunsch war zur See zu fahren
Berufswunsch: Kapitän,

Lebenswerk: Fotojournalist
Klaus Bodig aus Rissen, aufgewachsen in Kiel und an der Ostsee, sein größter Wunsch war zur See zu fahren
Berufsstart: Wollte gern etwas mit Mode machen, Lebenswerk: Heute ist die 36-jährige Sarita Piucho aus Brasilien Angestellte in der Gastronomie 
Berufsstart: Wollte gern etwas mit Mode machen, Lebenswerk: Heute ist die 36-jährige Sarita Piucho aus Brasilien Angestellte in der Gastronomie 
Berufsstart: Elektroinstallateur, Lebenswerk: Feuerwehrmann Jürgen Schanbacher, geboren in Baden-Baden, kam über die Freiwillige Feuerwehr zu seinem Beruf
Berufsstart: Elektroinstallateur, Lebenswerk: Feuerwehrmann 

Jürgen Schanbacher, geboren in Baden-Baden, kam über die Freiwillige Feuerwehr zu seinem Beruf
Heute rangieren Unternehmer im Ansehen im Mittelfeld. Ob jemand mit Margarine, unappetitlichen Chemikalien oder minderwertigen Textilien aus Fernost handelt, spielt eine untergeordnete Rolle. Stimmt der Umsatz, stimmt auch das Prestige.

Doch welche Berufe machen glücklich? Nach jüngeren Studien sind danach Rechtsanwälte die glücklichsten Deutschen. Maurer hingegen sind in ihrem Beruf nicht so zufrieden. Der Psychologe David Richter untersucht am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, wie zufrieden die Deutschen mit ihrem Leben und ihrer Arbeit sind. Dabei zeigt sich:

„Die Zufriedenheit mit der Arbeit ist ein wichtiger Faktor dafür, wie zufrieden die Menschen mit ihrem Leben sind.“ Richtig ist auch, dass der es besser hat, wer selbstbestimmt arbeitet.


Ansehen, Einkommen, Freude, und manchmal auch Gesundheit – ein Beruf kann unter vielen Blickwinkeln gesehen werden 

Wenn Anwälte und Unternehmensberater die Zufriedenheitsliste anführen, liegen Maurer, Köche und Security-Mitarbeiter am Ende. Wenig überraschend ist, dass Bergleute und Putzkräfte ihre Arbeit nicht über den grünen Klee loben. Zwar ist nicht jeder für die Selbstständigkeit gemacht, doch wer ohne Chef arbeitet, ist häufig deutlich zufriedener als Angestellte.

Zurück in die Gegenwart. Ganze Berufsgruppen wurden überflüssig. Neue haben sich gebildet. War die Berufsausbildung früher so gestaltet, dass der Mensch den einmal erlernten Beruf sein gesamtes Berufsleben ausübte, muss er heute damit rechnen, mehrfach den Beruf wechseln zu müssen.

Geht Beruf auf „berufen“ zurück, folgt die heutige Tätigkeit eher den ökonomischen Zwängen. Der Beruf als Lebensaufgabe hat seine Bedeutung verloren.

Manche Menschen arrangieren sich mit der Idee, dass sich ihre Wünsche aus der Jugend nicht erfüllten. Etwa wenn Salina Piucho vor der Kamera posiert, spürt jeder, dass die gebürtige Brasilianerin gern etwas mit Mode gemacht hätte. Ihre Lebensfreude hat die 36-Jährige auch behalten, wenn es mit der Mode nichts wurde.

Ähnlich geht es der 53-jährigen Geschäftsfrau Evelyn Scharrenweber. Als sie die Heimat verließ, war ihr noch nicht ganz klar, wohin die Reise geht. Ihre Hauptmotivation damals war: „Hauptsache raus aus Linz“.

Wie wichtig die Wahl des Berufes ist, war schon Konfuzius klar. Sein Rat: „Wähle einen Beruf, den Du liebst, und Du brauchst keinen Tag in Deinem Leben mehr zu arbeiten.“

Der Mann lebte rund 500 Jahre vor Christi Geburt.

Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de 

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