ELBE
Viel besungen, heiß umstritten
Die Bundeswasserstraße Elbe
Was hat ein Bügeleisen mit einer Fähre zu tun? Die meisten Hamburger kennen die Antwort. Halb liebevoll, halb ironisch nennen Hanseaten die HADAG-Elbfähren des Typs 2000 nach dem untenbehrlichen Haushaltsgerät.
Ebenso unentbehrlich sind für die Hansestadt die schwimmenden Transportmittel. Ohne Fähren hätte die Stadt Hamburg nicht zu der Elbmotropole aufsteigen können, die sie heute darstellt.
So ist die Geschichte der Stadt mit der 1888 gegründeten „Hafendampfschiffahrts A.G“, der heutigen „HADAG Seetouristik und Fährdienst AG“, eng verbunden. Wie kommen die Arbeiter an ihre Arbeitsplätze? Das war in der damaligen Zeit die Frage. Die Wirtschaft entwickelte sich nach der Reichsgründung 1871 und dem späteren Zollanschluss (1888) an das Deutsche Reich rasant. Der Freihafen ermöglichte den internationalen Transithandel zollfrei abzuwickeln. So fanden immer mehr Menschen im Hafen Arbeit. Die Zeiten, in denen die Arbeiter ihren Arbeitsplatz am Ufer der Elbinseln, dem kleinen Grasbrook oder dem Reiherstieg rudernd erreichten, waren vorüber.
So erhielt die damalige HADAG von den Stadtvätern eine Konzession für den Elb- Fährverkehr. Der Tarif wurde auf fünf Pfennige festgelegt, die Arbeiter bekamen einen Sondertarif. Bereits 1893 gab es sechs von der HADAG betrieben Linien.
Ein entscheidender Wendepunkt in der langen Geschichte der Elbfähren liegt in dem Jahr 1918. Die Konzession lief aus und Hamburg übernahm die Reederei, die heute ein Tochterunternehmen der Hamburger Hochbahn AG ist. Jahrzehntelang prägten nach dem 2. Weltkrieg die sogenannten Typschiffe den Fährverkehr auf der Elbe. Fähren wie die „Kirchdorf“, die „Jungfernstieg“ und „Finkenwerder“ nahmen Passagiere auf und spuckten sie anderenorts wieder aus.
Heute ist das Bild im Hafen bunter geworden. Private Anbieter laden zur Hafenrundfahrt, darunter auch eine „alternative Hafenrundfahrt“, Party- und Ausflugsschiffe sowie scheinbar vom Mississippi auf die Elbe verirrte Schaufelraddampfer prägen das Geschehen auf dem Wasser. Berufspendler sind nur noch am Morgen und Abend in der Mehrheit.
Tatsächlich hält im Sommer nur am Wochenende zweimal am Tag eine Fähre. Während der übrigen Tage warten Gäste und Pendler am Blankeneser Anleger Op’n Bulln vergebens auf ein Schiff.
Ein breites Bündnis aus Bürgervereinen, Gastronomen wie Monika Lühmann und Karlheinz Hauser vom Süllberg sowie Politikern setzt sich seit Jahren für eine Fähranbindung nach Blankenese ein. Mit dabei sind auch die Künstler Otto Waalkes und Rolf Zuckowski.
Im Hafen wird rund um die Uhr in drei Schichten gearbeitet. Früher mussten 25.000 Hafenarbeiter befördert werden. Hinzu kamen 20.000 Werftarbeiter.
„Aufgabe des Staates im Sinne einer Daseinsvorsorge ist es, die verkehrlichen Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen, für eine ausreichende Anbindung zu sorgen.“
Für Initiatorinnen wie Monika Lühmann und den Blankeneser Bürgerverein zu wenig. Bereits im Mai 2014 schrieb Monika Lühmann an Wirtschaftssenator Frank Horch mit der Bitte, die HADAG möge ihre „touristischen Angebote auf der Niederelbe“ ausweiten. In seiner Antwort lässt der Senator die Initiatorin wissen, dass es „Aufgabe des Staates im Sinne einer Daseinsvorsorge ist, die verkehrlichen Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen, also zum Beispiel für eine ausreichende verkehrliche Anbindung der Wohn- und Geschäftsviertel zu sorgen oder den Berufs- und Schüler verkehr sicherzustellen“. Das HADAG-Angebot mit dem Elb-Hüpfer halte er, so Horch in seinem Antwortschreiben weiter, für „einen nachfragegerechten und zielführenden Ansatz“.
Um diesem Anspruch gerecht zu werden, wird der Steuerzahler mit jährlich r und sieben bis acht Millionen Euro zur Kasse gebeten. Denn nur zur Hälfte trägt sich die Staatsreederei selbst. Es gäbe immer wieder Anstrengungen, durch zusätzliche Aktivitäten Einnahmen zu generieren. Dies gelinge nur mit mäßigem Erfolg, so in einer Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage.
Die Initiative lässt nicht locker und verhandelt seit Längerem mit der Förde-Reederei über die Aufnahme einer täglichen Verbindung zwischen den Elbvororten und den Landungsbrücken. Schon machte die Runde, die Verbindung werde im April oder Mai aufgenommen. Helmut Wichmann, 2. Vorsitzender des Blankeneser Vereins, kann das nicht bestätigen: „Wir verhandeln noch mit der Reederei.“ Von der weltweit aktiven Förde Reederei war keine Stellungnahme zu bekommen.
So wechselhaft die Geschichte der HADAG und anderer Barkassen-Unternehmen sein mag, ohne Elbe und ihre vielen ganz unterschiedlichen Schiffe, wäre Hamburg ein mäßig interessanter Ort, wie es ihn in vielen Provinzen gibt.
Wer wissen will, wie vielfältig Fähren eingesetzt werden können, der möge sich den Verbleib ausrangierter Fähren ansehen. Die Palette reicht vom Tanzpalast über ein Büro- und Wohnschiff bis hin zur Diskothek und einem Bordell.
Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de