1. Juni 2016
Magazin

THEMA: Utopie der Millionen

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TIMS THESEN 

THEMA: Utopie der Millionen

Tim Holzhäuser schreibt hier seine monatliche Glosse
Tim Holzhäuser schreibt hier seine monatliche Glosse
Lassen Sie uns von Reichtum träumen und ein Gedankenspiel wagen: Sie und ich treten einem Club bei, in dem man sein Einkommen und seine Rente selbst bestimmen kann. Leistungsunabhängig. Ergebnisse spielen keine Rolle. Sie sagen einfach eine Zahl und die erscheint auf Ihrem Girokonto. Diese Entscheidungsfreiheit hat Ökonomen schon häufiger beschäftigt. Hängen sie der klassischen Lehrmeinung an, dann gehen sie vom homo oeconomicus aus, also dem Nutzenmaximierer, der stets das ihm am Nützlichsten wählen würde. Ich zum Beispiel würde zehn Millionen Euro als verdammt nützlich ansehen. Nun gibt’s andere Ökonomen, die in Versuchen herausgefunden haben, dass Menschen tatsächlich unter Umständen zu Altriusmus neigen. Während des „Diktatorenspiels“ erhält ein „Diktator“ 100 Euro. Die Verteilung des Geldes an eine ihm unbekannte Gruppe von Personen ist ihm freigestellt. Ein Nutzenmaximierer hätte den Zaster eingesteckt, die realen, edlen Menschen aber behalten meist zwischen 70 und 80 Euro für sich und verteilten den Rest an die Gruppe.

Dieser Versuch hat in der Fachwelt Anklang gefunden; ich halte ihn dennoch für Stuss. Die Bedingungen sind zu klinisch und was sind schon 100 Euro?

Zurück zu unserem Club. Er ist so konstruiert, dass ein Mitglied das Gehalt des anderen bewilligt und die beiden irgendwann tauschen. Meine These ist in diesem Fall das Gesetz der grenzenlosen Steigerung. Das heißt, Sie würden erst 100.000 Euro im Jahr fordern und auch bekommen. Wenn Sie sehen, das System funktioniert und Sie landen nicht im Knast, dann fordern Sie zehn Millionen. Sie brauchen jetzt ein neues Haus, neue Nachbarn, neue Freunde, vielleicht sogar eine neue Familie, auf jeden Fall aber eine Sicherheitsfirma. Laut meiner These hören Sie aber keineswegs auf. Der Mensch gewöhnt sich an alles! Sie fordern im nächsten Jahr 20 Millionen und dann 30 und dann 40. Irgendwann sitzen Sie auf einer Privatinsel von der Größe Kubas und fordern 100 Millionen im Jahr. Die Welt liegt in Trümmern, aber Sie bekommen die 100 und fordern 200, einfach weil Sie es können und weil die anderen Mitglieder in ihrem Club ebenfalls 200 fordern! Die These endet hier und ich habe Sie natürlich angeschmiert. Es ist keine These, auch keine Utopie von H. G. Wells, sondern die Realität.

Stichwort VW. Manager Andreas Renschler ist in Wolfsburg eingestiegen, durfte jedoch aufgrund vertraglicher Regelungen ein Jahr nicht ins Büro. Als Kompensation für diese Härte zahlte ihm VW 11,5 Millionen Euro. Renschler soll jetzt vier Jahre arbeiten. Wenn er 62 ist, geht er in Rente und erhält von VW eine Pension in Höhe von 60.000 Euro. Pro Monat.

Renschler ist nicht nur Vorstand bei VW, sondern auch Aufsichtsrat bei MAN. Nun raten Sie, was ein Aufsichtsrat macht?

Er nickt Gehaltswünsche von Vorständen ab. Die Höhe dürfte keine Rolle spielen.

UWS Assekuranz-Makler GmbH
Textilpflege Utecht GmbH
Dieter Nohns Gmbh
Andreas Hector Maler

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