„Scheißegal“, gab ich zurück. „Ist mir auch zu kompliziert.“ Das war nicht gelogen. Die Wirkung einer derart komplexen Veranstaltung auf ein Gemeinwesen wie Hamburg abschätzen und das auf Jahre hinaus? Hoffnungslos!

Anders liegt es beim Thema Cannabis-Freigabe. Auch dieses Thema ist mir wurscht, das aber bei klarer Faktenlage. Zunächst der Grund für meine Gleichgültigkeit, illustriert an einer Beobachtung: Hinter meinem Haus ist ein kleiner Park. Als ich dort herumspazierte, sah ich drei Jungen. Kein Bartwuchs, schmale Schultern, beginnender Stimmbruch. Das Trio drehte bei Tageslicht, ohne große Camouflage einen riesigen Dübel. Als ich fragte, was zum Teufel sie da machten, sahen sie erstaunt auf. „Wir – bauen – einen – Joint!“, akzentuierte der Kleinste und fügte in Gedanken wohl hinzu: Volltrottel.

Wäre ich wirklich ein Volltrottel, hätte ich mit dieser pädagogischen Leierstimme gesagt: „Ihr wisst, liebe Jungen, dass das illegal ist?!“

Zur Erinnerung, Cannabis ist tatsächlich verboten. Das interessiert aber niemanden. Hamburger werden in Polizeikontrollen mit einigen Gramm erwischt, worauf der Udel seufzt und wegsieht. Klar denkende Menschen wissen: Cannabis interessiert kein Schwein, weil die sozialen, gesundheitlichen und kriminellen Folgen des Konsums vergleichsweise läppisch sind.

Es gibt aber gewiefte Rhetoriker, die das abstreiten. Das verdient Anerkennung, denn die Position ist, rein logisch betrachtet, hoffnungslos. 74.000 Tote im Jahr, 17.520 Verletzte, Begleitumstände jeder dritten Gewalttat … Das ist die Bilanz von Alkohol in Deutschland. 74.000. Würden Sie gegen eine solche Masse an Toten ansabbeln wollen? Ich selbst schon, aber nur aus Spaß am Argumentieren oder aus anderen Gründen, die mit den Fakten nichts zu tun haben – und ich vermute stark, dass die Gegner einer Legalisierung das genauso handhaben. Besonders abstrus finde ich, wenn die 74.000 mit dem Hinweis „Kiffen macht dumm und schlaff“ attackiert werden. Selbstverständlich macht sportliches Bongkiffen blöde. Wäre unfair, wenn nicht. Aber wenn ein Erwachsener das in Kauf nimmt – wohl bekommts! Wir tolerieren auch, wenn sich Hunderttausende am Wochenende kollektiv abfüllen, Hirn, Kliniken, Polizeistationen und Frauenhäuser vollmachen.

Wird also Cannabis in Hamburg legalisiert oder nicht? Meine These: Nein. Menschen lieben Rhetorik, auch gegen Fakten, und sie lieben es, wenn alles beim Alten bleibt. Die Entscheidung gegen legales Kiffen wird daher irrational sein, aber letztlich: Für die drei Jungs hinterm Haus ändert sich nichts.