1. Juni 2015
Magazin

Thema: Sommerliches

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TIMS THESEN 

THEMA: Sommerliches 

Tim Holzhäuser schreibt hier seine monatliche Glosse 
Tim Holzhäuser schreibt hier seine monatliche Glosse 
Es ist warm, daher würde ich gerne etwas lockerlassen. Das Wort PULITZERPREIS klebt zwar als stumme Mahnung auf meinem Monitor, aber ich habe mich dran gewöhnt, kann es also vier Wochen lang ignorieren. Daher drei Alltagsbeobachtungen, die klein erscheinen mögen, aber weit, wie ich meine sehr weit über sich hinausweisen. Plus jeweils eine These.

1. Wie kommt es, dass sich bei Sprechstundenhilfen, die bekanntlich gut geschnittene weiße Hosen tragen, niemals die Unterwäsche abzeichnet?

Sie kennen das, beim Arzt. Trotz Termin können Sie den kompletten „Spiegel“ lesen. Dann Ausziehen, wiegen lassen, Fragestunde, Ausflüchte, Aua! – aber immerhin eine nette Sprechstundenhilfe, die zu eben dieser Beobachtung anregt.

Meine These ist, dass die Damen radikal zwischen 20 Zentimeter Gesundheitsbaumwolle und String-Tanga bzw. nichts drunter wählen. Wo nichts ist, kann sich nichts abzeichnen und der String verschwindet von alleine, das ist klar. Die Gesundheitsbaumwolle hingegen bedeckt das gesamte Gesäß. Wenn die Hose aber im Übergang zwischen Po und Bein nicht eng anliegt, verschwindet exakt hier der Saum der Unterhose und von außen bleibt alles makellos.

2. Weingläser. Man stellt sie versehentlich in eine kleine Pfütze auf dem Tisch, hebt sie hoch – und dann hören sie nicht mehr auf zu tropfen. Warum nicht? Es kann nicht mehr als ein Teelöffel Flüssigkeit am Glas hängen, aber dennoch betropfen Sie nacheinander eine Tageszeitung, ein Haustier, die Hand des Kellners, die eigene Krawatte, das Tischtuch, den mühselig eingekochten Kalbsjus – bis Sie das Glas mit ihrer Serviette hindern, den Mist auf alle Ewigkeit hinweg durchzuziehen. Meine These: Es ist mehr als ein Teelöffel, weil sich unter dem Fuß des Glases eine konkave Wölbung be – findet, in der es sich große Mengen Wasser, gehalten durch Oberflächenspannung, bequem machen können. Zudem neigen Menschen dazu, das Fassungsvermögen eines Tropfens zu unterschätzen. Geben Sie mal einem Kleinkind einen gut gemeinten Tropfen Tabasco ins Essen …

3. Wird es auch in diesem Sommer in Szenevierteln Mode sein, ein luftiges T-Shirt mit einer dicken Wollmütze zu kombinieren und darin auszusehen wie ein tätowierter Schlumpf?

These: Ja. Die Mode hat Bestand, weil sich ihr Ursprung noch nicht herumgesprochen hat. Meiner Beobachtung nach ist die Wollmütze von der Kontur her die Imitation eines Rastafarians, der seine Zöpfe mittels irgendeines grobmaschigen Textils oder eines Haarbands zusammengefasst hat. Der Träger der Wollmütze, der vielleicht letzte Woche noch bei Budni an der Kasse saß, suggeriert also, völlig ohne sein Wissen, dass unter seiner Mütze coole Zöpfe schlummern.

Das Schild PULITZERPREIS ist nun vom Monitor gefallen. These hierzu: Luftfeuchtigkeit!

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