Vorweg, Oktober 2015

Liebe Klönschnack-Leserin,
werter Klönschnack-Leser,
Ich träumte, ich läge im Bett und könne nicht aufstehen, weil ich mein Passwort zum Eintritt in das Tagesgeschehen vergessen hatte. Und ohne gültiges Passwort war ich hoffnungslos ans Bett gefesselt, hatte keinen berechtigten Zugang zum anstehenden Tag. Beim Zähneputzen zog ich eine Grimasse, denn der Gedanke ließ mich schmunzeln. Aber sind wir davon wirklich weit entfernt?
Handy, Computer, Bankkonto – noch harmlos. Fliegen ohne Buchungs-Code? Unmöglich. E.ON, Vattenfall, Hamburg-Wasser, Telekom und wie sie alle heißen – ich bin ohne Passwort ein Nichts. Ohne eine kryptische Reihe von Buchstaben, Ziffern und Zeichen keine Identität. Kein Leben? Ich erlaube mir die menschliche Vergesslichkeit und hin und wieder auch die Verweigerung einer Teilnahme, wenn die ohne Passwort nicht möglich ist.
Ach, da fällt mir noch etwas ein: Wie wäre es mal wieder mit einem ganz normalen Wochenende?
Ich meine ganz einfache Tage ohne Harley Days, ohne Heldenlauf, ohne Cyclassic, ohne Marathon, ohne Absperrgitter und Flatterband, ohne Halteverbot, ohne Feuerwerk, ohne siebte Hochzeits-Huperei an einem Nachmittag, ohne Flieger im 3-Minuten-Takt am Sonntagmorgen und ohne dröhnende Mississippi-Dampfer mit Dumpf-Beats. Es soll ja Leute geben, die kennen gar keine „normalen“ Tage mehr. Wir sind eben eine alltagsverwöhnte Spaßgesellschaft.
Bin ich nun ein alter Spießer oder habe ich einfach mal die Schnauze voll von Reizüberflutung und Licht- und Lärmverschmutzung?
Keine bange, mein Spaßbedürfnis kommt schon wieder und den „beautiful noise“ der Großstadt liebe ich immer noch.
P.S. „Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß, wie Wolken schmecken.“


